Massive BeschädigungBildstock im Kermeter in der Nacht zum Samstag zerstört

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Zahlreiche Grableuchten sind vor dem Bildstock im Kermeter aufgebaut.

Heimbach-Mariawald – Die Zerstörung ist unübersehbar. Der Bildstock im Kermeter im Wald, einige Hundert Meter von der Abtei Mariawald entfernt, wurde in der Nacht zum Samstag massiv beschädigt und geplündert. Das Dach der steinernen Säule wurde abgehebelt, sodass sich beim Sturz auch das Kreuz am Giebel löste. Die kleine Gittertür, das Glas und vor allem die Pieta sind verschwunden.

„Das waren keine normalen Vandalen“, äußerte sich deshalb Wolfgang Nowak, Geschäftsführer von Mariawald. Denn die Grableuchten, die vor dem Bildstock stehen, seien unversehrt. Doch warum die kleine Skulptur der Mutter Gottes mit dem Leichnam Christi mitgenommen worden ist, sei ihm unverständlich – einen materiellen Wert habe sie eigentlich nicht.

Bildstock wurde zweimal restauriert

„Die Pieta ist aus Keramik und rund 40 Jahre alt“, so Nowak. Angefertigt worden sei die kleine Skulptur von einer Schwester aus Füssenich im Auftrag der Abtei. Der Bildstock selbst ist jedoch deutlich älter. Mehr als 50 Jahre hat Bruder Sebaldus die kleine Anlage gepflegt und sich auch darum gekümmert, dass die Schrift wieder angebracht wurde. Täglich sei er dort oben im Wald gewesen. Zweimal, so Bruder Sebaldus, hätten die Mariawalder Mönche den Bildstock restaurieren lassen, als der Zahn der Zeit am Sandstein genagt habe.

Denn die Stelle im Kermeter, an der der Bildstock steht, gilt als geschichtsträchtiger Ort. Dort sei, so sagt es die Legende, der ursprüngliche Standort des Gnadenbildes der schmerzhaften Gottesmutter gewesen, das der Heimbacher Strohdachdecker Henrich Fluitter 1470 in Köln erworben hatte. Ob er diese mitten im Wald gelegene Stelle tatsächlich als zu einsam empfand oder ob er die Statue mehrfach an der Wegkreuzung am „Bersched“ wiederfand, wie verschiedene Quellen unterschiedlich berichten, ist nicht gesichert.

Massive Zerstörungen richteten die Unbekannten an.

Auf jeden Fall gilt die Holzhütte, in der er das Gnadenbild zur Verehrung ausstellte, als Keimzelle der Abtei Mariawald. 1479 baute hier Pfarrer Daum aus Heimbach eine Kapelle. Bereits im Jahr 1480 schenkte er das Gebäude und das Land den Zisterziensermönchen in Bottenbroich.

Der Bildstock im Kermeter ist bis heute ein beliebter Anlaufpunkt. Zu Pfingsten werde dort eine Heilige Messe gelesen. Zudem kämen zahlreiche Gläubige, die dort beteten und eine Kerze anzündeten dorthin – so Wilhelm Scheuvens aus Gemünd, der am Samstag die Zerstörung bemerkte und die Polizei informierte.

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„Ich bin sprachlos, ich kann es nicht fassen“, sagte er. Die Statue habe überhaupt keinen materiellen Wert. Außerdem hätten sich die Verantwortlichen unnötig viel Arbeit gemacht. „Das Gittertürchen war ganz einfach zu öffnen, wenn man an der kleinen Rosette drehte“, erläuterte er.

Doch Scheuvens, Vorsitzender des Fördervereins Mariawald, lässt sich nicht entmutigen. Jetzt habe der Förderverein eine Aufgabe. „Wir werden es wieder aufbauen, schöner als es vorher war“, versprach er.

Für sachdienliche Hinweise setzte Bernd Blumberg aus Heimbach, Mitarbeiter der Gaststätte „Terrasse am See“, spontan eine Belohnung von 100 Euro aus. Hinweise nimmt die Polizei Düren, Tel. 0 24 21/9 49 64 25, entgegen.

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