Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuz ist einer der größten Arbeitgeber im Kreis Euskirchen. Softskills sollen Mitarbeitende locken.
Inflation größte HerausforderungDRK Euskirchen zieht positive Jahresbilanz
„Eine positive Entwicklung mit vielen Herausforderungen“ lautet die Kurzfassung des Jahresberichts 2023/24 des DRK Kreisverbandes Euskirchen. Die etwas ausführlichere Blick umfasst 143 Seiten in einer Broschüre und gibt Einblicke in das vielfältige Wirken des Verbandes, der mit 1028 Arbeitnehmenden zu einem der größten Arbeitgeber im Kreis Euskirchen zählt.
„Und dazu kommen noch 1024 Ehrenamtliche“, sagt Geschäftsführer Rolf Klöcker: „Die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen ist einfach herausragend, und das ist nicht selbstverständlich. Das ist bei uns einfach super verzahnt.“
Die Inflation und damit einhergehende Kostensteigerungen in allen Bereichen, die refinanziert werden mussten, führt Klöcker als größte Herausforderungen im Berichtsjahr an. „Hinzu kommt die stete Anpassung der Gehaltsstufen.“ Die Mitarbeiteraufwendungen seien allein von 2022 auf 2023 um sieben Millionen Euro gestiegen.
DRK Euskirchen bildet derzeit rund 50 Menschen aus
Angesichts der überall fehlenden Fachkräfte ist Klöcker zuversichtlich, schon vor rund zehn Jahren den richtigen Weg eingeschlagen zu haben: „Wir machen viel für unsere Mitarbeitenden, wir bieten eine breite Palette an sogenannten Softskills an.“ Ziel sei es, Mitarbeitende bei der Stange zu halten und für Nachwuchs zu sorgen. „Klar haben wir auch genug Leute, die jetzt bald in Rente gehen. Aber das ist immer noch ein Klagen auf hohem Niveau“, sagt Klöcker. Auch bei den Auszubildenden gebe es keine Not: Derzeit habe man rund 50, die meisten in der Ausbildung zur Erzieherin oder Kinderpflegerin, aber auch in der Verwaltung, der IT und im Kaufmännischen.
Im April letzten Jahres wurde zudem eine Rettungsdienst-Akademie ins Leben gerufen, die den Zweck hat, Ehrenamt und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen. Wer sich in diesem Bereich bislang fortbilden lassen wollte, musste dafür Urlaubstage investieren. An der neuen Akademie sind die Module der Fortbildungen zum Rettungshelfer NRW (80 Stunden) und zum Rettungssanitäter (240 Stunden) nun am Abend und an Wochenenden zu belegen.
Kita-Betrieb eine der größten Herausforderungen für DRK
Ebenfalls erfreulich war im zurückliegenden Jahr der Zuschlag für die vierte Rettungswache. „Neben Rescheid, Tondorf und Zülpich haben wir jetzt einen Rettungswagen in Kall“, so Klöcker. Dabei sind auch zehn neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Aktuell befinde man sich in der Ausschreibung zur Fortführung, diesmal geht es um die nächsten fünf Jahre.
Eine der größten Herausforderungen des DRK ist der Betrieb der 34 Kindertageseinrichtungen. Weitere werden bald in Gemünd (viergruppig) und Olef (fünfgruppig) folgen. Wie in der ganzen Republik sind auch hier die Krankenstände beträchtlich, „im Schnitt 35 Tage im Jahr“, so der Geschäftsführer, der dafür vielfältige Gründe sieht – angefangen bei einer immer größer werdenden Zahl herausfordernder Kinder und Eltern bis hin zu der Tatsache, dass berufstätige Mütter und Väter unter großem Druck stehen, ihre Kinder unterzubringen und diese deshalb auch häufig krank in die Kita bringen.
Flüchtlingsunterkunft in Marmagen wichtiges Thema für 2025
„Wir tun viel, um den Krankenstand zu verringern, und lassen uns das auch einiges kosten“, sagt Klöcker. So habe man „wesentlich mehr Personal in den Kitas, als es das Kibiz (Kinderbildungsgesetz) vorsieht“. Trotzdem, so der Geschäftsführer, komme es in den 34 DRK-Kitas gelegentlich zu Notbetreuungen.
Und was steht sonst noch auf der Agenda für das neue Jahr und darauf folgende? „Auf jeden Fall die Flüchtlingsunterkunft Marmagen: Sollte die wie vorgesehen schließen, werden wir alles dafür tun, die dortigen Mitarbeitenden zu halten und anderwärtig bei uns in Verband unterzubringen.“
Dass man in ruhigere Fahrwasser kommen werde, wie Rolf Klöcker über viele Jahre bei den jährlichen Hauptversammlungen prophezeit hat, daran glaube er selber nicht mehr. „Bei der letzten Versammlung im November habe ich es also das erste Mal nicht gesagt“, so Rolf Klöcker schmunzelnd.
Der DRK-Kreisverband Euskirchen in Zahlen
Im Berichtsjahr November 2023 bis November 2024 nahmen 10 966 Personen an Kursen in der Bildungsakademie und 9689 an Kursen des Familienbildungswerkes teil. In den 487 Erste-Hilfe-Kursen zählte man über das Jahr 6402 Teilnehmende. An den angebotenen organisierten Reisen nahmen 108 Menschen teil.
Das DRK betreibt 34 Kindertageseinrichtungen im Kreisgebiet mit 1774 Kindern. An den Grundschulen ist das DRK Träger von fünf Offenen Ganztagsschulen. 19 Berater und Beraterinnen in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen führten 2023/24 insgesamt 5433 Beratungen durch.
In den Einrichtungen für Geflüchtete betreute das DRK 1481 Menschen aus verschiedensten Herkunftsländern. Den Aufrufen zur Blutspende folgten im Berichtsjahr 10.189 Männer und Frauen, darunter befanden sich 872 Erstspender. Der DRK-Kreisverband Euskirchen betreibt außerdem zwei Jugendhilfeeinrichtungen, vier Rettungswachen, ein Mehrgenerationenhaus sowie einen Kleiderladen. Insgesamt gibt es 4784 Fördermitglieder, die den Verband bei seiner Arbeit unterstützen.