JugendsegelcampIn Simmerath griffen Integration und Inklusion ineinander

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Um einen runden Tisch sitzen viele jugendliche Teilnehmer des Segelcamps und spielen das Kartenspiel Uno.

Bei Sport und Kartenspielen wachsen die Teilnehmer des Camps zusammen.

82 Jugendliche nahmen am diesjährigen integrativen und inklusiven Segelcamp in Woffelsbach teil.

Wasser gehört eigentlich schon von der Natur der Sache zu einem Segelcamp dazu. Doch wenn zu viel davon schräg von der Seite kommt, dann ist es auch in der Lage, die sorgfältigste Programmplanung zu torpedieren und das Improvisationstalent der Organisatoren auf die Probe zu stellen.

Eigentlich hatten die Verantwortlichen des Vereins zur Förderung von integrativen Jugendcamps den Montagabend für die traditionelle Schiffstour über den Rursee vorgesehen, verbunden mit einem verschämt als „Pressegespräch“ betitelten Freundes- und Sponsorentreffen.

Die angekündigte Schiffstour musste wegen des Wetters ausfallen

Doch angesichts des stürmischen Wetters musste Uschi Brammertz, die Seele des integrativen Segelcamps, das am vergangenen Wochenende im Wildenhof in Woffelsbach stattfand, im wahrsten Sinne des Wortes die Segel streichen und auf diesen Programmpunkt verzichten.

„Die Rurseeschifffahrt hat gesagt, dass sie bei dieser Strömung nicht am Ufer anlegen kann“, gab sie nach mehreren Telefonaten mit der Schifffahrtsgesellschaft bekannt. So wurden alle Anwesenden, abgesehen von den eigentlich wichtigen Akteuren, den teilnehmenden Jugendlichen, in den Gruppenraum des Wildenhofs gebeten, um dort über das diesjährige Camp zu informieren.

82 Jugendliche nahmen in diesem Jahr teil

82 Teilnehmer im Alter von 14 bis 18 Jahren waren in diesem Jahr bei dem Camp mit dabei. Betreut wurden sie von 15 Helfern unter der pädagogischen Leitung von Joana Ludwig. „Das Wetter hat uns nicht von den diversen Aktivitäten abgehalten“, berichtete sie von dem Camp, das von Freitag bis Dienstag dauerte.

Allerdings sei es in diesem Jahr nicht möglich gewesen, dass die Teilnehmer mit den Booten des benachbarten Aachener Segelclubs den See erkunden konnten. Denn dort fanden an diesem Wochenende die Deutschen Jugend- und Juniorenmeisterschaften im Segeln statt.

Für viele ist das der einzige Urlaub, den sie haben können.
Joana Ludwig, Pädagogische Leitung

„Für viele ist das der einzige Urlaub, den sie haben können“, sagte Ludwig. Neben etlichen Menschen mit Behinderungen seien auch ukrainische Flüchtlinge dabei gewesen, von denen manche bereits im vergangenen Jahr das Camp besucht hätten.

„Es war bei ihnen ein deutlicher Fortschritt erkennbar“, so Ludwig. Im letzten Jahr hätten sie kein Deutsch sprechen können, während sie sich jetzt bereits gut verständigen könnten. Bei den verschiedenen Aktivitäten wachse die Gruppe immer stärker zusammen.

In dem Camp geht es um Integration und um Inklusion

„Am Sonntag hatten wir einen Bauchtanzabend, und am Ende standen fast alle auf der Terrasse zusammen und haben mitgetanzt“, berichtete sie. „Das Konzept des Camps ist ein Alleinstellungsmerkmal der Initiative“, sagte Kaan Cevahir, stellvertretender Referatsleiter der Abteilung für Sport und Ehrenamt in der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen.

In dem Camp gehe es gleichermaßen um Inklusion wie um Integration. Hier gelinge die Zusammenführung. Auch Constantin von Kleinsorgen vom Landschaftsverband Rheinland, der Genehmigungsbehörde für die Fördergelder des Camps, verwies auf die Besonderheit des Ansatzes.

Das Motto: Inklusion durch Sport

„Dieser Träger ist der einzige, der sagt, Inklusion klappt durch Sport“, lobte er den Ansatz. Nicht nur aus Aachen und der Städteregion Aachen kamen die Teilnehmer, sondern auch aus dem benachbarten Ostbelgien und den niederländischen Gemeinden Vaals und Kerkrade.

Drei Camps veranstaltet der Trägerverein mittlerweile in jedem Jahr. Neben dem Segelcamp wird auf dem Flugplatz Aachen-Merzbrück ein Jugendcamp angeboten, bei dem die Teilnehmer auch in den Segelflugzeugen mitfliegen können.

Bereits zum 18. Mal fand das Segelflugcamp statt, während das Segelcamp in diesem Jahr seine 13. Auflage erlebte. Als neues Angebot ist mittlerweile ein integratives Zirkuscamp dazugekommen, das Anfang Oktober an der Sekundarschule Simmerath mit dem Zirkus Amany stattfindet.

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