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Serie

20 Jahre Nationalpark
Wie aus Eifeler Waldarbeitern die Hüter des Nationalparks wurden

Lesezeit 6 Minuten
Nationalpark-Ranger Arno Koch läuft über eine kleine Brücke, rundherum sind Wiesen, Bäume, Brennnesseln und Blumen. Er trägt den typischen Ranger-Hut, eine braune Fleece-Jacke und eine hellbraune Hose.

Arno Koch war gut 15 Jahre Waldarbeiter, dann wurde der Nationalpark gegründet und Koch wurde zum Ranger.

Als vor 20 Jahren der Nationalpark Eifel gegründet wurde, hatte das Einfluss auf die Menschen, die bereits in den Wäldern arbeiteten.

Arno Koch ist gerne draußen. Da, wo grüne Baumkronen in den Himmel ragen, abseits von Straßenlärm und Alltagstrubel, ist er am liebsten. „Da fühle ich mich Zuhause“, beschreibt er seine Gefühle für den Wald. Koch trägt braune Fleece-Jacke, hellbraune Hose und Wanderschuhe – das typische Outfit eines Nationalpark-Rangers. Wenn er draußen unterwegs ist, kommt noch ein Hut mit breiter Krempe hinzu.

Der 55-Jährige gehört zu denjenigen im Nationalpark Eifel, die schon von Anfang an dabei sind. 20 Jahre liegt die Gründung des bisher einzigen Nationalparks in Nordrhein-Westfalen zurück. „Damals war ich ganz normaler Forstwirt, ein gelernter Waldarbeiter“, erzählt Koch. Er arbeitete damals beim staatlichen Forstamt Hürtgenwald. „Ich habe Bäume gefällt und Bäume gepflanzt“, beschreibt er in groben Zügen seine zurückliegenden Aufgaben.

Forstwirte ließen sich ein Jahr lang umschulen

Als die Idee des Nationalparks aufgekommen sei, seien die beiden Amtsleiter Gerd Ahnert (Hürtgenwlad) und Henning Walter (Gemünd) von Anfang an sehr dafür gewesen, erinnert sich Koch. So habe es von Beginn an eine positive Stimmung rund um das Projekt gegeben. Sorge, was dann aus den Jobs der Waldarbeiter und Forstwirte werde, sei gar nicht erst aufgekommen. Er und seine Kollegen vertrauten Ahnert und Walter. Ihnen sei von Beginn an zugesichert worden, dass ihre Jobs nicht in Gefahr seien, so Koch.

„Ich konnte die ja nicht im Regen stehen lassen“, betont Henning Walter 20 Jahre später. Er habe jedem gesagt: „Jeder, der dieses Projekt nicht mittragen will oder kann, für den organisiere ich eine adäquate Stelle in einem anderen Forstamt.“ Nur einer entscheid sich dafür, die anderen ließen sich umschulen.

So auch Arno Koch. Er machte eine Fortbildung zum geprüften Natur- und Landschaftspfleger, kurz Ranger. Keine ganz so leichte Aufgabe. Die Forstwirte mussten sich dafür ein Jahr lang fortbilden. Das seien mehr als 640 Lehrstunden mit Zwischen- und Abschlussprüfung gewesen, erinnert sich Koch. Am ersten Tag sei es sehr viel um Recht und Gesetze gegangen. „Ich war mehr oder weniger 20 Jahre frei im Wald, da war das erstmal eine Herausforderung“, sagt er und schmunzelt.

Nationalpark hat kein Forstamt, sondern eine Verwaltung

Doch er zieht es durch und hat es nach eigenen Angaben nicht bereut. Nach der Ausbildung habe jeder drei Wünsche äußern könne, in welchem Bereich er im Nationalpark arbeiten möchte, berichtet Koch. Ob als klassischer Forstwirt, in der Schreinerei, bei der Wacht – es habe viele Möglichkeiten gegeben. Und: Walter habe jedem zugesagt, dass einer der drei Wünsche erfüllt werde, sagt Koch. „So wurde keiner in etwas hineingezwungen, was er nicht wollte.“

Denn nicht nur die Aufgaben der Forstwirte änderte sich mit Gründung des Nationalparks, auch die des Forstamtes in Schleiden. Das wurde zur Nationalparkverwaltung. Manch einer bezeichnet es noch heute als Nationalparkforstamt. Walter hört das nicht gerne. Die Verwaltung habe ganz andere Aufgaben als ein Forstamt, betont er. Grob könne man diese in vier Teilbereiche unterteilen: Forschung, Kommunikation, Umweltbildung und Management.

Ich habe mir nicht vorstellen können, dass Menschen, die so lange mit der Motorsäge in der Hand gearbeitet haben, sich mit solchem Herzblut diesen Aufgaben widmen.
Henning Walter, ehemaliger Leiter des Nationalparks

Koch landete vor 20 Jahren bei der Nationalparkwacht. Die gehört zu dem Bereich Kommunikation. „Unsere Hauptaufgabe ist tatsächlich die Gebietskontrolle“, berichtet der Ranger. Jeden Tag gehen er und seine Kollegen durch den Nationalpark und achten darauf, dass alle Regeln eingehalten werden. Sie sammeln Müll auf, der liegen gelassen wurde, helfen der Forschungsabteilung und sind Ansprechpartner für alle Besuchenden des Nationalparks. Die zweitgrößte Aufgabe seien Führungen und Öffentlichkeitsarbeit.

„Ich habe mir nicht vorstellen können, dass Menschen, die so lange mit der Motorsäge in der Hand gearbeitet haben, sich mit solchem Herzblut diesen Aufgaben widmen“, lobt Henning Walter die Ranger. Sie stellten sich auf jeden Besuchenden ein, egal ob Kinder oder Erwachsene.

Jeden Tag sind Ranger im Nationalpark Eifel unterwegs

Zu Beginn des Nationalparks habe er noch viel aufklären müssen, berichtet Koch. Viele Menschen befürchteten, sie dürften nun gar nicht mehr in den Wald. Heute erfahre er vor allem Wertschätzung und Anerkennung von den Besuchenden.

Das gesamte Gebiet des Nationalparks sei in sieben Bezirke unterteilt, sagt er weiter. Pro Bezirk sind immer zwei Ranger im Einsatz. Koch arbeite immer zehn Tage am Stück, dann hat er vier Tage Pause. Im Sommer gebe es auch oft Spätschichten, berichtet Koch. Wenn es abends länger hell ist, ziehe es viele an den Rursee. Nicht selten, um ein Lagerfeuer zu machen. Deshalb patrouillieren die Ranger den Uferstreifen des Nationalparks inzwischen mit einem Boot.

Im Wald fühlt sich Ranger Arno Koch Zuhause

Jeden Monat ist Koch in einem anderen Bezirk unterwegs. Dabei läuft er stets zu Fuß viele Kilometer durch die Natur. Einsam sei das aber nicht, betont er. Meistens treffe man immer mal wieder jemanden. Zur Narzissenblüte komme man manchmal kaum voran, so viele Besuchende löcherten ihn dann mit Fragen. Im Winter sei es dafür ruhiger.

Koch gefällt sein Job als Ranger sehr. Am meisten Freude mache es ihm zu sehen, wie sich der Nationalpark entwickele und die eigenen Arbeit Früchte trage. Er sei schon immer sehr offen für Naturschutz gewesen und habe im Wald stets mehr als eine Geldquelle gesehen, sagt er. Einen Erholungsraum, eine Quelle für gute Luft, einen Wohlfühlort – ein Zuhause eben.


In der Nationalparkverwaltung kommt es auf die Menschen an

„Ich habe in meinem Leben nie so viel gelernt wie in der Zeit im Nationalpark“, sagt Henning Walter. Von 2004 bis 2016 leitete er den Nationalpark Eifel. Von Anfang an war er eine der treibenden Kräfte hinter dem Projekt.

Der Nationalpark Eifel sei deshalb so besonders, weil er von den meisten Menschen sofort mitgetragen worden sei, berichtet er: „Das ist für eine Verwaltung ein großer Vertrauensvorschuss.“ Sie trage eine hohe Verantwortung. In seinen Augen war es gut, dass diejenigen, die die Planung des Nationalparks gemacht haben, später auch alle Teil der Verwaltung wurden.

Ein Mann mit längeren weißen Haaren und kurzärmeligen, gestreiften Hemd steht auf einer Brücke, im Hintergrund sind Häuser und Bäume zu erkennen.

Rund zwölf Jahre lang leitete er die Geschicke des Nationalparks: Henning Walter.

Dass diese im ehemaligen Forstamt Schleiden untergebracht war, habe für ihn auch gepasst. „Das war ein sehr ansprechendes Verwaltungsgebäude. Zwar viel zu klein, aber es hatte Flair“, sagt er. Doch seit der Flut steht das Gebäude leer. Inzwischen ist klar: Es muss abgerissen werden. Stattdessen sollen Holzmodule errichtet werden.

Seit Jahren gibt es auch Überlegungen, dass die Nationalparkverwaltung nach Vogelsang umzieht. Walter hält da nicht so viel von: „Eine Verwaltung beschäftigt sich mit Menschen, also gehört sie auch dahin, wo die Menschen sind.“

Henning Walter lebt nach wie vor in Bad Münstereifel. Den Nationalpark besucht er kaum noch, schon bei seiner Verabschiedung hatte er angekündigt, sich künftig aus allen Nationalparkdingen herauszuhalten. Daran hält er sich.