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Mystischer OrtEintauchen in die Sagen und die Vielfalt der Kakushöhle bei Mechernich

Lesezeit 4 Minuten
Dr. Anne Katharina Zschocke und eine Gruppe Menschen stehen in der Kakushöhle bei Mechernich.

Geologie, Paläontologie, Biologie, Naturschutz und Mythologie vereinte Dr. Anne Katharina Zschocke in ihrer Führung.

Dr. Anne Katharina Zschocke präsentiert die Kakushöhle. Zum sagenumwobenen Ort bei Mechernich liefert sie Wissen aus verschiedenen Disziplinen.

Der Platz gebietet Ehrfurcht. Seit vielen tausend Jahren ist der Kartsteinfelsen ein Siedlungsort. In ihm findet sich einer der geheimnisvollsten Orte der Eifel: die Kakushöhle. Sagen und Mythen ranken sich um diesen Ort, Forscher der verschiedensten Fachrichtungen haben hier gearbeitet, um dem Felsen seine Geheimnisse zu entlocken. Nun war Dr. Anne Katharina Zschocke in und um die Kakushöhle herum unterwegs, um ihr Wissen über die Geschichte und die Geschichten zu teilen. Knapp 50 Teilnehmer begaben sich mit ihr auf die Entdeckungstour.

Die kamen auf ihre Kosten, denn Zschocke gelang es, aus Mythen und Fakten einen umfassenden Informationspool zu entwickeln und den immer wieder staunenden Menschen nahezubringen. Ausgerüstet mit einem kleinen Höckerchen und jeder Menge Anschauungsmaterial wanderte sie mit der Gruppe von dem Ausflugslokal Café Land-Genuss am Eingang zu dem Gelände durch die zugänglichen Höhlen und sparte dabei nicht mit immer wieder erstaunlichen Fakten über den Felsen und seine vielen tierischen und pflanzlichen Bewohner.

Geologie, Paläontologie, Archäologie und Biologie in der Kakushöhle

Erkenntnisse aus Geologie, Paläontologie, Archäologie oder Biologie flossen dabei genauso ein wie auch die Mythologie und die Sagenwelt, die sich in den Jahrhunderten um die Höhlen entwickelt haben. Dabei beschrieb Zschocke auch die Lebenswirklichkeit und Spiritualität der Menschen, die vor 14.000 Jahren an diesem Felsen gelebt haben.

In der Kakushöhle bei Mechernich-Dreimühlen sind Betonstreben zur Sicherung verbaut.

Mit Betonstreben verstärkt wurde die „Große Kathedrale“, wie die größte der drei Höhlen bei Dreimühlen genannt wird.

Eine Frau geht durch einen engen Spalt zwischen den Felsen der Kakushöhle bei Mechernich-Dreimühlen.

Recht eng geht es an manchen Stellen in der Kakushöhle zu.

Denn eines machte sie deutlich: Als Wohnstätte dienten die Höhlen am Fuß des Kartsteinfelsens den Steinzeitmenschen nicht. Die Menschen lebten in Pfahlbauten, die Höhlen seien Sakralorte gewesen. „Da die Erde den Menschen das gab, was sie zum Leben brauchten, wurde sie als Muttergottheit verehrt“, so Zschocke.

Sieben verschiedene Schichten seien in dem Staub, der sich im Laufe der Jahrtausende abgelagert hatte, identifiziert worden. Die Forschungsgeschichte der Höhlen sei allerdings unglücklich. 1911 habe der Forscher Radermacher Bergarbeiter aus Mechernich für die ersten Ausgrabungen engagiert, die dabei nicht mit Pinseln und kleinen Schäufelchen agierten, sondern mit Spitzhacken. Darüber hinaus seien die in Köln archivierten Funde mitsamt der Dokumentation der Ausgrabungen im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

In der „Großen Kathedrale“ sind die Fledermäuse daheim

Welche Werkzeuge die Menschen einst verwendeten, konnte sie mit selbstgefundenen Anschauungsobjekten demonstrieren. So zeigte sie ein winziges, aber immer noch scharfes Messer aus Feuerstein und eine kunstvolle Pfeilspitze. „Ich bewundere das Geschick der Menschen, die das hergestellt haben“, sagte sie. Unsere Vorfahren hätten eben nicht auf Bäumen gelebt, sondern seien sehr geschickt gewesen.

Eine Frauenhand ist vor einem grünen Hintergrund zu sehen. Zwischen Daumen und Zeigefinger hält sie eine Pfeilspitze aus der Steinzeit.

Eine originale Pfeilspitze aus der Steinzeit zeigte Dr. Anne Katharina Zschocke.

In einer durchsichtigen Kunststoffdose ist, von weißer Watte umschlossen, eine tote und präparierte Fledermaus zu sehen.

Ein totes Exemplar diente als Veranschaulichung für die vielen Fledermäuse in der Kakushöhle.

„Fühlen Sie, wie es ist, in eine Höhle zu gehen?“, fragte Zschocke die Besucher, als sie mit ihnen in die größte der drei Höhlen gegangen war, die „Große Kathedrale“. Hier widmete sie ihre Aufmerksamkeit den aktuellen Bewohnern der Höhlen: Fledermäuse haben in einem abgesperrten Bereich einen gesicherten Lebensraum. Auch hatte sie Tipps, wie jeder aktiv Fledermausschutz betreiben kann: „Pflanzen Sie Nachtkerzen.“ Die lockten mit ihren nachts aufgehenden Blüten Falter an, die Nahrung für die Fledermäuse seien.

Die Sage vom Riesen Kakus wird bei Mechernich gerne erzählt

Gebannt lauschten nicht nur die Kinder, als Zschocke die Sage vom Riesen Kakus erzählte, einem hässlichen Gesellen, der Feuer spie und die Menschen drangsalierte. Im Zweikampf wurde er vom Riesen Herkules besiegt, der dabei allerdings so schwer verletzt wurde, dass er selbst starb und auf dem Herkelstein bei Holzheim begraben wurde.

Auch die Sage vom Hufabdruck des Teufels erzählte sie, genauso wie die Geschichte der Kinderhöhle, aus der in früheren Zeiten die Kinder gekommen seien. Und immer wieder machte sie die Besucher auf die Naturschätze aufmerksam. So wies sie darauf hin, dass seltsamerweise die Bäume auf und neben dem Felsen gleich groß sind, obwohl die einen 20 Meter höher stehen. „Hier sind zwei Lebensräume“, erklärte sie das Phänomen. Am Fuß des Felsens gebe es normale Erde, während auf dem Kalkfelsen das Wasser wegsickere. Deshalb gedeihen dort nur Eichen und Kiefern – und auch die wachsen kaum.

Die Höhle bei Dreimühlen hat einen ganz speziellen Charakter

Seit rund 20 Jahren führt Zschocke die Menschen durch die Kakushöhle, sagte sie. „Ich liebe diesen Ort, der hat einen ganz besonderen Charakter.“ Sie wolle den Menschen zeigen, dass sie eine Beziehung zu ihrer Umgebung habe: „Ich spüre den Hunger der Menschen, sich angebunden zu fühlen und zu spüren.“

Bei den Besuchern kam das vielfältige Konzept gut an. „Ich war schon oft hier, aber sie interpretiert einiges anders, als ich es bisher kannte“, sagte ein Besucher. „Wunderbar“, fand ein Paar aus Zülpich die Führung, die am Keltenwall endete.

„Das war meine erste Höhle“, sagte der zehnjährige Amadir aus Frankreich, der mit seinen Großeltern in Deudesfeld Urlaub machte. Er habe die Führung schön gefunden, aber am besten sei die Geschichte mit den Riesen gewesen.

„Die Höhle ist öffentlich zugänglich, also können Sie gerne wiederkommen und sich alles noch einmal ansehen“, empfahl Zschocke. Doch auf eines wies sie hin: Abends sei das Betreten verboten, denn dann gehöre der Felsen den Tieren und der Natur ganz allein.