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Erst Flut, dann FeuerVater rettete 18 Monate alte Tochter in Mechernich vor Flammen

Lesezeit 5 Minuten
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Simon und Simone Opladen mit ihrer Tochter Zoey vor ihrem Haus.

Mechernich-Kommern – Es ging in diesem Moment um das Leben seiner 18 Monate alten Tochter. An die Flut, die das Haus im Juli stark in Mitleidenschaft gezogen hatte, verschwendete Simon Opladen in der Nacht zum 7. Dezember keine Sekunde mehr. Diesmal war es Feuer, das die Existenz der Familie ein zweites Mal zerstörte – und nun das Glück der Opladens, ihre Tochter Zoey, im Schlaf bedrohte. Der 32-Jährige rettete seine Tochter mit einer Leiter vor den Flammen.

Nun muss das alte, aber gerade modernisierte Fachwerkhaus abgerissen werden. „So blöd es klingt – ich bin froh darüber, weil ich dann mit der Sache abschließen kann. Das Haus hat uns kein Glück gebracht“, sagt Simon Opladen. Mit seiner Frau Simone hatte er im Oktober 2019 das Haus im Kommerner Ortskern gekauft und modernisiert.

Frau wird bei Rettungsaktion der Tochter verletzt

Das neue Herzstück des gemeinsamen Hauses: das Kinderzimmer im ersten Obergeschoss direkt an der schmalen Straße. In dem Zimmer schlief Töchterchen Zoey. Das Kleinkind bekam von dem Brand zunächst nichts mit. Erst als ihr Vater mit einem Brecheisen die Fensterscheibe eingeschlagen hatte und es auf Sekunden ankam, wurde Zoey wach. „Da ihr Bettchen direkt unter dem Fenster stand, konnte ich sie mir direkt greifen“, erinnert sich der 32-Jährige an die Augenblicke, die sich ihm tief eingebrannt haben.

Bei der Rettungsaktion wurde seine Frau verletzt. Die 32-Jährige hatte für ihren Mann die Leiter festgehalten. Der wiederum musste eine Fensterlade abreißen, die er auf die Straße fallen ließ. Dabei verletzte die Fensterlade seine Frau am Kopf. Die Wunde musste später im Mechernicher Kreiskrankenhaus genäht werden.

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Der Dachstuhl brannte am 7. Dezember lichterloh. 

Der Weg zur Rettung der Tochter war dramatisch. „Der Rauch war schon so dicht, dass ich über den Flur nicht mehr zu Zoeys Zimmer gelangen konnte“, so Simon Opladen: „Zu merken, dass ich nicht mehr zu meiner Tochter vordringen kann, war der schlimmste Moment.“

Mit seiner Frau rettete er sich über den Balkon ins Freie. Dann habe er sich im Schuppen die Leiter gegriffen, so der 32-Jährige. Die Sekunden seien ihm wie Stunden vorgekommen, zumal zahlreiche Gegenstände die Leiter blockierten. „Wir hatten nach der Flut sehr viele Dinge in den Schuppen gestellt“, erinnert sich Simone Opladen.

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Der Abriss des Fachwerkhauses hat bereits begonnen.

1,20 Meter stand am 14. Juli das Wasser des Bleibachs im Erdgeschoss des Fachwerkhauses. Die Sanierungsarbeiten liefen seitdem auf Hochtouren. „Kurz vor dem Feuer war die Fußbodenheizung verlegt worden“, erzählt die junge Mutter. Eine funktionierende Heizung hatte die Familie am 7. Dezember aber noch nicht. Schnell kam das Gerücht auf, dass Heizlüfter oder Trocknungsgeräte den Brand verursacht haben könnten. „Die Heizgeräte standen nicht in den Räumen, in denen das Feuer ausgebrochen ist. Die Trocknungsphase war abgeschlossen“, so Simon Opladen. Die Polizei habe ein Selbstverschulden ausgeschlossen. Auch Fahrlässigkeit sei ihnen nicht vorzuwerfen. Die Polizei nennt einen technischen Defekt im Obergeschoss als Brandursache.

Einige Stunden war die Feuerwehr mit mehreren Löschzügen bei Temperaturen um den Gefriergrad im Einsatz. Rauchmelder hatten die Eltern in der Nacht zum 7. Dezember gegen 3.15 Uhr geweckt. Sofort habe er ein lautes Knistern und Knacken wahrgenommen. Barfuß und praktisch unbekleidet rettete sich das Ehepaar ins Freie und schließlich ihre Tochter.

Haus in Kommern wird in den kommenden Tagen abgerissen

Zoey musste vorsichtshalber zwei Tage im Krankenhaus bleiben. „Sie hatte anschließend Angst, alleine einzuschlafen. Das hat sich aber wieder eingependelt“, sagt Zoeys Mutter. Mit ihrer Tochter und ihrem Mann ist sie bei ihrer Mutter in Dahlem untergekommen. Am Montag war die Familie noch einmal in Kommern – auch um mit dem Haus abzuschließen. Das Gebäude wird in den kommenden Tagen von der Kommerner Firma Glasmacher abgerissen. Deren Mitarbeiter hätten eigentlich noch bis zum 10. Januar winterfrei, engagieren sich aber nun ehrenamtlich im Ort des Firmensitzes.

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Das Haus wurde durch das Feuer total zerstört.

Und die Opladens? Die wollen wiederkommen. An der Stelle, an der das Fachwerkhaus steht, neu bauen. „Kommern ist ein sehr lebenswerter Ort. Und die Menschen sind so unglaublich hilfsbereit“, sagt Simon Opladen. Ihr Mann ergänzt einen pragmatischen Grund: „Wir zahlen noch die Hypothek für den Kauf aus dem Jahr 2019 ab. Der Bank ist also auch dran gelegen, dass wir dort wieder bauen.“

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Er wolle definitiv eine besseren Hochwasserschutz vorsehen. Einen Zeitplan für die Rückkehr gebe es aber nicht – auch, weil Fachfirmen nach der Flut nach wie vor schwierig zu bekommen seien. Zunächst gelte es aber, den Alltag zu meistern. „Wir hatten nur noch das, was wir am Körper hatten“, erzählt Simon Opladen. Sämtliche Kleidung sei verbrannt oder durchs Löschwasser unbrauchbar geworden. Gleiches gilt für persönliche Dinge wie Computer und Ausweise.

Wenn man im Krankenhaus nach einem Brand keine Versichertenkarte habe, merke man, dass man wirklich alles verloren habe, sagt der 32-Jährige. Simone Opladen trauert dem Ehebett nach. „Das war die letzte Schreinerarbeit meines Vaters. Da hing mein Herz dran“, sagt sie.

Schlimmer als beim Hochwasser 2016

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Die Familie Opladen erfuhr nach der Brandkatastrophe große Hilfsbereitschaft. 

Nach Angaben von Kommerns Ortsvorsteher Rolf Jaeck sind 132 Haushalte von der Flutkatastrophe betroffen. „Das war viel schlimmer als beim Hochwasser 2016. Wir haben aber nicht gejammert und sofort angepackt“, sagt Jaeck.

Ralf Claßen, Dezernent der Stadt Mechernich und Vorsitzender der Mechernich-Stiftung, sagte, dass in der Stadt 2000 Soforthilfeanträge gestellt worden seien. Es seien sehr viele Spenden eingegangen, so Claßen. Man steuere auf die Millionen-Euro-Marke zu. Das sei ein beeindruckender Wert, sagte der Dezernent. Auch der Lions Club Essen Stadtwald hat nun noch einmal Geld gespendet: insgesamt 5000 Euro. Einen Teil der Summe wurde in Einkaufsgutscheine umgewandelt, die Rolf Jaeck an die betroffenen Kommerner Familien verteilen soll.

Im Bereich der Ackergasse könnte, so Jaeck, schon mal die Brücke abgerissen werden. Es könne sein, dass die Brücke dann nur noch für Fußgänger und Radfahrer geeignet sei. Dadurch kann der Durchfluss des Bleibachs erhöht werden. (tom)