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Ehrung für Nettersheimer Ex-GemeindechefWilfried Pracht ist nun Ehrenbürgermeister

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Vor dem Nettersheimer Kloster gratulierten die Vertreter aus der Politik, der Verwaltung und den Vereinen Wilfried Pracht (r.).

Nettersheim – Es war ein Samstagabend, der Emotionen freisetzte. Offizielle Veranstaltungen leiden mitunter daran, dass sie in Formalitäten ersticken. Doch die Verleihung der Ehrenbürgermeisterwürde der Gemeinde Nettersheim an Wilfried Pracht ließ viele Einblicke in das Verhältnis zwischen dem ehemaligen Gemeindeoberhaupt, seinen einstigen Mitarbeitern und den Nettersheimer Bürgern zu.

Stehende Ovationen für den Ex-Bürgermeister

Gleich zweimal erhoben sich die Gäste in der Klosterkapelle zu stehenden Ovationen, um Pracht ihre Wertschätzung zu erweisen. Sichtlich bewegt blickte der 66-Jährige in das Auditorium, das ihm minutenlang Beifall spendete.

Am 1. November 2020 hatte er seinen Abschied genommen, nach 16 Jahren „Prachtzeit“, wie die Landesministerin für Kommunales und Heimat, Ina Scharrenbach, es ausdrückte, die zur Überraschung von Pracht die Laudatio übernommen hatte. Erst zehn Minuten vor Beginn der Veranstaltung hatte er davon überhaupt erfahren.

Ministerin Ina Scharrenbach hielt Laudatio

Sie fasste den Lebensweg von Pracht zusammen, der fast 50 Jahre zum Wohle seiner Gemeinde gearbeitet habe, da er 1972 als Auszubildender in das Rathaus in Zingsheim gekommen sei. Es sei ungewöhnlich, dass ein Bürgermeister vor seiner Amtszeit bereits in seiner Gemeinde gearbeitet habe.

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In der Klosterkapelle hielt Heimatministerin Ina Scharrenbach die Laudatio.

„Als ich ihn kennengelernt habe, dachte ich: Hui, der hat Strom auf der Tapete“, beschrieb sie ihren ersten Eindruck. Es werde immer gesagt, die Eifeler fühlten sich in Düsseldorf nicht gehört, aber Pracht habe sich gesagt: Düsseldorf ist mir egal, ich mache sowieso, was ich will. Er habe mit Leidenschaft neue Wege für die Gemeinde gefunden und viele Millionen Euro an Fördermitteln nach Nettersheim gebracht.

Auch nach der Flutkatastrophe, die Nettersheim schwer getroffen habe, habe er weiter mitgeholfen. Viele Auszeichnungen und Preise habe Nettersheim in seiner Amtszeit bekommen, zuletzt 2017 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. „Ich fürchte, wir müssen einen neuen Wettbewerb erfinden, damit Sie auch noch eine Chance haben“, sagte sie an den jetzigen Bürgermeister Norbert Crump gerichtet.

Anderthalb Jahre Wartezeit auf die Ehrung

Bereits kurz nach Prachts Abschied im November 2020 hatte der Gemeinderat die Verleihung der Ehrenbürgermeisterwürde an Pracht beschlossen. Doch aufgrund der Corona-Pandemie hatte dieser Festakt genauso wie die offizielle Verabschiedung des langjährigen Gemeindeoberhauptes bis zum vergangenen Freitagabend auf sich warten lassen.

Darbietungen mit Musik und Tanz lockerten das Programm auf, das von Uschi Mießeler und Vanessa Müller organisiert worden war. „Jo’s Kistenkids“, Kinder aus der Grundschule der Gemeinde, trommelten unter der Leitung von Jo Kaster auf ihren Cajóns ein lautstarkes Ständchen. Das Gesangsquartett „Lichtblick“ sang, begleitet vom Pianisten Thomas Gehrke, mehrere Lieder.

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Als Ehrengabe der Gemeinde erhielt Wilfried Pracht (hier mit Ehefrau Gabriele) einen Abguss des Ecksteines der Nettersheimer Brunnenstube am Römerkanal.

Rote Rosen für die Gattin

Auch die Tanzoffensive Nettersheim erwies dem Bürgermeister a.D. mit einem Tanz die Ehre – zur Musik von Hildegard Knefs „Für mich soll’s rote Rosen regnen“. Zum Gesang von Katrin Koll zeigten die jungen Tänzerinnen ihr Können und übergaben Pracht einen Strauß roter Rosen, den er dann postwendend seiner Gattin Gabriele übergab.

Als offizielle Ehrengabe der Gemeinde Nettersheim erhielt er einen 200 Kilo schweren Abguss des Eckkrönungssteins der Brunnenstube „Grüner Pütz“ des Römerkanals mit dem Abbild der Medusa. „Ein Plätzchen dafür habe ich mir schon ausgeguckt, meine Frau weiß es aber noch nicht“, verriet er.„Nun stehe ich zum letzten Mal an dieser Stelle“, sagte Pracht in seinem Redebeitrag, der den Festakt in der Klosterkapelle beschloss. So einen wunderschönen Tag werde er wohl kaum noch einmal erleben.

Fördermittel nach Nettersheim geholt

Nur mit Leidenschaft seien die Ziele, die er sich gesetzt habe, zu erreichen gewesen. „Wir wussten schon in den 1970er-Jahren, was wir an Schätzen in Nettersheim haben“, erklärte er. Die seien genutzt worden, um die Gemeinde nach vorne zu bringen. „Wenn man beherzigt, was man hat, bekommt man auch Ausschreibungen“, schilderte er den in Nettersheim praktizierten Ansatz.

Mit fast 100 Mitarbeitern seien in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Konzepte entwickelt worden. Damals seien die innovativen Pläne entstanden, die bis heute unterstützt würden.

Viele erfolgreiche Projekte umgesetzt

Drei der vielen in seiner Amtszeit angestoßenen Projekte führte er an. So sei die Sanierung des Klosters, in dem die Ehrung stattfand, wohl das Projekt, das am meisten von den Bürgern mitgetragen wurde. Bei der Gesamtschule Eifel sei es gelungen, eine Lücke im Programm der Städtebauförderung zu finden, die über die multifunktionale Öffnung der Schulgebäude möglich gewesen sei.

Auch sei es gelungen, den von der Bertelsmann-Stiftung prognostizierten Rückgang der Nettersheimer Bevölkerung zu stoppen, so dass die Gemeinde mittlerweile wieder rund 8000 Einwohner habe. Es sei viel bewegt worden, doch jetzt gelte es, Kurs zu halten, was durch seinen Nachfolger Crump gewährleistet sei. „Es war mir eine Ehre“, beendete er seine Ansprache, bevor er sich vor dem applaudierenden Publikum verbeugte.

Nettersheimer Vereine auch beteiligt

Auch die vielen Vereine aus der Gemeinde Nettersheim erwiesen dem neuen Ehrenbürgermeister ihre Referenz. Mit Fahnen waren sie zusammengekommen und boten die Kulisse für den Großen Zapfenstreich, der mit Einsetzen der Dämmerung begann.

Mit Fackeln illuminierten die Löschgruppen der Gemeinde den Klosterparkplatz, auf dem die vereinigten Musikvereine aus den elf Dörfern und der Spielmannszug Marmagen unter der Leitung von Günter Giefer und Jörg Schramm spielten.

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Nach „One Moment in Time“ und dem Steigerlied „Glück auf“ sowie dem traditionellen Choral endete der Zapfenstreich mit der Nationalhymne und dem Ausmarsch.