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Milchtechnologen & Co.Hochwald-Molkerei in Obergartzem bildet benötigte Fachkräfte aus

Lesezeit 5 Minuten
Ausbilder Peter Eiblmayr (r.) und Azubi Nicolas Bertram stehen in weißer Arbeitskleidung mit Haarnetz und gelber Sicherheitsweste in einem Gewirr von Edelstahl-Rohrleitungen einer Molkerei.

Die Milchtechnologen müssen sich im Gewirr der komplexen Produktionsanlagen auskennen, um bei einer Störung an der richtigen Stelle eingreifen zu können. Ausbilder Peter Eiblmayr (r.) und Nicolas Bertram kontrollieren die Prozesse.

Die Molkerei der Hochwald-Gruppe in Mechernich-Obergartzem bildet den benötigten Fachkräftenachwuchs selbst aus, zum Beispiel Milchtechnologen.

Kilometerlange Rohrleitungen und meterhohe Tanks aus Edelstahl, auf mehreren Etagen: Wer zum ersten Mal die Produktionshallen der Molkerei Hochwald in Obergartzem betritt, der läuft Gefahr, sich in dem riesigen Gebäude hoffnungslos zu verlaufen. Insgesamt rund 60.000 Quadratmeter Geschossfläche sind auf dem 21,5 Hektar großen Werksgelände entstanden, wo die Molkerei seit etwas mehr als zwei Jahren H-Milch, H-Sahne, H-Milchmischprodukte und Kondensmilch produziert.

Vor zwei Wochen haben Julia Schneider aus Zülpich und Robin Fabian aus Euskirchen die Werkshallen erstmals von innen gesehen, als sie dort ihre Ausbildung zur Milchtechnologin und zum Milchtechnologen begonnen haben. Von den Dimensionen der Anlage sind sie bisweilen immer noch überwältigt. „Zu Beginn sieht vieles gleich aus, aber man lernt schnell, sich im Werk zurechtzufinden“, sagt Nicolas Bertram. Der 26-Jährige aus Kallmuth ist bereits im dritten Lehrjahr und kennt sich entsprechend gut aus.

Hochwald produziert seit 2022 H-Produkte in Mechernich-Obergartzem

Der Beruf des Milchtechnologen ist relativ neu im Spektrum der Ausbildungsberufe, die man in Betrieben im Kreis Euskirchen erlernen kann. Denn vor der Eröffnung der Hochwald-Molkerei im Sommer 2022 gab es hier praktisch keine industrielle Milchverarbeitung mehr. Für den modernen Betrieb in Obergartzem, von der Firma Hochwald gerne als „Molkerei der Zukunft“ bezeichnet, sind Milchtechnologen jedoch unverzichtbar, denn sie begleiten das Lebensmittel von der Anlieferung im Tankwagen bis zur Abfüllung während des gesamten Verarbeitungsprozesses.

Zwei Mitarbeiter der Molkerei Hochwald in weißer Arbeitskleidung mit Haarnetz und gelber Sicherheitsweste stehen neben einem Förderband mit Milchverpackungen.

Bis die Milch in der Verpackung ist, wird sie mehrfach kontrolliert.

Während der Herstellungsprozesse kontrollieren sie dabei laufend die Qualität sowohl der Milch als auch der Zwischen- und Endprodukte. „Die Milch ist ein hervorragendes Nährmedium“, sagt Produktionsleiter Peter Eiblmayr, „deshalb können sich darin Keime auch sehr gut vermehren, wenn man nicht peinlichst auf Sauberkeit achtet.“

Wie wichtig die Hygiene im gesamten Werk ist, hat Ausbilder Eiblmayr seinen neuen Azubis bereits eindringlich vermittelt: „Das fängt schon vor dem Betreten der Produktionsflächen an, denn man muss zunächst durch die Hygieneschleuse“, weiß Alisa Lai. Die 19-jährige Meckenheimerin, Milchtechnologin im zweiten Lehrjahr, ist allerdings auch familiär „vorbelastet“: „Meine Eltern betreiben ein Restaurant, da lernt man schon früh, wie wichtig die Einhaltung von Hygienevorschriften ist.“

Ausbildung zum Milchtechnologen ist anspruchsvoll, aber abwechslungsreich

Dass sie sich nach dem Abi für den Beruf in der Milchindustrie entschieden hat, hatte mehrere Gründe. „Zum einen hatte ich Lust auf eine Ausbildung“, so die 19-Jährige. Weil sie aber zunächst nicht genau wusste, welche Ausbildung sie machen wollte, nahm sie noch einmal ihren alten Berufseignungstest aus der Mittelstufe zur Hand. „Und da stand tatsächlich die Milchtechnologin an erster Stelle“, berichtet die Meckenheimerin.

Die Ausbildung bezeichnet die junge Frau als vielfältig, aber auch als sehr anspruchsvoll: „Ich war schon in der Schule naturwissenschaftlich interessiert, und Aspekte aus Biologie, Physik und Chemie kommen auch in der Ausbildung vor.“

Blick in die Produktionshallen der Hochwald-Molkerei in Mechernich-Obergartzem.

In den riesigen Produktionshallen der Hochwald-Molkerei kann man sich leicht verlaufen. Am Standort Obergartzem sind insgesamt 278 Mitarbeiter beschäftigt.

Zum Berufsbild des Milchtechnologen gehört neben der Kontrolle der Rohstoffe, der Steuerung und Kontrolle von Prozessabläufen und der Bedienung von Gerätschaften und Produktionsmaschinen auch die Reinigung der Tanks und Rohrleitungen, denn bei verschiedenen Prozessen setzen sich Milchrückstände in den Leitungen ab. „Auch in die Labore erhalten die Milchtechnologen Einblicke, obwohl das natürlich die Domäne des Schwesterberufs, des Milchwirtschaftlichen Laboranten, ist“, so Ausbildungsleiter Eiblmayr.

Auszubildende lernen die ganze Bandbreite der Michprodukte kennen

Ziel sei es, so der Ausbilder, den Azubis „Verständnis für das Roh- und das Endprodukt“ zu vermitteln. „Während wir hier in Obergartzem verschiedene H-Produkte herstellen, lernen die Milchtechnologen während ihrer Ausbildung natürlich auch die Herstellung anderer Milchprodukte wie Käse, Sauermilch-Produkte und Milchpulver kennen.“

Der Berufsschulunterricht der Milchtechnologen findet allerdings nicht in Kall oder Euskirchen, sondern in Wangen im Allgäu statt. „Diesen Blockunterricht besuchen Auszubildende aus dem gesamten Bundesgebiet“, sagt Melanie Madel aus der Personalabteilung. Während der fünf- bis siebenwöchigen Blöcke bezahlt die Molkerei ihren Azubis alle 14 Tage eine Heimfahrt.

Personalbedarf der Molkerei könnte noch weiter ansteigen

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, bilde die Hochwald-Gruppe nach Eigenbedarf aus: „Ziel ist es, dass die jungen Leute nach der Ausbildung oder dem Dualen Studium bei uns bleiben“, betont Madel. Deshalb gebe es für alle eine sechsmonatige Übernahmegarantie. Und perspektivisch steige der Personalbedarf sogar noch. „Wir arbeiten zum Beispiel im Bereich der Milchannahme schon in einem Dreischichtbetrieb an sieben Tagen pro Woche, weil ja auch der Rohstoff Milch an 365 Tagen im Jahr anfällt“, ergänzt Eiblmayr. Deshalb gehöre es auch während der Ausbildung dazu, die Arbeit im Schichtbetrieb kennenzulernen.

Das hat, so Azubi Nicolas Bertram, aber auch finanzielle Vorteile. „Zur Ausbildungsvergütung kommen dann auch noch mal Schichtzuschläge dazu.“ Und auch im ersten Lehrjahr kann sich die Ausbildungsvergütung von 1274 Euro monatlich durchaus sehen lassen. Das sind noch einmal rund 200 Euro mehr als in der Metall- und Elektroindustrie.


Berufsausbildung und Duales Studium bei Hochwald

Ihre Berufsausbildung haben zum Ausbildungsstart in diesem Jahr insgesamt 24 neue Auszubildende und fünf duale Studierende an den Standorten der Hochwald Foods GmbH in ganz Deutschland begonnen.

In Obergartzem sind neben den beiden neuen Milchtechnologen auch ein Maschinen- und Anlagenführer, eine Kauffrau für Büromanagement und zwei Elektroniker für Betriebstechnik ins Berufsleben gestartet.

„Angesichts des Fachkräftemangels und der steigenden Ansprüche an ausbildende Unternehmen können wir stolz auf diese Zahl sein“, sagt Katharina Elsen, bei Hochwald Verantwortliche für den Bereich Ausbildung/Duales Studium. Als eine der größten Molkereien Deutschlands biete die Hochwald Foods GmbH ihren Auszubildenden und Dual-Studierenden „einen krisenfesten Ausbildungsplatz mit vielfältigen Benefits“.

Durch eine passgenaue Ausbildung könne so auch der interne Personalbedarf im Fach- und Führungskräftebereich gedeckt werden, betont Helga Dohm-Witt, stellvertretende Leiterin des Personalbereichs des Molkerei-Unternehmens.

Die genossenschaftlich strukturierte Hochwald-Gruppe mit Hauptsitz im rheinland-pfälzischen Thalfang bildet in zwölf Ausbildungsberufen und fünf dualen Studiengängen im kaufmännischen, gewerblichen und technischen Bereich aus. Im Frühjahr hat die IHK Trier die Hochwald Foods GmbH mit dem Prädikat „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“ gewürdigt.