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Narzissen in der EifelHunderte Naturfreunde bewunderten in Höfen die gelbe Blütenpracht

Lesezeit 4 Minuten
Diese Narzissenwiese befindet sich am Rand des Truppenübungsplatzes Elsenborn.

Färben die Wiesen in der deutsch-belgischen Grenzregion gelb: kleine Narzissen, die dort millionenfach vorkommen.

Im jährlichen Wechsel findet das Narzissenfest in Hellenthal oder in Höfen statt. Diesmal waren das Perlen- und Fuhrtsbachtal bei Höfen an der Reihe.

Wandern im Zeichen der Narzisse – dieses Vorhaben lockte wieder viele hundert Besucher zu den Narzissenwiesen im Perlen- und Fuhrtsbachtal. Dazu lockte am Sonntag das Narzissenfest, das in diesem Jahr am Nationalparktor in Höfen stattfand. Angesichts der Wetterprognosen, die kein Traumwetter vorher gesagt hatten, hatten die Organisatoren das Geschehen in die benachbarte Vereinshalle verlegt.

So ganz war es wohl niemandem der Beteiligten klar, wie viele Narzissenfeste bisher gefeiert worden waren. Während Dr. Karl-Heinz Erdmann, Vorstandsmitglied der NRW-Stiftung, bei der Eröffnung von der 41. Ausgabe der Veranstaltung sprach, griff sein ehemaliger Kollege Prof. Dr. Wolfgang Schumacher eine Etage höher ins Regal. „Es könnte auch bereits das 42. oder 43. Narzissenfest sein“, mutmaßte der Biologe.

Mithilfe der Stiftung von Loki Schmidt erste Flächen im Oleftal erworben

Maßgeblichen Anteil hatte Schumacher in den 1970er-Jahren daran, dass die nach dem Zweiten Weltkrieg mit Fichten bepflanzten Wiesen gerodet wurden, so dass die Narzissen wieder sprießen konnten. Mithilfe der Stiftung von Loki Schmidt, der Ehefrau des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt, wurden 1979 die ersten Flächen erworben und vom Baumbestand befreit.

Rund 60 Hektar erwarb später die NRW-Stiftung und renaturierte sie. „Wer dabei war, wird sich erinnern, was das für ein tolles Gefühl war, als nach zwei bis drei Jahren die Narzissen blühten, wo vorher nur grüne Blätter waren“, sagte Schumacher.

Eifeler Landwirte helfen mit, die Narzissenwiesen zu erhalten

Viele Menschen hätten dabei mitgemacht. Dabei vergaß der 78-jährige, emeritierte Professor für Geobotanik und Naturschutz der Universität zu Bonn auch nicht die, die dafür Sorge tragen, dass in jedem Jahr die Narzissen blühen. Denn die Flächen werden regelmäßig im Rahmen des Vertragsnaturschutzes von Landwirten gemäht.

Drei von ihnen waren bei der Eröffnung zugegen, unter anderem Wolfgang Scheffen aus Monschau, der bereits seit 1987 auf den Narzissenwiesen aktiv ist. Seinen ersten Vertrag mit dem damaligen Kreis Aachen hatte er gleich mitgebracht.

Wanderer an den Narzissenwiesen.

Viele hundert Naturfreunde machten sich in Kleingruppen auf den Weg zu den Narzissenwiesen, um das Naturschauspiel zu beobachten.

„Wir Landwirte können nicht nur Gülle, wir können auch Naturschutz“, betonte Scheffen. 125 Hektar Fläche umfasse sein Hof, davon seien rund 30 Hektar im Vertragsnaturschutz. „Das liegt nahe, der Landwirt lebt von der Natur“, sagte er.

Es sei erstaunlich, dass sich immer noch so viele Menschen von den kleinen gelben Blüten anlocken ließen, freute sich Schumacher in seiner Eröffnungsrede. Es sei wahrscheinlich ein starkes Symbol für den Frühling, dem sich niemand entziehen könnte.

Wenn die kleinen gelben Sonnen erblühen, ist in der Eifel der Frühling nah.
Dr. Carmen Krämer, Bürgermeisterin von Monschau

Dr. Carmen Krämer, Bürgermeisterin von Monschau, beschrieb es noch lyrischer: „Wenn die kleinen gelben Sonnen erblühen, ist in der Eifel der Frühling nah.“ Sie erinnerte daran, welche Verantwortung die Menschen für die Natur tragen angesichts der augenblicklichen Dürre in weiten Teilen von Frankreich, Italien und Spanien. „Wir Menschen sind weit in die Natur vorgerückt, vielleicht zu weit“, sagte sie.

Biber haben zwei Bäume gefällt, die in einem Bachlauf liegen. Am Ufer sind Narzissen zu sehen.

Wo Narzisse und Biber sich gute Nacht sagen: die Narzissenwiesen am Rand des Truppenübungsplatzes Elsenborn.

Auch der von Schumacher per Appellation zum Paten der Narzissen ernannte Kölner Moderator Jean Pütz war bei der Eröffnung des Festes zugegen. „Die Narzissentäler würden heute nicht mehr so zustande kommen“, gab er zu bedenken. Wenn die Idee zur Entfichtung ganzer Täler heute kommen würde, würde es einen großen Aufstand geben.

Aus Bamberg zur Narzissenblüte in die Eifel gereist.

Viele hundert Wanderer machten sich im Laufe des Tages auf den Weg zu den Narzissenwiesen im Perlen- und Fuhrtsbachtal. Manche machten sich eigenständig auf die ausgeschilderten Runden zu den schönsten Stellen, andere schlossen sich den geführten Wanderungen an, die von der Perlenbacher Mühle losgingen. Ein Shuttle-Service der Höfener Feuerwehr brachte die Besucher zum Startpunkt.

Autonom hatten sich Bianca und Manfred Hoeren aus Mönchengladbach auf die 14 Kilometer lange Runde gemacht, die auch auf das Gelände des Truppenübungsplatzes Camp Elsenborn führte, wo sich Narzisse und Biber gute Nacht sagen. „Wir waren tatsächlich das letzte Mal vor sieben Jahren hier“, sagte sie. Auch nach zehn Kilometern waren die beiden Wanderer noch frisch unterwegs.

Aus Bamberg waren Elfi und Manfred Bauer angereist. „Ich wollte immer mal nach Monschau kommen“, gestand Elfi Bauer, die gebürtig aus Bitburg stammt. Die Narzissenblüte habe sie gereizt, doch bisher habe es zeitlich nie gepasst.