Weil sich die Stadt und der Träger der Offenen Ganztagsschule in Kommern über die Finanzen streiten, könnte es zu einem Wechsel kommen.
„Wissen nicht, wie es weitergeht“Eltern sehen Ganztagsbetreuung in Kommern gefährdet
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Wie es mit der Offenen Ganztagsschule an der KGS Kommern weitergeht, ist derzeit noch offen.
Copyright: Thorsten Wirtz
In großer Sorge sind derzeit Eltern, deren Kinder die Offene Ganztagsschule (OGS) an der Katholischen Grundschule (KGS) Kommern besuchen. „Stand heute wissen wir nicht, wie es im kommenden Schuljahr weitergeht“, sagt Cornelia Gissinger aus Mechernich-Nord. Ihr Sohn ist eines der rund 170 Kinder, die aktuell die OGS besuchen. Dort werden die Kinder über den Vormittag hinaus bis 16 Uhr betreut.
Grund für die Verunsicherung der Eltern ist ein bevorstehender Wechsel des Trägers: Nach Informationen dieser Zeitung wird der Vertrag zwischen dem Schulträger, der Stadt Mechernich, und der Katholischen Jugendagentur Bonn gGmbH (KJA Bonn), die Träger der OGS ist, nicht über das laufende Schuljahr hinaus verlängert.
Wegen der „stark gestiegenen Sach- und Personalkosten“ habe die KJA Bonn „mit Unterstützung unserer externen Sanierungsexperten intensive Gespräche mit unseren Zuschussgebern geführt“, teilte KJA-Sprecherin Anna-Lena Simons auf Anfrage mit: „Auch mit der Stadt Mechernich sind wir in den Dialog getreten und haben sämtliche Optionen zum Erhalt der Trägerschaft geprüft.“
OGS-Träger beklagt Finanzlücke in Höhe von 30.000 Euro
Vor dem Hintergrund der angespannten Lage in der gesamten Sozialbranche sei dabei deutlich geworden, „dass der Finanzierungsbedarf der KJA Bonn und der Handlungsspielraum von Seiten der Stadt Mechernich langfristig nicht mehr zu vereinbaren sind“, so Simonis. Rund 30.000 Euro, so die KJA-Sprecherin weiter, liege man in den finanziellen Vorstellungen auseinander.
Seit dem vergangenen November versucht die KJA Bonn, sich über ein Schutzschirmverfahren, das seit der vergangenen Woche in Eigenverantwortung geführt wird, zu sanieren. Dies habe keinerlei Auswirkungen auf den laufenden Betrieb, teilt der OGS-Träger auf seiner Internetseite mit. Auch die Gehälter der Mitarbeiter würden seit dem laufenden Monat wieder selbst gezahlt.
In Kommern gehören knapp 20 Kräfte zum OGS-Team. Kommern ist der einzige Standort der KJA Bonn im Mechernicher Stadtgebiet. Die OGS in der benachbarten Grundschule an der Mechernicher Feytalstraße wird vom DRK-Kreisverband Euskirchen betrieben. In Lückerath hat der Förderverein der Grundschule diese Aufgabe übernommen und in Satzvey hat die Elternschaft einen Trägerverein für die OGS gegründet.
Keine Auswirkungen für OGS-Betrieb in der Stadt Euskirchen
Im Bereich der Stadt Euskirchen ist die KJA Bonn hingegen Träger von insgesamt fünf Offenen Ganztagsschulen, und zwar in Flamersheim, Stotzheim, Kirchheim sowie in der Kernstadt an der Hermann-Josef-Schule sowie in der Nordstadt. Dort seien jedoch keine Veränderungen zu erwarten, teilte Tim Nolden, Sprecher der Stadt Euskirchen, mit: „Das OGS-Angebot in Euskirchen wird durch die KJA wie in bisheriger Form qualitativ und quantitativ sichergestellt.“ Simonis bestätigt ebenfalls, dass es mit der Stadt Euskirchen „sehr gute und konstruktive Gespräche“ gegeben habe.
Dies war in Mechernich offenbar nicht der Fall. „In der Elternversammlung war zu erfahren, dass die Stadt Mechernich nicht mehr Geld zur Verfügung stellen wird, so dass die Zukunft der OGS und der betroffenen 172 Schülerinnen und Schülern ungewiss ist“, sagt Cornelia Gissinger.
Am Wochenende habe sie sich mit anderen Eltern ausgetauscht, die von einer möglichen Schließung ebenfalls betroffen wären. „Alle haben Angst“, sagt Gissinger: „Nicht jeder hat Großeltern oder ein soziales Netz, welches den Wegfall der OGS kompensieren könnte.“ Sorgen machen sich die Eltern auch über die zeitliche Perspektive: „Die Zeit drängt. Sollte der OGS-Betrieb neu ausgeschrieben werden müssen, wonach es derzeit aussieht, läuft der Stadt Mechernich die Zeit davon.“
„Infrastruktur hinkt hinterher“: Mutter ärgert sich über Politik der Stadt
Und noch etwas treibt die berufstätige Mutter um: „Was mich darüber hinaus ärgert, ist die Tatsache, dass der Familienzuzug nach Mechernich beworben, immer weiter Bauland erschlossen und Grundsteuer kassiert wird, die benötigten Infrastrukturen aber massiv hinterherhinken.“
Tanja Feuser, die kommissarische Leiterin der Grundschule Kommern, kann die Sorgen der Eltern nachvollziehen. „Wir sind aber guter Hoffnung, dass die benötigten Leistungen zeitnah ausgeschrieben werden und es weitergeht.“ Man arbeite eng und vertrauensvoll mit dem OGS-Team zusammen – und wolle dies auch weiterhin tun.
Eine Stellungnahme der Stadt Mechernich zum aktuellen Sachstand war am Montag nicht zu bekommen.