Der Kreises Euskirchen hat erstmalig Preise an Firmen verliehen, die sich besonders nachhaltig um das Wohl ihrer Belegschaft kümmern.
Social EntrepeneurKreis Euskirchen zeichnete sozial nachhaltige Unternehmen aus

Die Gelegenheit für ein Selfie mit den Vertretern der drei Preisträger nutzte Landrat Markus Ramers. Von links:
Copyright: Christoph Heup
Wie verkauft man das soziale Engagement seiner Firma, wenn man dazu nur drei Minuten Zeit hat? Und überzeugt damit ein Publikum davon, für einen zu stimmen? Vor dieser anspruchsvollen Aufgabe standen die Vertreter von fünf Firmen, die eine Jury als aussichtsreiche Kandidaten für den erstmalig ausgeschriebenen Preis „Social Entrepreneur Kreis Euskirchen“ gekürt hatte.
Bei dem Wettbewerb geht es vorrangig darum, welche Unternehmer mit Blick auf Nachhaltigkeit und Gemeinwohl vorbildlich agieren. Etwa durch außergewöhnliche Familienfreundlichkeit, vorausschauendes betriebliches Gesundheitsmanagement, innovative Arbeitszeitmodelle, Vielfalt in der Belegschaft, soziales und gesellschaftliches Engagement oder das konsequente Eintreten für Menschenrechte.
15 Firmen aus dem Kreis Euskirchen haben am Wettbewerb teilgenommen
Denn egal, ob junges Start-up oder alteingesessenes Unternehmen mit mehr als 100-jähriger Firmengeschichte – eine Firma, die nicht sozial nachhaltig agiert, hat schlechtere Karten: bei den Mitarbeitern, vor allem bei den heiß begehrten Fachkräften, bei den Kunden, die auch nach sozialen Aspekten Kaufentscheidungen treffen, und bei Investoren und Banken, die bei Finanzierungen und der Vergabe von Krediten auch darauf schauen, ob ein Unternehmen soziale Verantwortung übernimmt und sich so risikoärmer aufstellt.
15 Firmen aus dem Kreis Euskirchen hatten sich um den Preis beworben, fünf Firmen war nach dem Jury-Entscheid in der Endrunde. Ein Drei-Minuten-Pitch, in denen die Vertreter der Firmen ihre Strategien und Maßnahmen sozial nachhaltigen Wirtschaftens vorstellten, sollte in der Ideenfabrik Nachhaltige Wirtschaft des Kreises in der Alten Tuchfabrik in Euskirchen über die endgültige Platzierung entscheiden.

In der Ideenfabrik des Kreises Euskirchen wurden Unternehmen aus dem Kreis ausgezeichnet, die sich besonders soziale Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur kümmern.
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
Lars Holocher von der Euskirchener Zuckerfabrik von Pfeifer & Langen freute sich riesig, als Moderatorin Magdalena Gorecki und Landrat Markus Ramers der Firma zum Sieg im Wettbewerb gratulierten.
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Um die Firmenvertreter in die Lage zu versetzen, mit ihren kurzen Präsentationen die Gunst des Publikums zu erringen, waren sie zuvor von Bilgehan Karatas von der Firma Salevium darin trainiert worden, ihre Botschaften im wahrsten Sinne auf den Punkt zu bringen. Denn ein guter Pitch langweilt nicht mit vielen Details, sondern konzentriert sich auf den Kern, das Wesentliche, um locker präsentiert die Zuhörer davon zu überzeugen, was das Engagement der eigenen Firma so besonders und herausragend macht.
In der Endausscheidung wetteiferten die Euskirchener Firma ID Ingenieure & Dienstleistungen, das Marien-Hospital Euskirchen, die Marienborn gGmbH aus Zülpich, die Firma Papstar GmbH aus Kall und die Zuckerfabrik Pfeifer & Langen aus Euskirchen um die beste Platzierung.
Bei uns ist Pflege mehr als Arsch abwischen.
Auch wenn sie sichtlich mit diesem Wettlauf gegen die drei Minuten zu kämpfen hatte, so machte Janina Klinkhammer von der Abteilungsleitung Personalmanagement von Marienborn vor, wie man das Publikum mit dem ersten Satz einfängt: „Bei uns ist Pflege mehr als Arsch abwischen.“ Und erläuterte dann, wie man es schafft, durch Recruiting und intensive Betreuung 120 Auszubildende aus sieben Nationen zu gewinnen und an die Einrichtung zu binden. Wobei die Profi-Moderatorin Magdalena Gorecki nicht nur sehr humorvoll durch das kurzweilige Programm führte, sondern rigoros auf die Einhaltung der Spielregeln beachtete.

„Bei uns ist Pflege mehr als Arsch abwischen“, begann Janina Klinkhammer von der Marienborn gGmbH Zülpich ihren Drei-Minuten-Pitch - und hatte sofort die volle Aufmerksamkeit des Publikums.
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Marienborn bescherte Klinkhammers launiger Vortrag dann allerdings nur den dritten Platz. Die Nase vorn hatte schließlich die Euskirchener Zuckerfabrik von Pfeifer& Langen, deren soziale Nachhaltigkeitskonzepte Lars Holocher, der Chef des Personalmanagements, sehr überzeugend vermittelt hatte. Beim Sieger lobte die Jury insbesondere die Aspekte faire Arbeitsbedingungen, Inklusion, langfristige Mitarbeiterförderung sowie nachhaltige, ethisch geprüfte Lieferketten.
Der zweite Platz geht hinter der Euskirchener Zuckerfabrik von Pfeifer & Langen an die Firma Papstar in Kall
Den zweiten Platz holte sich die Firma Papstar aus Kall, während sich das Marien-Hospital Euskirchen („Für Ihre Gesundheit nur das Beste“) und ID Ingenieure & Dienstleistungen aus Euskirchen den vierten Platz teilten. Die Preisträger konnten danach von Landrat Markus Ramers Wertgutscheine entgegennehmen, die für den Dreh eines Werbefilms, ein Gesundheitscoaching sowie für Teambuilding eingesetzt werden können.

Zum Finale stellten sich die Vertreter aller Firmen, die in die Endrunde gekommen waren, zu einem Gruppenfoto.
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Mit einem Impulsvortrag wies vor der Preisverleihung Prof. Dr. Gregor Krämer, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter, auf die Bedeutung hin, die soziale Nachhaltigkeit für die Wirtschaft und unternehmerisches Handeln besitzt. Hier gehe es keineswegs um einen Modetrend, sondern um eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Es gehe um die Balance zwischen wirtschaftlichen Zielen und gesamtgesellschaftlichem Wohl.
Chancengleicheit, faire Arbeitsbedingungen, Inklusion und Transparenz
Die Förderung der Chancengleichheit, faire Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung, Bildungschancen, Menschenrechte, ein sicheres und respektvolles Umfeld – all dies seien wesentliche Pfeiler für den Firmenerfolg. Dies sorge für Mitarbeiterbindung und hohe Motivation. Dazu zählten auch inklusive Unternehmensstrukturen sowie Transparenz. An Positivbeispielen erfolgreicher Unternehmen zeigte er auf, dass diese Faktoren sogar für die Kaufentscheidung vieler Konsumenten eine wichtige Rolle spielen.
Unternehmen versetze nachhaltiges soziales Handeln in die Lage, Talente zu finden und zu halten, auf Krisen besser vorbereitet zu sein und Risiken zu minimieren sowie durch eine kreative und innovative Arbeitsumgebung den Firmenerfolg zu garantieren.
Der Wttbewerb „Social Entrepreneur des Jahres“ im Kreis Euskirchen
Mit der Premiere des Wettbewerbs „Social Entrepreneur des Jahres“, den Landrat Markus Ramers zusammen mit der Stabsstelle für Struktur- und Wirtschaftsförderung im vergangenen Jahr ausgeschrieben hatte, stießen die Ausrichter auf Anhieb auf großes Interesse. 15 Firmen aus dem Kreis gingen ins Rennen.
Neben den fünf Finalisten waren das außerdem die AOK Rheinland in Euskirchen, Haus Sonne gGmbH Bad Münstereifel, Horeca Marketing aus Euskirchen, ITFT Industrie Transport Fördertechnik GmbH Weilerswist, Miele & Cie KG Euskirchen, Notfall Lernen GbR Euskirchen, Pfeil Fensterbau GmbH & Co.KG Blankenheim, Dr.-Ing. Spitz Ingenieurgesellschaft für Tragwerksplanung mbH Euskirchen, Therme & Badewelt Euskirchen GmbH sowie Winddancer-Coaching aus Mechernich.
Alle Unternehmen wurden in der Prämierungsfeier vorgestellt und erhielten ein Anerkennungsgeschenk. Viele nutzten die Gelegenheit, um sich in der Veranstaltung auch mit Ständen vorzustellen oder im Anschluss bei einem kleinen Imbiss eifrig zu netzwerken.
Die Vorauswahl hatte eine unabhängige Jury getroffen. Sie bestand aus Bilge Yalcinkaya vom Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum des Kreises (KoBIZ), den Unternehmensberatern Hans Albert Kirch und Dr. Richard Schieferdecker (Experte für Gemeinwohl-Ökonomie) sowie Tameer Gunnar Eden (Eifeler Presse Agentur).