Wettbewerb21 Kandidaten im Kreis Euskirchen treten bei „Unser Dorf hat Zukunft“ an

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Ein gelber Bagger steht auf einer Baustelle im Wald: Hier wird bei Nettersheim-Holzmülheim der Park an der Erftquelle umgebaut.

Hier tut sich was: In Holzmülheim wird der Park an der Erftquelle derzeit umgebaut.

Die Kommission ist unterwegs: 21 Kandidaten haben eine Stunde, ihre Dörfer im Zukunfts-Wettbewerb zu präsentieren. Die Wertung ist geheim.

Fast ein wenig mitleidig sieht Edgar Klein auf das alte Backsteingebäude, dessen Dach sich bedenklich durchbiegt und erste Löcher aufweist. „Viel ist da ja in den letzten vier Jahren nicht passiert“, sagt er leise, aber immer noch so laut, dass es jeder hören kann.

Für Markus Mostert ist das ein Moment, den es eigentlich zu verhindern gilt. Er stellt als Ortsvorsteher von Buir sein Dorf der Bewertungskommission des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“, dem Nachfolger von „Unser Dorf soll schöner werden“, vor. Alte Bekannte eigentlich, denn die meisten der acht Juroren haben bereits mehrere Male mitgemacht. Wie auch Klein, der sich gut an den damaligen Rundgang erinnert. „Uns kann man kein X für ein U vormachen“, sagt er.

Drei Bereiche sind wichtig für die Bewertung der Dörfer

Der Ortsvorsteher hat eine Stunde Zeit, den Ort in all seinen Facetten darzustellen. Für die Kommissionsmitglieder ist es Routine, in diesem Wettbewerb ist es der zweite Rundgang. Gleich geht für sie weiter nach Holzmülheim, nach einer kurzen Mittagspause stehen Bouderath und Roderath auf dem Plan.

An sechs Tagen ist die Gruppe mit ihrem Bus unterwegs. Dabei hat sie in diesem Jahr nicht so viel Arbeit: 2020 waren noch 41 Dörfer dabei, in diesem Jahr sind es 21. Aus den Kommunen Blankenheim, Dahlem, Schleiden, Euskirchen und Weilerswist gibt es gar keine Bewerbungen, aus der Stadt Mechernich ist mit Kallmuth nur ein Ort vertreten.

Einige Frauen und Männer stehen in einem kleinen Saal mit braunem Parkettboden und hellen Wänden.

Den renovierten Dorfsaal in der Alten Schule in Buir nahmen die Kommissionsmitglieder in Augenschein.

Ein Mann steht im Buswartehäuschen in Nettersheim-Buir. Im Hintergrund ist eine Frau zu erkennen, die an einem Regal steht, das mit zahlreichen Büchern gefüllt ist.

Originelle Idee haben die Buirer für ihr Buswartehäuschen: Sie haben dort einen Büchertauschschrank eingerichtet.

Die Alte Schule, Bürgerhaus und Ort zum Feiern für die Buirer, zeigt Mostert beim Rundgang. Drei Bereiche sind wichtig für die Bewertung: Infrastruktur und wirtschaftliche Entwicklung, sozialer Zusammenhalt und Kultur sowie Baukultur und Grüngestaltung. In die Karten schauen lassen sich die Juroren allerdings nicht. Was wie gewertet wird, bleibt geheim.

Lediglich spontan anerkennende Äußerungen sind zu hören, etwa am Tauschbücherschrank in der Bushaltestelle in der Ortsmitte. „Gute Idee“, ist zu hören: „Da kann man sich ein Buch nehmen, wenn man zum Bus will.“ Und zur Kontrolle, ob denn auch ein Bus fährt, wird der ausgehängte Fahrplan studiert. Die örtliche Gaststätte, die noch zweimal die Woche offen ist, wird goutiert, genau wie der lebendige Adventskalender oder die geschmückten Gärten. Die Rasenflächen im Dorf wirken allesamt frisch gemäht. „Die Buirer machen viel in Eigeninitiative, davon lebt der Ort“, so Mostert.

Alle Dörfer im Kreis Euskirchen werden von der Jury gleich behandelt

Die Touren der Jury organisiert Heike Schmitz, und das bereits zum dritten Mal. Sie selbst hat keine Stimme im Gremium. Sie führt Protokoll, mahnt zur Eile und lässt erbarmungslos den Hammer fallen, wenn die zur Verfügung stehende Stunde vorbei ist.

„Alle sollen gleich behandelt werden“, betont sie immer wieder. Da nützt es auch Wilfried Pracht, Ex-Bürgermeister von Nettersheim und Bewohner Holzmülheims, nichts, wenn er lachend protestiert: „Nein, das waren doch anderthalb Stunden!“ Zwischen den Orten hält der Bus der Kommission auf einem Parkplatz. Hier beraten die Juroren, vergeben Punkte. Nur als Erinnerungshilfe, betont Schmitz: „Die Punkte werden am Ende nicht bekannt gegeben.“

Der Park an der Quelle der Erft in Holzmülheim wird umgebaut

In Holzmülheim empfangen Ortsvorsteher Josef Falkenberg, Pracht und der Architekt Dirk Lüderwaldt die Kommission. Sie haben sich mit weiteren Holzmülheimern die Verschönerung des Ortes zum Ziel gesetzt. So werden die Juroren nicht nur zur Erftquelle geführt, die gerade umgebaut wird, sondern auch zum Friedhof. „Der ist auch zukunftsträchtig, da kommen wir nämlich alle mal hin“, betont Falkenberg.

Doch auch die Pläne, das einstige Spritzenhäuschen gegenüber der Alten Schule wieder aufzubauen, werden erläutert. Schließlich habe Pracht bereits die ehemalige Handspritze des Dorfes in Witscheiderhof entdeckt und wieder heimgeholt. Auch soll der Bereich der Alten Schule und des Schulgartens aufgewertet und wieder vereint werden, sagt Falkenberg.

Noch bis zum 21. Juni sind die Juroren im Kreis unterwegs. Dann werden die Sieger bekanntgegeben, bevor es zum Landeswettbewerb geht.


Der Wettbewerb

Alle drei Jahre wird der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ auf Bundes-, Landes- und Kreisebene ausgeschrieben. 21 Orte, davon alleine elf Gemeindeteile von Nettersheim, bewerben sich in diesem Jahr im Kreis. Die Dörfergemeinschaft Thürne in der Stadt Bad Münstereifel tritt mit sieben Orten als ein Kandidat an, ebenso Krekel, Roder, Rüth, Benenberg in der Gemeinde Kall. Zwei Golddörfer werden ausgezeichnet, die dann auf Landesebene mitmachen.

41 Orte hatten sich in der vorigen Runde angemeldet, daher konnten damals drei Orte mit Gold ausgezeichnet werden. Billig, Schweinheim und Freilingen erhielten anschließend auf Landesebene eine Silberplakette. Wegen der Corona-Beschränkungen konnte die vergangene Wettbewerbsrunde erst verzögert beendet werden, und der Rhythmus hat sich um ein Jahr verschoben.

Die Bewertungskommission hat bereits zwei Reisetage hinter sich und dabei Sieberath und Zehnstelle sowie Tondorf, Buir, Holzmülheim, Bouderath und Roderath besucht. Am Mittwoch, 12. Juni, werden Frohngau, Engelgau, Zingsheim, Nettersheim und Marmagen besucht. Am Freitag, 14. Juni, stehen Schwerfen, Sinzenich und Bürvenich-Eppenich auf dem Programm, bevor es am Nachmittag nach Kallmuth geht. Am Montag, 17. Juni, führt die Reise nach Krekel, Röder, Ruth und Benenberg, bevor es nach Scheven und Wallenthal geht. Am 21. Juni besichtigt die Jury die Dörfergemeinschaft Thürne und macht zum Abschluss Station in Pesch. 

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