LiteraturDie Lit.Eifel-Buchmesse konnte wieder in Nettersheim stattfinden
Nettersheim – Auch nach Flut und Corona hat Nettersheim sich wieder als ein Kristallisationspunkt der Literaturszene in der Region bewiesen – als Anziehungspunkt für Verlage und Autoren, Bücherfreunde und Leseratten gleichermaßen. Die achte Eifeler Literaturmesse lockte mehrere Hundert Menschen in das Ausweichquartier.
Da im Naturzentrum, eigentlich angestammter Ort für die Messe, noch die Flutschäden beseitigt werden, waren die Veranstalter ins ehemalige Kloster umgezogen. Dort herrschte zwar teilweise Enge in den schmalen Fluren, doch 26 Aussteller konnten sich mit ihren Büchern und Broschüren, Karten und Hörbüchern präsentieren. Mit dabei waren Verlage, Editionen und Autoren aus Aachen, Daun, Eupen, Weilerswist, Zell, Hillesheim und anderen Orten.
Persischer Dichter Hafez als beliebter Lebensberater
Ein besonderes Angebot hatte sich Hassan Deldjouye Shahir einfallen lassen. Wer wollte, konnte sich von ihm ein Gedicht des berühmten persischen Dichters Hafez vorlesen lassen, der von 1319 bis 1379 in Shiraz lebte. „Er ist mit seinen Gedichten ein Lebensberater für viele Menschen“, erläuterte Shahir. Wer eine Frage habe, werde in den Versen oft eine Antwort finden. Auch Johann Wolfgang von Goethe habe sich von Hafez zu seinem „Fernöstlichen Diwan“ inspirieren lassen.
Einen Lyrikpfad gestaltete Rüdiger Westphal, der eine Reihe von Gedichten an den Wänden des Klosters verteilte. Aus dem ostbelgischen Eupen war der Grenzecho Verlag mit seinen Büchern gekommen. „Wir sollten letztes Jahr schon dabei sein, doch dann wurde leider abgesagt“, sagte Carolin Schulzen. Es gebe viele gute Gründe, an dieser Veranstaltung teilzunehmen, vor allem seien hier nette Menschen mit viel Interesse an Büchern: „Selbst wenn es sich finanziell nicht lohnen sollte, sind wir froh, das gemacht zu haben.“
Gut durch die Coronakrise sei sein Rhein-Mosel-Verlag gekommen, sagte Arne Houben. Jetzt freue er sich auf die Frankfurter Buchmesse, wo er 17 Neuerscheinungen präsentieren wolle. Mit einer gut gefüllten Büchertasche gib der ehemalige Bürgermeister von Nettersheim, Wilfried Pracht, von Stand zu Stand. „In den letzten Monaten habe ich so viele Bücher gelesen wie noch nie in meinem Leben“, gestand er lachend.
Jugendliteraturpreis
Zum neunten Mal vergeben
Ein fester Bestandteil der Literaturmesse ist auch der Eifeler Jugendliteraturpreis, der mittlerweile zum neunten Mal vergeben wurde. 13 Preisträger gab es in zwölf Kategorien, da eine prämierte Geschichte von zwei jungen Autorinnen eingereicht worden war. Anlässlich des 100. Geburtstages der großen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren war als Thema das Motto ihrer ersten und bekanntesten Romanfigur gewählt worden: „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.“
56 Einreichungen
56 Einreichungen hatte es zu dem Wettbewerb gegeben. Mehr als 80 Interessierte drängten sich bei der Verleihung in der Klosterkapelle. Den ersten Preis in der Kategorie von sechs bis neun Jahren gewann Eric Launhardt aus Euskirchen. Der zweite Preis wurde Miriam Jestädt zugesprochen, der dritte dem Autorenduo Matilda Brandt und Ella Jung aus Marmagen.
Viele Gewinnerinnen und Gewinner
In der Kategorie von zehn bis zwölf Jahren siegte Emilie Schüller. Naruin Osso aus Euskirchen errang den zweiten Platz, David Rhie den dritten. Rivke Dolezel siegte in der Altersgruppe von 13 bis 15 Jahren vor Neolani Böcker und Alonja Rhie. Bei den 16- bis 19-Jährigen wurde Lenya Surkus aus Euskirchen mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Zweite wurde Anne Güldenring aus Euskirchen. Der dritte Platz wurde Sophie Scharra aus Monschau zugesprochen.
Über die Entwicklung der Literaturmesse, die während seiner Amtszeit ins Leben gerufen wurde, zeigte er sich zufrieden. „Sie hatte von Anfang an zwei Träger, die Lit.Eifel und die Gemeinde Nettersheim“, erläuterte er. Deshalb sei der Standort Nettersheim gefestigt. „Und nächstes Jahr geht es auch wieder ins Holzkompetenzzentrum“, sagte er und warf seinem Nachfolger Norbert Crump einen fragenden Blick zu. Der nickte zustimmend.
Gute Neuigkeiten für den Literaturstandort Nettersheim hatte auch Martin Schwoll, Inhaber der Buchhandlung Backhaus: „Nächste Woche ziehen wir aus dem Kulturbahnhof in unser neues Domizil.“ In dem Gebäude am Bahnübergang werde ein Bistro mit Buchhandlung eingerichtet. Zwar seien noch nicht alle Umbauten fertig, doch er wolle der nächsten Ausstellung im Kuba nicht den Platz rauben.
Zusammenspiel von Kuba und Buchhandlung
„Ich bin sehr froh über die Gastfreundschaft, die uns gewährt wurde“, sagte er über die Zeit, in der seine Buchhandlung nach dem Flutschaden Unterschlupf im Alten Bahnhofsgebäude gefunden hatte. Das Zusammenspiel von Buchhandlung und Kuba habe eine gute Entwicklung gehabt. „Da wir in Zukunft direkt nebenan sind, kann ich mir eine weitere Zusammenarbeit gut vorstellen“, sagte Schwoll.
Im Verlauf der Literaturmesse wurde der Konejung-Preis an Monika und Ralf Kramp verliehen. Damit wurde das Lebenswerk des Ehepaares gewürdigt, das mit dem KBV-Verlag und dem Kriminalhaus in Hillesheim kulturelle Meilensteine in der Region gesetzt hat. „Ich freue mich sehr, es ist eine Ehre, sich in die Reihe der Preisträger einzureihen“, sagte Ralf Kramp.
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Als Autor stehe er in der Regel an der Front, umso mehr sei es eine schöne Bestätigung, dass auf diese Weise das Gemeinschaftswerk von seiner Frau und ihm in den Fokus gerückt werde, dass sie seit 22 Jahren gestalteten.