Drei Männer aus Euskirchen haben einen Verein gegründet, mit dem sie älteren Menschen Lebensfreude schenken wollen.
„Lebensfreude schenken“Euskirchener Verein sagt der Einsamkeit im Alter den Kampf an
Mit einer Doku über Einsamkeit im Alter fing alles an. „Das hat mich extrem berührt. Da wollte ich gegensteuern“, sagt Volker Zimmer. Der Frauenberger durchstöberte kurzerhand sein Freunde-Netzwerk und fand 16 „Herzensmenschen“, wie Zimmer es ausdrückt.
Ein knappes Jahr ist das nun her – mittlerweile steht „Lebensfreude schenken“ im Vereinsregister, ein ganzer Ordner mit Anträgen und Schriftverkehr ist schon gefüllt. Und viel wichtiger: Die Verantwortlichen strotzen vor Ideen und Tatendrang.
Euskirchener Verein plant kostenloses Angebot für Senioren
„Wir wollen vor allem ältere Menschen aus der Dunkelheit der Einsamkeit herausholen und ihnen zumindest ein paar Stunden Lebensfreude schenken“, sagt Volker Zimmer, der den Vorsitz des Vereins übernommen hat. Sein Freund Tom Rick ist sein Stellvertreter und ergänzt: „Das ganze Angebot soll für die Senioren kostenfrei sein. Wir planen sogar einen Shuttleservice. Wirklich alles soll für die Senioren nicht mit Kosten verbunden sein.“
Viele Senioren hätten zwar noch hier und da ihre Enkel, aber dennoch sei deren Besuch zuweilen ja eher sporadisch. „Und wenn das Enkelchen die Oma für eine Stunde am Tag besucht, bleiben 23 weitere, an denen sie allein ist“, so Zimmer. Auch der Verein könne nicht mehr als eine Ablenkung vom oftmals tristen Lebensabend sein – aber eine, die von Herzen komme.
Tanzcafé und Spielenachmittage sollen organisiert werden
Geplant seien die unterschiedlichsten Veranstaltungen. Vom Tanzcafé über Spielenachmittage und kleinere Konzerte bis hin zu Gelegenheiten, einfach miteinander zu reden. Neu erfinden könne und wolle man das Rad nicht, so Zimmer. „Wir wollen einfach ein paar Stunden Freude schenken. Vielleicht ein kleiner Anker im Leben werden, auf den sich die Senioren schon wieder freuen, wenn die Veranstaltung gerade erst zu Ende ist“, erklärt Rick.
Und wie das mit Netzwerken oft so ist – man findet die unterschiedlichsten Expertisen. So sei eine eigene Homepage gerade im Aufbau. Mit Johannes Bernd Moers und Tanja Milde, die in Kreuzweingarten das Alte Brauhaus betreiben, habe man eine schöne Location für Veranstaltungen gefunden. Gleiches gelte für das Lago Beach in Zülpich. Eventmanager Aric Aszam Abu-Ghazaleh war ebenfalls Feuer und Flamme, als er von der Idee gehört habe, berichtet Zimmer. „Das läuft alles ehrenamtlich. Daher ist es umso schöner, dass bereits so viele ihre Unterstützung zugesagt haben“, so der Euskirchener.
Senioren will man über Familien und Bekannte erreichen
Auch mit Patrick Rothkopf habe er bereits ein längeres Gespräch geführt. Der Euskirchener Präsident des Dehoga Nordrhein, der zudem noch leidenschaftlicher Musiker ist, habe ebenfalls angeboten, sich zu engagieren – und vielleicht noch wichtiger: sein eigenes Netzwerk anzuzapfen.
Doch wie werden die Senioren erreicht? Die Antwort überrascht nicht unbedingt: übers Netzwerk. So steht beispielsweise eine Sammeldose für Spenden bei Ergotherapeutin Ricarda Hilbich. „Bei ihr sind viele ältere Menschen. Sie kann also ein Multiplikator sein“, erklärt Zimmer. Aber auch Soziale Netzwerke sollen bespielt werden, um so Söhne, Töchter und Enkelkinder zu erreichen. Die wiederum sollen dann idealerweise mit ihren Omas oder Uromas oder eben (Ur-)Opas zu den Veranstaltungen kommen – oder zumindest davon berichten. „Der erste Schritt ist meist der schwierigste“, sagt Zimmer.
Verein „Lebensfreude schenken“ sammelt Spenden für eigene Projekte
Es gehe den „Lebensfreude schenken“-Mitgliedern vor allem um die Senioren, die nicht in einem Seniorenzentrum leben. Dort sei man oft in einer Gemeinschaft, bekomme ein Programm geboten, so Vorstandsmitglied Rick.
Eine Sammeldose steht auch bereits auf Burg Zievel. Aus gutem Grund: Als Zimmer bei einer Golfrunde von seinem Projekt berichtete, war ein Golffreund derart begeistert, dass er sich keine Geschenke zum Geburtstag wünschte, sondern seine Gäste aufforderte, Geld für den Verein zu spenden. 2000 Euro seien so als Startkapital zustande gekommen, berichtet Zimmer.
Wie generationsübergreifend das Projekt schon jetzt ist, zeigt die Spende des Abiturjahrgangs der Weilerswister Gesamtschule. Die feierte im Lago Beach und bekam von dem Projekt Wind. Kurzerhand spendeten sie das nicht verfeierte Geld an den Verein. „Das macht einen schon stolz“, sagt Zimmer.