Die Theatergruppe „The Bäm“ probt in Satzvey „Was ihr wollt“. Die sehr freie Interpretation von Shakespeare wird ab 1. Juni aufgeführt.
Theaterproben in Satzvey„The Bäm“-Schauspieler sind auf dem langen Weg zur Leichtigkeit
An manche Aufgaben kommt man wie die Jungfrau zum Kind. Ich war völlig arglos, als mich jemand fragte, ob ich für die Theatergruppe „The Bäm“ soufflieren könnte. Kann man ja mal machen, wenn man an einem Samstagnachmittag nichts anderes vorhat. Ich dachte, es ginge um eine Probe. Aber ehe ich mich’s versah, kauerte ich auf einem Schemel unter einem Predigtpult im voll besetzten Saal, in der Hand ein Manuskript, das ich nie zuvor gesehen hatte.
Die Aufführung ging einigermaßen pannenfrei über die Bühne, nur zweimal musste ich bei Texthängern einflüstern. Ganz schlecht habe ich es wohl nicht gemacht, denn jetzt darf ich wieder ran. Und habe so die Möglichkeit, hinter den Kulissen mitzuerleben, wie viel Arbeit in einer Aufführung steckt und wie lang der Weg ist, bis eine Komödie locker über die Bühne geht.
Die Theatergruppe der evangelischen Kirchengemeinde Bad Münstereifel spielt „Was ihr wollt“, nach eigenem Bekunden „völlig frei nach William Shakespeare“. Geprobt wird in der Satzveyer Grundschule – und das aus gutem Grund: Hausmeister Stefan Münch ist einer der Mimen, und Regisseurin Uschi Gruß hat hier unterrichtet.
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Theatergruppe „The Bäm“ wurde vor zehn Jahren gegründet
Vor zehn Jahren hat sie „The Bäm“ gegründet, damals mit fünf Mitgliedern. Aktuell sind es zwölf, wobei nicht jeder bei jedem Stück mitmacht. Uschi Gruß führt nicht nur mit Kathrin Magno Regie, sie schreibt auch die Stücke – oder schreibt sie um. Vor Shakespeare hat sie dabei ebenso wenig Respekt wie vor Grimms Märchen.
Was nicht passt, wird passend gemacht, auch was die Anzahl der Rollen angeht. Justine Fichtner möchte gern mal eine Hexe spielen? Dann taucht eben eine Hexe auf, die es bei Shakespeare nicht gibt. Uschi Gruß spielt einen Narren, der eigentlich eine Närrin ist. Das Manuskript sehen die Amateurmimen ohnehin eher als Vorschlag. „Wir gehen sehr frei mit dem Text um“, sagt Mike Krüger, der den Herzog Orsino spielt.
Das macht das Soufflieren nicht einfacher, weiß man doch nie, welche Änderung beabsichtigt ist und welche daher rührt, dass jemand den Text vergessen hat. Eine Erfahrung, die auch Beatrice Lange macht, die ebenfalls als Souffleuse einspringt. Noch sind ihre Dienste dringend gefragt.
Bei der ersten Probe in Satzvey hakt es bei den Wirrungen am Ende
Die erste Durchlaufprobe, bei der das Stück komplett gespielt wurde, hatte den Schwachpunkt aufgezeigt: Ausgerechnet am Ende, wenn die Wirrungen dem Höhepunkt zustreben, hakt es. Da hilft nur: proben und nochmals proben. Es wird viel und lebhaft diskutiert, darüber, wer wo auf der Bühne steht ebenso wie über Textpassagen. Und es wird immer wieder von vorn angefangen.
„Und nun: Musik!“, ruft Orsino zum Schluss. „Lass uns das Tanzen sparen und es gleich noch mal spielen“, bremst Kathrin Magno seinen Überschwang aus. Sie ist nicht nur Co-Regisseurin und spielt Viola, die sich als Mann ausgibt, sondern sie näht auch einen großen Teil der Kostüme für die Truppe.
Noch steht nicht jeder im Kostüm auf der Bühne. Die Perücken sind eher lässig übergestülpt, der eine kommt im T-Shirt, der andere im kompletten Bühnenoutfit. Aber Theater ist ja nun mal Fantasie und Illusion, da muss man drüber hinwegsehen, dass der Herzog zum grünen Wams blaue Socken trägt.
„The Bäm“ geht sehr frei mit Shakespeares Vorlage um
Noch sind es gut zwei Wochen bis zur Premiere. Genug Zeit, um sich den Text noch besser einzuprägen und zu glätten, was noch nicht glatt läuft. Vieles, das Meiste, läuft ja schon richtig gut. Die Geschichte ist aber auch verzwickt. Es geht um einen totgeglaubten Bruder, der am Leben ist, um unerwiderte Liebe, um Geldgier und einen üblen Streich. Nicht jeder ist der, der er zu sein scheint.
Shakespeares Komödie wird als stellenweise durchaus tragisch interpretiert. Aber weil „The Bäm“ ja völlig frei mit der Vorlage umgeht, liegt der Fokus hier eindeutig auf der Komik. Die darf auch gern mal überzogen sein. Da wird gesungen und getanzt, geliebt und gelitten, geschäkert und geprügelt. Das sieht nach einem großen Theaterspaß aus – nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Akteure. Den haben sie verdient nach der anstrengenden Probenzeit.
„Was ihr wollt“ wird ab 1. Juni in Satzvey und Bad Münstereifel gezeigt
Acht Aufführungen von „Was ihr wollt“ plant die Theatergruppe der evangelischen Kirche in Bad Münstereifel. An zwei Wochenenden wird in der Grundschule in Mechernich-Satzvey, Am Pantaleonskreuz 2, gespielt, jeweils Samstag und Sonntag, 1. und 2. Juni sowie 8. und 9. Juni. Im September geht es dann in Bad Münstereifel weiter: Samstag und Sonntag, 7. und 8. September, in der evangelischen Kirchengemeinde, Langenhecke 33, und Samstag und Sonntag, 21. und 22. September, im Theaterkeller des St.-Michael-Gymnasiums, Markt 11.
Die Aufführungen beginnen samstags um 18 Uhr, sonntags um 15 Uhr. Sie dauern mit einer Pause jeweils rund drei Stunden. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Karten kann man unter Tel. 02253/6146 oder per E-Mail reservieren.