Zum Job-Speed-Dating in Mechernich dürfen die Kinder gerne mitgebracht werden. Für Betreuung ist gesorgt.
„Wer wird Mamas Chef*in?“Im Kreis Euskirchen findet wieder Job-Speed-Dating mit Kind statt
Elfi Frauenkron war schon auf dem Weg zum Ausgang, als ihrem Sohn Emil ein Luftballon überreicht wurde. „Ich glaube, ich bin nicht die Richtige für Sie“, sagte die Mechernicherin freundlich zu der Frau am Stand der „Lebenshilfe“. Über den Ballon freue sich Emil aber sehr.
Frauenkron, von Hause aus Hotelkauffrau, wollte, nun, da ihr Sohn Emil ein Jahr alt war, wieder zurück ins Arbeitsleben. 35 Stunden in der Woche schwebten ihr vor. Doch die Lebenshilfe, die sich um Menschen mit Behinderungen kümmert, suchte doch sicher Pflege- und Betreuungskräfte, dachte sie.
Über den Luftballon kam sie dennoch mit der Frau vom Stand ins Gespräch. Dabei wurde ihr klar, dass die Lebenshilfe auch Kräfte für die Verwaltung suchte. „Da habe ich eine Kurzbewerbung abgeschickt“, berichtet Elfi Frauenkron. Heute gehört sie zum Team der Lebenshilfe.
30 Teilnehmerinnen waren im vergangenen Jahr zum „Job-Speed-Dating mit Kind“ ins Mechernicher Hugodrom an der Zikkurat in Firmenich gekommen, das unter dem Motto steht: „Wer wird Mamas Chef*in im Kreis Euskirchen?“
Im Mechernicher Hugodrom sollen am 24. April Firmen und Jobsuchende in Kontakt kommen
„Wir wissen von sieben Teilnehmerinnen, die dadurch einen Job gefunden haben“, berichtet Sandra Schmitz, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt bei der Agentur für Arbeit Brühl, die auch für den Kreis Euskirchen zuständig ist.
Eine gute Quote also – und Anlass genug, in Kürze die vierte Auflage dieser Reihe stattfinden zu lassen. Am Mittwoch, 24. April, von 9 bis 12.30 Uhr, sollen Wiedereinsteiger(innen) und Firmen im Hugodrom mal schauen, ob sie zusammenfinden können – so wie Elfi Frauenkron und die Lebenshilfe.
Deren Geschäftsführer, Christian Meyer, kann Arbeitgebern die Teilnahme nur empfehlen: „Es ist eine Investition in die Zukunft.“ Denn Firmenleitungen könnten dabei lernen, was zu tun ist, um die immer stärker umkämpften Fachkräfte für sich zu gewinnen.
Da gehe es gerade bei jungen Müttern und Vätern um Familienfreundlichkeit, Flexibilität, Arbeitszeit und -umfang. „Die Mütter sind aber auch oft überrascht, was die Arbeitgeber in diesem Bereich zu bieten haben.“
Oft führe dieses Aufeinanderzugehen zu einer stärkeren Bindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an das Unternehmen: „Sie sagen sich dann: ‚Der Arbeitgeber ist mir entgegenkommen, das gebe ich dann auch mal zurück‘.“ Die Folge seien weniger Fluktuation, mehr Kontinuität und stärkere Produktivität. In einem guten Miteinander lasse sich halt auch gut arbeiten, zeigt sich Meyer überzeugt.
Fachkräftemangel verlangt von Firmen, neue Wege zu gehen
Elf Firmen haben bereits zugesagt für das Speed-Dating am 24. April. „Es werden sicher wieder 15 werden“, so Sandra Schmitz. Von Versicherungen über Pflegeeinrichtungen bis hin zu Sicherheitsunternehmen reiche das Spektrum der Arbeitgeber, die sich vorstellen wollen.
Für Birgitt van Megeren, die das Kompetenzzentrum Frau und Beruf im Zweckverband Region Aachen leitet, ist das Job-Speed-Dating mit Kind ein „Highlight des Jahres“. Sie lobt die tolle Atmosphäre und das Betreuungsangebot für die Kinder, während Mama und/oder Papa mit ihren potenziellen Chefs oder Chefinnen über eine eventuelle Zusammenarbeit beratschlagen.
Die Familienfreundlichkeit der Unternehmen wird laut Kreis-Wirtschaftsförderin Iris Poth immer wichtiger, um Frauen für den Arbeitsmarkt zu gewinnen: „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt bei Bewerberinnen eine immer größere Rolle.“ Unternehmen, die in diesem Bereich gut aufgestellt seien, könnten im Wettbewerb um die Arbeitskräfte gut mithalten.
Dass dabei Unternehmen auch mal neue Wege gehen sollten, stellte Ralf Holtkötter heraus. „Man muss sich heute auch um Menschen kümmern, die man in der Vergangenheit gerne mal außen vor gelassen hat“, sagt der Chef der Arbeitsagentur Brühl – etwa Berufsrückkehrerinnen oder Jugendliche ohne Abschluss.
Zeugnisse und Zertifikate dürften nicht mehr die große Rolle spielen wie früher. Viel mehr sollte auch mal Quereinsteigern eine Chance gegeben werden. „Da helfen Veranstaltungen wie das Job-Speed-Dating mit Kind auch, um mit Vorurteilen aufzuräumen“, so Holtkötter.