Drei Jahre PlanungErster Naturparcours der Region öffnet in Nettersheim

Schweißtreibend: Auf dem 900 Meter langen Hindernisparcours gibt es auch Teile, die mit leichteren oder auch schwierigeren Passagen für richtige Kletterprofis ausgestattet sind.
Copyright: Hanna Bender
Nettersheim – Wenn Stefan Nagelschmidt zwischen Kletterwänden, Kriechtunneln und Matschpfützen von dem neuen Arboretum-Naturparcours mitten im Wald zwischen Engelgau und Pesch berichtet, leuchten die Augen des 56-Jährigen. Dabei war er es, der zunächst so gar nicht von der Idee seines Geschäftspartners Nicolas Zimmermann überzeugt war. „Nico kam vor fünf Jahren zu mir und wollte an einem Strongman-Lauf teilnehmen“, erzählt Nagelschmidt. Doch er habe abgewunken: „Bin ich zu alt für, ist zu matschig für mich.“
Im Endeffekt habe er sich aber dann breitschlagen lassen. Zum Glück, wie er nun feststellt: „Ich habe die vielen fröhlichen Gesichter von den anderen Teilnehmern nach dem Lauf gesehen. Die Leute hatten viel Spaß und ein echtes Erfolgserlebnis, dass sie die Runde geschafft hatten.“ Einen weiteren Tough-Mudder-Lauf über 32 Kilometer in England später stand dann der Plan: etwas Ähnliches daheim in der Eifel aufzubauen. Aber nicht nur für die Dauer eines Wochenendes, sondern etwas Festes wollten die beiden etablieren.
Grundstück ist von der Gemeinde gepachtet
„Diese Veranstaltungen sind ja gerade im Trend. Es scheint, als entwickele sich daraus eine neue Sportart“, überlegt Nico Zimmermann. Entsprechende Sendeformate im Privat-Fernsehen sprächen ebenfalls dafür, so der 29-Jährige. Im Gespräch mit Nettersheims Bürgermeister Wilfried Pracht zeigte sich der Verwaltungschef ebenfalls begeistert von der Geschäftsidee, erinnern sich die Gründer. Zunächst habe man ihnen das ehemalige Kleinspielfeld hinter dem Nettersheimer Sportplatz vorgeschlagen, doch da seien sie mit Protesten von Anwohnern wegen einer möglichen Lärmbelästigung konfrontiert gewesen, so Nagelschmidt. Außerdem sei das Areal für ihre Pläne zu klein gewesen.
Deshalb habe man den Vorschlag des Bürgermeister gerne angenommen, den Parcours in der „freien Natur“ anzusiedeln. Drei Grundstücke wurden den Ideengebern dazu vorgestellt. Beim Betreten des jetzigen Standorts habe er sofort gemerkt, „das ist es“, erzählt Nagelschmidt. Gut drei Jahre ist das nun her. Das zwei Hektar große Waldstück haben die Gründer von der Gemeinde gepachtet. Zwischen Kiefern, Birken und Mammutbäumen haben sie ihre Vorstellung eines Kletterparcours verwirklicht. Der Name der Hindernisstrecke ist an das Arboretum (lateinisch von arbor für Baum) angelehnt – eine Sammlung verschiedener, auch exotischer Baumarten, die an diesem Ort in den 1980er-Jahren vom Nettersheimer Unternehmer Dr. Ernst Josef Schmitz angelegt wurde.
Alle Auflagen erfüllt
Während der Bauphase des Naturparcours waren besorgte Stimmen laut geworden. Vor allem die Umweltverträglichkeit, die Parkplatzsituation oder auch die Frage nach der Notwendigkeit von Sanitäranlagen stellte sich den Kritikern. Dazu äußerte sich Sven Gnädig von der Pressestelle des Kreises Euskirchen auf Nachfrage: „Die notwendigen Anträge liegen der Kreisverwaltung vor und werden gerade geprüft.“
Sowohl im Bezug auf die Nutzung, den Bauantrag selbst als auch auf die Umweltverträglichkeit spreche seitens der Verwaltung dem Betrieb des Parks nichts entgegen, versicherte Gnädig. (hab)
Bevor es mit den Umbauarbeiten losgehen konnte, galt es allerdings einige Auflagen zu erfüllen, damit etwa umweltschutztechnisch alles im grünen Bereich ist. Dass die Bauten nur „fliegend“ errichtet werden durften, ohne Verankerungen oder Beton-Fundamente, sei beispielsweise eine Vorgabe gewesen, erläutert Nagelschmidt. Vom Tüv müsste die Anlage nicht abgenommen werden, erklärt er weiter, da das Grundstück mit einem Palisadenzaun eingefasst ist. „Die Hindernisse sind trotzdem sicher und tragen sich durch ihr Eigengewicht“, erläutert der Inhaber. Jedes der 25 Holzbauwerke habe ein Statiker berechnet, ehe man sich ans Zimmern gegeben habe. Das haben die beiden Betreiber mithilfe eines sechsköpfigen Teams selbst in die Hand genommen, wie auch sämtliche weiteren Schritte, die zur Fertigstellung nötig waren.
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„Wir haben alles selber gemacht – die Netze geknüpft oder auch die Holzschilder gefräst“, sagt Nico Zimmermann. Bei der Beschilderung der 900 Meter langen Strecke gebe es eine Besonderheit, verrät er: „An manchen Stellen wie den großen Matschkuhlen kann man die sogenannten Chick-Ways benutzen, um das Wasser zu umgehen.“
Extra Areal für Kinder
Die Ausweichpfade sind dem Namen nach mit der Silhouette eines Huhns gekennzeichnet. Was aber ein richtiger Hindernisläufer ist, der scheut sich nicht vor dem Bad im schlammigen Nass – und auch nicht vor den teils schwer zu bewältigenden Hindernissen wie der 2,50 Meter hohen Steilwand. „Wir hatten schon einige Tester hier, sie alle haben den Parcours geschafft“, betont Geschäftspartner Nagelschmidt. Als Zielgruppe haben die beiden Firmen und Touristen-, aber auch Schülergruppen im Blick. Und Profis, die sich auf den nächsten Wettkampf vorbereiten wollen, finden laut den Betreibern das perfekte Trainingsumfeld vor.
Für Kinder haben sie ein extra ausgewiesenes Areal eingerichtet – mit Slack-Line, Seilrutsche und vielen Klettermöglichkeiten für die Kleinen. Nico Zimmermann: „Es geht einfach darum, Spaß zu haben, mal rauszukommen und sich richtig dreckig zu machen.“
Auf 900 Metern über Stock und Stein
25 Hindernisse zum Kriechen, Klettern, Springen oder Laufen können im Nettersheimer Arboretum-Naturparcours allein oder in Teams bezwungen werden. Weitere Angebote wie Outdoor-Fitness-Kurse, ein Wald-Lehrpfad sowie verschiedene Veranstaltungen auf dem Gelände sind in Arbeit. Eine Runde der 900 Meter langen Hindernisstrecke dauert laut den Inhabern etwa 12 bis 15 Minuten, je nach persönlichem Fitnessgrad. Auf dem Gelände werden lizenzierte Trainer die Besucher bei Bedarf anleiten, sagt Nico Zimmermann. Das Programm dazu erstelle man zurzeit in Zusammenarbeit mit der Sporthochschule Köln.
Für Kinder gibt es einen eingefassten Extra-Bereich, wo die kleinen Besucher ab vier Jahren auf 400 Quadratmetern unter Aufsicht einer Begleitperson toben können. Unter anderem befinden sich dort eine Seilrutsche, Balanciermöglichkeiten, Kletternetze und auch eine Slack-Line zwischen den Bäumen. Auf dem gesamten Arboretum-Kids-Gelände herrscht Helmpflicht. Kinder ab 12 Jahren können mit der Einverständniserklärung der Eltern auch den großen Hindernisparcours absolvieren. Jugendliche ab 16 Jahren dürfen diesen alleine betreten.
Alle Besucher müssen vor dem Lauf einen Haftungsausschluss unterschreiben. Das gilt laut den Betreibern auch für Gäste, die sich als Zuschauer auf den speziellen Wegen am Rande der Strecke aufhalten können. Ein Tagesticket für Erwachsene kostet 17,50 Euro, Jugendliche unter 18 Jahren zahlen 14,50 Euro. Der Eintritt für den Kids-Bereich kostet pro Kind 8,50 Euro und 4,00 Euro für die Begleitperson. Zehn Parkplätze befinden sich direkt vor dem Eingang, 25 weitere stehen – bei einem Fußweg von etwa 700 Metern – auf dem Gelände der Schützenhalle zur Verfügung. Dort ist auch eine Sanitäranlage mit Toiletten vorhanden.
Für die Eröffnung am 27. April ab 10 Uhr sind ein Zweier-Team-Contest, Outdoor-Fitness-Kurse und ein Rahmenprogramm geplant. Der Contest findet ab 14.30 Uhr statt. Für den Lauf und die Fitness-Kurse wird um eine Anmeldung per E-Mail (Anmeldeschluss ist der 25. April) oder am Eröffnungstag im Arboretum-Parcours gebeten. (hab)