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Steinerutschen hat ein EndeNeue Treppe für Taucher zum Rursee eingeweiht

Lesezeit 4 Minuten

Über die Treppe können die Taucher mit ihrer schweren Ausrüstung nun sicher in den Rursee einsteigen.

Schmidt-Eschauel – Es herrscht eines dieser kaltfeuchten Eifelwetter, bei denen man gerne abtauchen möchte, um den Schauern zu entkommen. Doch dafür ist der Rursee vielleicht nicht der angenehmste vorstellbare Ort. Sechs Grad Wassertemperatur sind nicht gerade eine kuschelige Alternative zum eisigen Wind.

Das sehen die Mitglieder des Sporttauchclubs (STC) Heimbach natürlich anders. „In 20 Meter Wassertiefe herrscht das ganze Jahr über die gleiche Temperatur, das ist im Sommer eher erfrischend“, sagt Jochen Klug, der Vorsitzende der Heimbacher Taucher, schmunzelnd. Und Harald Schütte, Tauchlehrer des STC und Rurseebeauftragter des Tauchsportverbands NRW (TSV), ergänzt, dass die Trockentauchanzüge, die von 80 Prozent der im Rursee tauchenden Sportler getragen werden, gute Kälteschutzeigenschaften bieten.

Nun herrscht Hochbetrieb an diesem kalten Morgen in Eschauel am Ufer. Denn mit dem Beginn der Tauchsaison wird die neue, tief ins Wasser führende Treppenanlage den Tauchern am Rursee endlich die Möglichkeit bieten, sicher ins und aus dem Wasser zu kommen.

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Das Recht, im See zu tauchen, hat der STC Heimbach vom Besitzer des Gewässers, dem Wasserverband Eifel-Rur, zugesprochen bekommen. So kümmern sich die Heimbacher auch darum, dass das Tauchen im Rursee sicher ist. Es wird berichtet, dass es früher mehrere Todesfälle gegeben habe – doch seitdem alles gut organisiert und strukturiert sei, sei nichts mehr passiert. „Tauchen ist, wenn es richtig gemacht wird, eine der sichersten Sportarten“, stellt Eva Selic, Vorsitzende des TSV NRW, klar.

Entsprechend aufwendig überwachen die Rurseebeauftragten Schütt und Johannes Joisten, wer sich unter die Wasseroberfläche begibt. Eine Anmeldung ist notwendig, dabei muss eine ärztliche Gesundheitsbescheinigung vorgelegt werden. Zwei Tauchplätze werden vorgehalten. Basis 2, an der es flacher ins Wasser geht, ist für alle Taucher geeignet, während Basis 1, wo eine Steilwand bis in 50 Meter Wassertiefe abfällt, nur den besten vorbehalten ist. Funkgeräte, die im Notfall eine schnelle Alarmierung ermöglichen, werden an den Tauchplätzen vorgehalten. Im Fahrzeug, das den Transfer der schweren Ausrüstung vom Parkplatz zum Tauchplatz an den Wochenenden und Feiertagen gewährleistet, ist Sauerstoff, ein Notfallkoffer und ein Defibrillator für die Erstversorgung im Unglücksfall vorhanden.

Steile Hänge

Ein Problem stellte bislang der Einstieg ins Wasser dar. Über Geröll und Steine mussten die Taucher mit ihrer schweren Ausrüstung die steilen Hänge hinab und nach dem Tauchgang wieder hinauf. Deshalb bemühte der STC sich seit 2016, Treppen am Ufer zu installieren. Zwei Jahre dauerte es, die erforderlichen Genehmigungen einzuholen. Die Finanzierung der Kosten von 15500 Euro wurde zu 65 Prozent mit einer Leaderförderung, 25 vom Landesverband und 10 Prozent als Eigenanteil des STC gestemmt. Als im Oktober 2018 endlich die Genehmigung vorlag, musste es schnell gehen. Nach dem trockenen Sommer war der Wasserstand so weit gesunken, dass im November gebaut werden konnte. Die Treppe am Tauchplatz 1 führt nun über 15 Höhenmeter in die Tiefe. Tauchplatz 2 bietet immer noch acht Höhenmeter. „Heute liegt der Wasserstand wieder zehn Meter höher“, sagt Schütt.

Auch das Umfeld wurde verbessert. Um die schweren Sauerstoffflaschen anzulegen, wurden so genannte „Anrödelhilfen“ errichtet, die ansonsten von Wanderern als Picknicktische genutzt werden können. Am Parkplatz, wo ein Bauwagen als Basis steht, werden Schließfächer bereitgestellt, in denen die Taucher ihre Wertsachen einschließen können.

Mit dem Heimbacher Bürgermeister Peter Cremer, dem stellvertretenden Bürgermeister Jochen Erler aus Nideggen und Norbert Brewer, stellvertretender Bürgermeister aus Simmerath, waren auch Vertreter der anliegenden Kommunen ans Seeufer gekommen. „Wir wollen das Tauchen am Rursee touristisch fördern“, sagte Cremer. Nachdem es vorher nötig gewesen sei, über die Steine zu rutschen, sei nun die Möglichkeit verbessert, ins Wasser zu kommen. Erler wies darauf hin, dass es gelungen sei, „lärmintensive Nutzungen“ wie eine Sommerrodelbahn oder einen Kletterpark vom Rursee fernzuhalten. Lärm verursachen die Taucher wahrlich nicht: „Das macht blubb blubb – und weg sind sie“, scherzte er.

Im September wird der TSV NRW sein Landesjugendtreffen am Rursee abhalten, verriet Eva Selic. Dann könnten die Nachwuchstaucher den Rursee kennenlernen und würden sicher ihren Eltern davon erzählen, um mit ihnen wiederzukommen.