Reise ins MittelalterRitterspiele auf Burg Satzvey diesmal mit Motorrädern
Mechernich-Satzvey. – Wer an Urlaub denkt, hat häufig Bilder von einsamen Sandstränden oder malerischen Gebirgslandschaften vor Augen. Auf der Burg Satzvey bewiesen an diesem Pfingstwochenende jedoch ein weiteres Mal hunderte Gäste, dass ein Urlaub nicht nur an weit entfernten Orten, sondern auch in weit entfernte Zeitepochen möglich ist. Zum 40. Mal hielten Rittersleut’ mitsamt ihrem Gefolge Einzug auf der Burg.
„Viele haben schon vor zwei Wochen ihre Zelte im Ritterlager aufgeschlagen und waren auch bei dem Kinderritterfest in der vergangenen Woche als Statisten im Einsatz“, berichtete Organisator Marc Schwarz: „Sie tragen viel zu der stimmungsvollen Atmosphäre bei, die Besucher an beiden Wochenenden in ihren Bann zieht.“
30 Kilo wiegt die Ritterrüstung
Zu den Stammgästen im Ritterlager zählte auch dieses Mal wieder Ingo Verhees, der schon seit 25 Jahren keine Veranstaltung auf der Burg Satzvey verpasst hat. „Schon als Kind habe ich gerne Ritter gespielt. Was gibt es also Schöneres, als diesem Hobby auch heute noch nachzukommen.“ Rund 30 Kilo bringt die schwere Plattenrüstung auf die Waage, die Verhees zu jedem seiner Rundgänge über das Gelände überzieht.
„Ich bin Romantiker. Das Bild, das die Veranstaltungen vom Mittelalter vermitteln, passt genau in die Vorstellungen von strahlenden Helden, die ich schon als Kind hatte.“ Für diese Leidenschaft haben Verhees und sein Gefolge der „Kriegsraben“ bereits ganz Europa bereist, um nicht nur an Mittelaltermärkten, sondern auch an der Nachstellung historischer Schlachten teilzunehmen.
Nächste Runde
Nach den Ritterspielen ist vor den Ritterspielen. An den Wochenenden 3./4. und 10./11. September sind die nächsten Spiele samt Ritterlager und Markt geplant. Der Markt öffnet jeweils um 12 Uhr, Shows sind samstags um 17 und sonntags um 16 Uhr. Infos – auch zu weiteren Veranstaltungen – gibt’s auf der Webseite der Burg.
Neben zahlreichen Marktständen, an denen die Besucher ihre Abenteurerausrüstung vervollständigen konnten, bildete die Show „Immortalis“ auf dem Turnierplatz den Höhepunkt der Ritterfestspiele. Zur Verwunderung vieler Zuschauer begann die Geschichte dieses Mal in der Jetztzeit – und die Bösewichte ritten nicht hoch zu Ross, sondern kamen auf knatternden Motorrädern. Bei einer archäologischen Ausgrabung stießen die Forscher rund um Patricia Gräfin Beissel auf ein magisches Artefakt, das sie schließlich in die Vergangenheit schickte. „Durch diesen kulturellen Unterschied entstehen auch sprachlich viele lustige Situationen“, erklärte Marc Schwarz.
Ritterspiele auf Burg Satzvey wurden sogar politisch
Neben humoristischen Einlagen schlugen die Schauspieler jedoch auch kritische Töne an. So mussten die Protagonisten aus der Gegenwart eine Hexenverbrennung verhindern, durch die ihre Gegenspieler in den Besitz der Ländereien der Gräfin von Berg gelangen wollten. „Hexen hat es niemals gegeben. Solche Prozesse dienten nur dem Zweck, unliebsame Mitbürger zu beseitigen und die eigene Macht zu vergrößern“, so Schwarz.
Dass Helden und Bösewichte am Wochenende wieder ihre Duelle ausfechten konnten, hätte sich noch Anfang des Jahres kaum jemand vorstellen können. „Das gesamte Gelände stand während der Flut im Juli unter Wasser“, berichtete Marc Schwarz: „Nachdem wir die Wege schon für den Weihnachtsmarkt wieder in Ordnung gebracht hatten, begannen im Januar die Arbeiten an dem Turnierplatz.“
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Zur Freude der Mittelalterfreunde konnten diese Arbeiten rechtzeitig für die Festspiele abgeschlossen werden. Lautstark bejubelten sie ihre Helden und schimpften über die fiesen Machenschaften ihrer Gegenspieler. Auch der eine oder andere Regenschauer vermieste weder Besuchern noch Schaustellern die gute Laune – alle trugen gemeinsam zu der stimmungsvollen Atmosphäre bei.