Die sechste Auflage des Festivals Feykultur in Mechernich-Eiservey kombinierte Musik, bildende Kunst und Performance-Theater.
Feykultur-FestivalIn Eiserfey wird auf der Klimagaleere gesungen
An der Alten Schule in Eiserfey erklang am Wochenende das Klimalied vor der „Klimagaleere“. In der Schule stand Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki kopf, und vor dem wehenden Rock von Marilyn Monroe aus Edelstahl spielten Yopi und Lotta Weltmusik. Kurz: Nach fünfjähriger Pause fand wieder die Feykultur statt.
Sie hat im Kreis Euskirchen und darüber hinaus den Ruf, eines der ungewöhnlichsten Kunstfestivals zu sein. Wegen der Pandemie waren die Veranstalter allerdings mit ihrem Zwei-Jahre-Turnus etwas aus dem Tritt geraten und hatten im vergangenen Jahr nur kleinere Formate wie Konzerte angeboten. So stellte sich nun die Frage: Würden nach dem langen Aussetzen der Wochenendveranstaltung in Gärten und auf kleinen Plätzen entlang des Alten Wegs von Eiserfey genügend Besucher kommen. Und: Würde das Wetter während des großteils unter freiem Himmel stattfindenden Kunstreigens halten?
Maria Zalfen-Lenz wird mit dem Feytaler-Preis ausgezeichnet
Am Samstag zumindest hatte das Organisationsteam Glück. Jo Langohr freute sich über die vielen interessierten Gäste, die vom frühen Nachmittag an auch in den Veranstaltungsbereich an der Alten Schule kamen. Im Gebäude und am Rand des ehemaligen Pausenhofs waren die Arbeiten von zehn Kreativen zu sehen.
Der „Feytaler“-Preis ging diesmal an einen bildenden Künstler oder eine Künstlerin. Zuletzt, 2018, war er im Bereich Musik verliehen worden. Eine Jury aus Kunstexperten, unter anderem mit Prof. Frank Günter Zehnder von der Internationalen Kunstakademie Heimbach und der Schleidener Künstlerin Maf Räderscheidt, hatte aus 30 Bewerbungen eine Vorauswahl getroffen. Die Wahl des Preisgerichts fiel auf Maria Zalfen-Lenz.
Gerda Weitz erhält in diesem Jahr den Publikumspreis
Unterdessen hatten die Besucher und Besucherinnen Gelegenheit, per Abstimmungszettel ihren Favoriten unter den zehn ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern für den Publikumspreis zu wählen. Er ging an Gerda Weitz aus Engelgau. Beide Preise sind mit 750 Euro dotiert.
Gerda Weitz zeigte einige ihrer extrem kleinteiligen und filigranen Miniaturszenen aus Holz und Papier. Unter anderem eine komplette historische Apotheke, vor allem aber eine viel bestaunte, aus 3500 Einzelteilen bestehende Bibliothek. „Nein, Vorbilder, etwa die Bibliothek in den Harry-Potter-Filmen oder in ,Der Name der Rose' habe ich nicht“, sagte Weitz. „Die Ideen zu meinen Miniaturen habe ich einfach im Kopf.“
Jedes einzelne der vielen hundert Bücher, die Regale, die Holzwendeltreppen, die Galerien sind handgefertigt und Unikate. Gut vier Monate dauerte der Bau der Bibliothek, die wie alle Miniaturszenen verkäuflich ist.
Irgendetwas steht in Köln immer Kopf
„Sie erzählt so Geschichten, die es nicht mehr gibt. Zerfledderte alte Bücher sind schon für unsere Kinder antik. Ihre Miniaturen sind auch immer voller Innerlichkeit und Wärme. Ihre Arbeiten gehen über das Ausgestellte weit hinaus“, lobte Jurorin Maf Räderscheidt die Arbeiten von Weitz.
Einen Raum weiter in der Alten Schule ging Yvonne Delisle großformatiger zur Sache. „Der Himmel über Köln – so oder so“ ist ein Gemälde auf Leinwand, das je nach Hängung mal Erzbischof Woelki oder den Kölner Dom dahinter kopfstehen lässt. Wer will, kann so dem Kardinal eine gemessen an den Realitäten falsche Weltsicht zuweisen, oder eben das Kölner Wahrzeichen symbolisch stürzen lassen.
Die Klimagaleere steht in Eiserfey an der Alten Schule
Auf dem ehemaligen Pausenhof hatte unterdessen Mitveranstalter Peter Ratz das größte Exponat der Kunstschau geparkt. Seine „Klimagaleere“ ist aus Hochwasserschrott der Flut 2021 zusammengesetzt. Innen warten Fahrräder auf reuige „Klimasünder“, die ihre Klimasünden symbolisch abstrampeln und damit die Galeere in Bewegung setzen. Drei Performance-Künstler intonierten dazu einladend von der Reling der Galeere ihr Klimalied: „Kann denn Klima Sünde sein?“ frei nach Zarah Leanders „Kann denn Liebe Sünde sein?“.
Von hier aus war ein Weg möglich durch einige der Skulpturengärten von Peter Ratz hoch zu seinem Wohnhaus und dem Innenhof mit Live-Bühne und Verpflegungsständen. So ging man vorbei an einigen der poetischen wie humorvollen, aber auch immer wieder beißend zeitkritischen und steampunk-artigen Stahlblechskulpturen des Künstlers. Ein Parcours, den sich andere als eintrittspflichtiges Freiluft-Kunstmuseum bezahlen lassen würden.
Was wären die Kulturtage ohne Live-Musik? Sie gehörte an beiden Tagen der sechsten Auflage zum Programm. Etwa mit Yopi und Lotta und ihrer Weltmusik, mit Singer-Songwriter Mario Nyéky an der Gitarre, der Band Rock on Wood mit Klassikern der Rockgeschichte und Inga Lühning & André Nendza mit „Songs zwischen Jazz und Pop“.
Nendza gehört auch zu den Veranstaltern des Festivals. Er sagte: „2025 wird es die Kulturtage wieder geben!“