Schleiden-Vogelsang – Was ist möglich, wenn ein potenter Fördergeber wie die Europäische Union Mittel für innovative Projekte verspricht? Eigentlich sehr viel, könnte die Antwort sein, die das dritte Leader-Forum bereithielt, das am Samstag im Kino in Vogelsang stattfand. Mit Beispielen stellten sich neun Leader-Aktionsgruppen aus NRW, Rheinland-Pfalz, Ostbelgien und Luxemburg vor. So war der Geltungsraum des Forums auch großzügig mit „Eifel-Ardennen“ umfasst. Da die aktuelle Förderphase des Leader-Programms zu Ende geht, bot das Forum eine Möglichkeit, sich einen Überblick über die Vielfalt der Projekte zu verschaffen.
Leader
Auch wenn Leader englisch klingt, ist es das Akronym des französischsprachigen Titels „Liaison entre actions de développement de l’economie rurale“, was „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“ bedeutet.
Seit 1991 gibt es das Programm bereits, zurzeit neigt sich die fünfte Förderphase ihrem Ende entgegen. Die Mittel für die Projektförderungen entstammen dem
Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER). (sev)
„Die Leader-Region Eifel ist eine der erfolgreichsten“, bilanzierte ihr Vorsitzender Stefan Grieshaber. Rund 30 Projekte seien in der aktuellen Förderperiode umgesetzt und dabei rund drei Millionen Euro ausgegeben worden, die auf diese Weise in die Leader-Region Eifel gekommen seien. „Wir haben eine Million als Nachschlag bekommen, die aus den Budgets von Regionen kommen, die ihr Geld nicht komplett umgesetzt haben“ erklärte er. Diese Mittel können noch im Laufe des nächsten Jahres verwendet werden. Er gehe davon aus, auch in der nächsten Phase die erfolgreiche Arbeit fortsetzen zu können.
„Eifel ist mehr als ein Freilichtmuseum mit toller Landschaft“
2019 hat das bislang letzte Forum in Prüm stattgefunden. „Da hatte sich keiner von uns vorgestellt, was wir für Zeiten vor uns haben“, sagte Moderator Klaus Schäfer angesichts von Corona und Flut. „Die Eifeler haben gezeigt, wie widerstandsfähig sie sind“, griff Landrat Markus Ramers den Faden auf. Die Eifel habe zusammengestanden und Solidarität bewiesen. „Eifel ist mehr als ein Freilichtmuseum mit toller Landschaft“, sagte er.
Zahlreiche Beteiligte
Die Arbeit am Konzept für die nächste Förderphase beginnt laut Regionalmanager Nicolas Gath in diesen Tagen. Die Abgabe ist am 4. März. Da man vor der vergangenen Förderphase anderthalb Jahre Zeit hatte, müssen sich die Verantwortlichen nun sputen.
Rund 30 Projekte sind in der NRW-Eifel in der zurückliegenden Förderphase realisiert worden. Dafür wurden rund drei Millionen aus dem Leader-Programm ausgegeben. Ein Lieblingsprojekt hat Gath dabei nicht – das Smart-Living-Projekt, das von dem Regionalbüro angestoßen worden ist, liegt ihm jedoch sehr am Herzen. Überregional bezeichnet er die Geno-Eifel als bemerkenswert sowie die Projekte Eifel-Trekking und „Natürlich Dorf“.
Einige tausend Menschen waren nach Gaths Einschätzung direkt an den Projekten beteiligt: „Doch durch solche Projekte wie die Tourismuswerkstatt haben noch viel mehr Menschen von den Fördermöglichkeiten profitiert.“ (sev)
Eine Reihe von Zukunftsthemen gelte es zu bewältigen: Digitalisierung, Klimawandel, Energiewende oder auch medizinische Versorgung. „Leader betont den Zusammenhalt über Grenzen“, sagte Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär im NRW-Umweltministerium. Die Stärke des Programms sei seine Flexibilität und die Anpassungsfähigkeit auf die unterschiedlichen Regionen. Ähnlich äußerten sich Andy Becht, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium in Rheinland-Pfalz, Manfred Poth, Vorsitzender des Naturparks Nordeifel, und Isabelle Weykmans, Ministerin in der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
Über seine Studien zur „Strategische Kooperationen“ informierte Dr. Sebastian Elbe. Angesichts der vor der Tür stehenden Förderphase sei es wichtig, in Kooperationen größer zu denken und Ressourcen zu sammeln. Die Themen seien die Schärfung von Markenbotschaften, die Entwicklung von Fachkräften und das regionale Image. „Sie können nicht nach außen tragen, was Sie nicht nach innen leben“, mahnte er die Beachtung von regionaler Identität an: „Am Ende geht es darum, Wissen zu teilen und Mehrwert für alle zu generieren. Das ist eine Riesenchance.“
Auf dem Marktplatz der Möglichkeiten präsentierten sich beispielhafte Projekte aus den Leader-Regionen. Darunter waren so unterschiedliche Vorhaben wie die Dorfhühner aus Bleckhausen in der Vulkaneifel oder das Notarztprojekt aus Adenau. Die Zülpicher Börde stellte ihr kreisübergreifendes Projekt „Bördefeuer“ vor, bei dem fünf Feuerwehren sich mit einer gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit offensiv um Nachwuchs und Imagepflege verdientmachen. „Wir wollen die Akzeptanz für das Ehrenamt stärken“, sagte Peter Berndgen von der Feuerwehr Nörvenich. Das Projekt sei bundesweit einzigartig. Denn die Einsätze würden immer häufiger und schwieriger werden. Dazu stellte „Bördefeuer“ ein digitales Ausbildungssystem vor. Dabei können Feuerwehrleute mit einer VR-Brille den Einsatz bei einer Brandbekämpfung im digitalen Simulator einstudieren und jeden Handgriff wie in der Realität proben. „Wir sind eine der ersten Feuerwehren, die es hatten“, sagte Thorsten Ley stolz. Derzeit befinde sich das Verfahren noch in der Erprobung.