Im Mechernicher Stadtgebiet müssen 29 Spielplätze saniert werden. Auch in Kall wollen die Verantwortlichen auf die hohe Bleibelastung reagieren.
Sanierung angekündigtSo steht es um die bleibelasteten Spielplätze in Mechernich
Seit einigen Tagen ist der Kinderspielplatz im Kommerner Mühlenpark nach erfolgter Sanierung wieder voll nutzbar. Auf einer Fläche von rund 2000 Quadratmetern wurde der Boden bis zu einer Tiefe von 35 Zentimetern abgebaggert und ersetzt. Grund für die Sanierung waren zu hohe Bleiwerte im Boden.
„Das Thema Blei begleitet uns hier in Mechernich schon seit 2000 Jahren“, unternahm Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick einen kleinen Ausflug in die Historie, denn bekanntermaßen wurde schon zur Zeit der Römer Bleierz im heutigen Mechernicher Stadtgebiet abgebaut und verarbeitet.
„Und wenn die zulässigen Prüfwerte noch weiter abgesenkt werden, werden wir auch in Zukunft noch Probleme damit haben“, so Schick. Im Umgang mit den Altlasten habe man in den vergangenen Jahren jedoch viel dazugelernt, betonte das Stadtoberhaupt: „Wir sind sehr froh, dass Professor Jens Utermann das Heft des Handelns in die Hand genommen hat“, wandte sich der Bürgermeister an den Altlasten-Fachmann aus dem NRW-Umweltministerium. „Kleine Kinder erkunden ihre Umgebung mit dem Mund“, sagte Utermann: „Um die Bevölkerung vor zu hohen Bleiwerten zu schützen, ist die Sanierung der Kinderspielplätze daher eine der wichtigsten Aufgaben.“
Mechernich: Spielplätze sollen bis Ende des Jahres fertig sein
Dr. Roland Arnz, Geschäftsführer des Verbands für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AVV), erläuterte die durchgeführten Arbeiten, die nach dem Abbaggern des belasteten Bodens folgten: „Eine Grabesperre als Abgrenzung zum darunterliegenden Boden wird durch ein Geogittter hergestellt.“ Danach wurde die Fläche mit unbelastetem und zertifiziertem Boden wieder aufgefüllt.
Ein Rollrasen sorgt dafür, dass die sanierten Flächen sofort wieder betretbar und bespielbar sind. Der AAV ist mit der Sanierung aller betroffenen 29 Kinderspielplätze im Mechernicher Stadtgebiet beauftragt worden. „Wenn das Wetter mitspielt, sollen bis zum Ende des Jahres alle Flächen fertig saniert sein. Sechs Kinderspielplätze sind bereits fertig oder fast fertig“, so Arnz.
Denn auch in Breitenbenden, Kalenberg und Strempt (Am Hüttenacker und Haus Rath) wurde bereits der bleibelastete Boden ausgetauscht. „Vereinzelt sind noch Restarbeiten zu erledigen. Die Arbeiten in der Kita Strempt stehen kurz vor dem Abschluss“, so der AAV-Chef: „Als nächstes ist die Kita in Weyer an der Reihe.“
Der AAV übernimmt bei der Sanierung als Bauherr das gesamte Projektmanagement und außerdem 80 Prozent der Kosten der rund drei Millionen Euro teuren Sanierung. Der Eigenanteil der Stadt Mechernich liegt demnach bei etwa 600.000 Euro.
Arbeiten in Mechernicher Kindergärten beginnen jetzt
„Besonders dankbar sind wir für die Unterstützung durch das Land, denn es geht in der Bleibelastungszone rund um den Bleiberg eben nicht nur um den Umgang mit Blei auf Baugrundstücken, sondern auch auf Kinderspielflächen“, so Schick beim Ortstermin im Mühlenpark.
Begonnen wurde im Dezember 2022 mit den öffentlichen Spielplätzen im Mechernicher Stadtgebiet. Die Flächen der Kindergärten werden nun im Frühjahr und Sommer saniert, da dann der Rollrasen direkt nach dem Bodenaustausch verlegt werden kann. Die Zeiten, in denen die Kinder die Spielflächen nicht nutzen können, sollen so minimiert werden. „Zum Abschluss des ersten Bauabschnitts kommen dann die Flächen in Bergheim, Kallmuth und Roggendorf an die Reihe“, so Arnz weiter.
Der zweite Bauabschnitt sei in zwei Lose aufgeteilt worden, um die Ausschreibung auch für kleinere Unternehmen aus der Region interessant zu machen. „Los 1 umfasst acht Flächen außerhalb des Kernorts, darunter drei in Kommern. Begonnen wird in diesen Tagen mit dem Spielplatz in Lorbach“, so der AAV-Chef weiter. Los 2 umfasse neun Flächen in Mechernich, darunter mehrere Kindergärten.
Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats, wies darauf hin, wie wichtig das Thema Information über die mit Blei belasteten Flächen sei, um Gesundheitsschäden der Bevölkerung zu vermeiden: „Der Kreis hat wichtige Hinweise zum Umgang mit Blei in einem Merkblatt zusammengefasst. Wir haben zudem eine umweltmedizinische Beratungsstelle beim Gesundheitsamt eingerichtet und informieren auch vor Ort in Kindergärten oder in Baumärkten.“ Auch mit der Landwirtschaftskammer arbeite man eng zusammen. „Und mit tatkräftiger Unterstützung der Bezirksregierung und des Landes-Umweltamts arbeiten wir derzeit an der Konzeption einer neuen Bleibelastungskarte“, informierte Blindert.
Belastete Spielplätze auch in Kall
- Die Bleibelastungszone erstreckt sich rund um den Bleiberg zwischen Mechernich und Kall. Die Sanierung der Mechernicher Kinderspielplätze sei daher erst ein Teil der anstehenden Aufgabe: „In der Gemeinde Kall erwartet uns ein ähnliches Szenarium“, betonte Achim Blindert, Allgemeiner Vertreter des Landrats.
- Nach aktuellem Stand seien im Bereich der Gemeinde Kall insgesamt 22 Kinderspielflächen betroffen und müssten ebenfalls saniert werden. Auch dort wurde der AAV mit der Planung und Ausschreibung der Maßnahmen beauftragt.
- „Wir starten in Kall, wenn das Projekt in Mechernich abgeschlossen ist. Einen genauen Zeitplan gibt es allerdings noch nicht“, sagte AAV-Sprecherin Sabine Schidlowski-Boos im Gespräch mit dieser Zeitung. (thw)