Gemälde im FlutschlammSchleidener sucht nach Überarbeitung den Eigentümer des Bildes
Schleiden – Es ist schon so etwas wie ein kleines Wunder. Kurz nach der Flut Mitte Juli entdeckte Horst Reißdörfer aus Scheuren im Schlamm ein völlig verdrecktes Gemälde des Eifelmalers Paul Cremer. Drei Monate später erstrahlt es dank Alois Sommer aus Schleiden und Lothar Thiel aus Scheuren in neuem Glanz. Nun wird der Eigentümer des Bildes gesucht.
Nach der Flut hatte sich Horst Reißdörfer nach Gemünd aufgemacht, um dort zu helfen. Dabei entdeckte er das Gemälde in der Nähe der Kreissparkasse an der Ecke Aachener Straße/Neustraße. „Teile davon schauten aus dem Schlamm heraus. Das Bild war so stark verschmutzt, dass man die Umrisse darauf kaum noch erkennen konnte“, erzählt Alois Sommer, der ehemalige Bürgermeister der Stadt Schleiden und Leiter der Realschule.
Herz hat geblutet
Als Sommer das Werk des Eifelmalers Paul Cremer in den Händen hielt, blutete dem, wie er selbst über sich sagt, „Freund alter Bilder“, das Herz. Nur die Signatur von Cremer sei noch relativ gut zu lesen gewesen. Der Rest des Bildes sei aber von braunen Schlammresten bedeckt gewesen. „Horst Reißdörfer hatte erfahren, dass ich Bilder mit Motiven aus der Eifel sammele. Er hat dann kurzerhand das Gemälde in den Kofferraum gepackt und stand plötzlich vor meiner Tür“, erinnert sich Sommer.
Kunstfreund kennt sich aus in der Szene
Der mittlerweile 93 Jahre alte Kunstfreund kennt sich in der Szene aus und besitzt, wie er erzählt rund 100 dieser alten Werke, die er zum weitaus größten Teil dem Eifelmuseum in Blankenheim als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat. „Ich wollte das Bild von Cremer nicht ins Wohnzimmer holen, weil ich mir die Teppiche nicht versauen wollte.“
Am nächsten Tag ließ Sommer dann vor seinem geistigen Auge die Auktionshäuser und Galeristen Revue passieren, mit denen er in der Vergangenheit zusammengearbeitet hat: „Dabei fiel mir dann Lothar Thiel ein, der langjährige Betreiber des ehemaligen Ratskellers. Der verkaufte in seinem Kunstsalon Antiquitäten aller Art, alte Bilder und antike Uhren.“ Thiel, so wusste Sommer, hat viel Ahnung von und eine große Erfahrung im Umgang mit alten Schätzen: „Also habe ich das Bild in mein Auto geladen und bin nach Scheuren gefahren.“
Motivsuche war alles andere als leicht
Ganz vorsichtig habe Thiel dann das Gemälde aus dem Rahmen genommen und es anschließend gereinigt und mit milder Lauge gewaschen. „Das geschieht in mehreren Schritten. Dafür muss man viel Geduld haben.“ Den beschädigten Rahmen des Gemäldes habe Thiel gleich mitrestauriert und das Bild anschließend wieder eingesetzt und neu verkeilt. „Danach haben wir uns das Bild angesehen und uns gefragt, was darauf zu sehen ist.“
Ganz so leicht war die Motivsuche nicht, doch Sommer wusste sich natürlich auch in diesem einem Fall zu helfen: „Ich bin mit dem Bild zu dem Dreiborner Heimatforscher Alfred Wolter gefahren, der so alt ist wie ich.“ Wolter beschäftigt sich seit seiner Jugend mit der Heimat- und Ortsgeschichte vor allem von Dreiborn und hat eine umfangreiche Sammlung zu regionalen Themen zusammengestellt.
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„Er hat gesagt, dass das Gemälde von Cremer das Herrenhaus und einen Turm der Burg Dreiborn zeigt, wie sie vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ausgesehen haben“, berichtet Sommer. Weil es sich um eine selten gewählte Ansicht handele und ein Zustand gezeigt werde, der heute nicht mehr existiere, sei das Werk zudem auch als historische Quelle von Bedeutung.
„Paul Cremer ist 1923 in Golbach geboren und hat erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Malen begonnen. Deshalb muss das Werk nach einer Vorlage entstanden sein, die es vielleicht mittlerweile nicht mehr gibt“, erläutert der 93-Jährige. Das Gemälde mit der Ansicht von Burg Dreiborn sei aktuell in einem sehr guten Erhaltungszustand: „Jetzt müssen wir nur noch den rechtmäßigen Eigentümer finden.“ Wer weiß, wem das Bild gehört, kann sich bei Alois Sommer in Schleiden melden.