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Raser ausbremsenNeue „Blitzer“, die nicht mehr richtig blitzen

Lesezeit 4 Minuten

Schwer verletzt wurde im März ein Autofahrer an der Kreuzung B 266/Enzener Straße bei Obergartzem. (Archivfoto: Steinicke)

Eifelland – In Zukunft wird es an drei Punkten im Kreis jetzt noch schärfere Bilder von Autofahrern geben, falls sie die höchstzulässige Geschwindigkeit überschreiten. Und sie werden mit hoher Wahrscheinlichkeit zunächst nicht einmal bemerken, dass sie geblitzt worden sind. Dafür dürfte dann aber die Überraschung groß sein, wenn später der Bußgeldbescheid eintrudelt.

Drei moderne, stationäre Geschwindigkeitsmessanlagen wird der Kreis Euskirchen in den kommenden Tagen installieren lassen. Diese werden an der Kreuzung der B 266 mit der Enzener Straße in Obergartzem sowie in Euskirchen auf der L 264 (Frauenberger Straße) in Höhe der Einfahrt zur Mercator-Kaserne in Fahrtrichtung zur Autobahn 1 mit „Argusaugen“ die Autofahrer beobachten.

Es handelt sich um Messgeräte vom Typ „S 330“ der Firma Jenoptic Robot. Diese verfügen über digitale Beweissicherung. Die Messung der Geschwindigkeit erfolgt über in der Fahrbahn eingelassene Sensoren nach dem Prinzip der „Weg-Zeit-Messung“.

„Revolutionärer BlackFlash“

2012 wurden vom Kreis 5,077 Millionen Euro an Buß- und Verwarngeldern eingenommen. 2013 dürfte die Summe gleich hoch ausgefallen sein. Nicht nur Bußgeldbescheide, sondern auch andere Verfahren wurden erfasst.

Derzeit betreibt der Kreis neben seiner mobilen Messanlage zehn weitere stationäre Anlagen. Diese befinden sich in Blankenheim-Nord (B 51 in Richtung A1), Freilingen (an der L 115 in Richtung Ahrhütte), Schmidtheim (B 51 in Richtung Trier), Euskirchen an der Mercator Kaserne (L 264 in Richtung Euskirchen), bei Wißkirchen an der Auffahrt A1 (B 266 in Richtung Euskirchen), bei Kalenberg (an der B 266 in Richtung Euskirchen), in Kommern (B 266, Mechernicher Weg, in beide Richtungen), Weilerswist-Vernich (Trierer Straße in Richtung Euskirchen), Füssenich (B 56 in Richtung Zülpich) und in Zülpich an der Römerallee (B 265 in Richtung Siechhaus). Hinzu kommen nun die beiden modernen Anlagen (das Bild zeigt vier Anlagen bei Solingen).

Zu den von der Kreispolizei festgestellten Unfallschwerpunkten mit mindestens drei Unfällen pro Jahr gehören diese Punkte bis auf die B 265 in Zülpich nicht. Gefährlich ist es auch in Weilerswist (L 163, Autobahn-Abfahrt aus Richtung Koblenz), Euskirchen (Roitzheimer Str./Philipp-Reis-Str.) sowie die Frauenberger Str./Berger Str./Malmedyer Str. und am Kreisel Mittelstr./Walramstr., Mechernich (L 165/A1-Anschlussstelle) und Zülpich B 477/L11. (pe/Foto: Jenoptik AG)

Die Geräte, so wirbt der Hersteller auf seiner Internet-Seite, seien mit „revolutionärem BlackFlash“ ausgestattet. Die Blitz-Technik im Infrarotbereich soll für das menschliche Auge nahezu unsichtbar bleiben. Das hat nach Angaben der Firma einen positiven Sicherheitsaspekt: Bei Geschwindigkeitsverstößen wird der Fahrer nicht geblendet und aufgeschreckt. Die digitale „Robot SmartCamera“ zeichne hochauflösende Bilder auf, mit denen Kennzeichen und Fahrer eindeutig identifizierbar seien.

Die Aufstellung der neuen „Blitze“ in Obergartzem ist quasi die Ultima Ratio der Behörden. Mehrmals kam es dort in den vergangenen Monaten zu schweren Unfällen, am 23. März starb ein Mensch. Regelmäßig wird derzeit an dieser Stelle von Rasern die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 70 Stundenkilometern überschritten. Gemessene Geschwindigkeiten von 100, 120 und sogar 130 km/h seien keine Seltenheit, teilte Kreispressesprecher Walter Thomaßen der Rundschau mit. Außerdem sei bei Kontrollen festgestellt worden, dass die dort installierte Ampel vielfach ignoriert werde.

Durch das Zusammentreffen von Rotlichtmissachtung und überhöhter Geschwindigkeit des Querverkehrs sei es zu den schweren Unfällen gekommen. Da dem Übel mit baulichen Veränderungen nicht beizukommen sei, bestehe nur in der konsequenten Ahndung der Vergehen eine Chance, die Gefahrenlage zu entschärfen. Die Messanlage werde unmittelbar vor der Kreuzung installiert, um zu erreichen, dass die Fahrer rechtzeitig bremsten.

Die zweite neue „Blitze“ wird auf der Frauenbergerstraße (L 264) in Euskirchen in Fahrtrichtung A1 in Höhe der Bushaltestelle Mercator-Kaserne aufgestellt. Dort werde häufig wesentlich schneller als die zulässigen 70 km/h gefahren. Walter Thomaßen: „Messungen des Landesbetriebs Straßen NRW haben ergeben, dass die durchschnittlich gefahrene Geschwindigkeit sogar 107 km/h beträgt.“

Es bestünden daher erhebliche Gefahren für Personen, die zur Bushaltestelle oder zur Kaserne queren müssten. Auch der Querverkehr der Kaserne soll dadurch sicherer werden. Die derzeit dort in Gegenrichtung installierte Messanlage vom Typ „TraffiPhot S“ wird im Zuge von Baumaßnahmen ebenfalls durch eine moderne „S 330“ ersetzt.

Anlagen kosten den Kreis nichts

Die Anlagen kosten den Kreis übrigens nichts. Denn die Firma Jenoptic stellt diese selbst auf und erhält dafür einen gewissen Anteil an den anfallenden Bußgeldern. „In Bruchteilen von Sekunden“, so Thomaßen, gelangten die Aufnahmen über Datenleitungen zur Bußgeldstelle. Sabotage sei also nutzlos. Damit sollte eigentlich jeglicher Anreiz wegfallen, die Anlagen zu beschädigen. Sollte doch jemand sein Mütchen daran kühlen wollen, trägt den Schaden die Firma Jenoptik. Und die hat eine entsprechende Versicherung abgeschlossen.