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Kreis EuskirchenIntegrationsprojekt des DRK vernetzt Arbeit der Kommunen

Lesezeit 4 Minuten
Karoline July (v.l.), Angelika Heinrich und Boris Brandhoff stellen das DRK-Integrationsprojekt "Wilkommen! Starke Netzwerke für Geflüchtete aus der Ukraine" vor.

Das Team Migration und Integration des DRK, bestehend aus Karoline July (v.l.), Angelika Heinrich und Boris Brandhoff, nutzt Netzwerke für Geflüchtete im Kreis.

Der Kreis Euskirchen will die Integrationshilfe verbessern und den einzelnen Kommunen unter die Arme greifen.

An den Tag, als in der Ukraine der Krieg ausbrach, wird sich Boris Brandhoff immer erinnern. Er ist der Leiter des Teams Integration und Migration beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Euskirchen. Als morgens bekannt wurde, dass Russland angegriffen hatte, standen die Telefone in der DRK-Zentrale nicht mehr still. In der Leitung waren Menschen, die sich Sorgen machten, Menschen, die sich fragten, was der Kriegsausbruch für sie bedeutet, und Menschen, die Angst um ihre Angehörigen in der Ukraine hatten.

Natürlich könne man da von Euskirchen aus nicht viel tun, sagt Brandhoff. Trotzdem wollte sein Team sich kümmern – um alle Nöte, die im Zusammenhang mit dem Kriegsausbruch standen. Deswegen ging eine Telefon-Hotline an den Start – schon am folgenden Tag. Die habe großen Anklang gefunden. Die Geflüchteten brauchten eine Anlaufstelle. Menschen, die sich kümmern wollten, einen Ansprechpartner.

Kommunen bei Integrationshilfe auf unterschiedlichem Stand

Es gab Videoinformationsveranstaltungen, rechtliche Unterstützung für die Aufnahme Geflüchteter aus der Ukraine und ein Begegnungscafé für die Menschen, die aus dem Krieg in den Kreis Euskirchen kamen. „Und das war der Start in diese Form der Begegnungsarbeit“, sagt Brandhoff. Doch in der täglichen Arbeit wurde dem Team schnell klar, dass die Installation von Hilfsangeboten, die jedem gerecht werden, eine Mammutaufgabe war.

Zu viele Einzelfallfragen gab es. Zu viele Fälle, in denen eine Eins-zu-eins-Betreuung notwendig war. Schlicht: Zu viele Menschen, die eines Hilfsangebots bedurften. Nicht nur aus der Ukraine, auch aus anderen Ländern. In den Strukturen, die bisher bestanden, seien die Anfragen kaum zu bewältigen gewesen, so Brandhoff. „Deswegen mussten wir einen Schritt weiter gehen.“ Das Ganze habe den Rahmen eines offiziellen Förderprojekts gebraucht sowie qualifizierte Mitarbeiter. Aber vor allem: interkommunale Zusammenarbeit.

Die Informations-, Begegnungs- und Beratungsangebote sollten überall im Kreis geschaffen und gestreut werden. Das war der Startschuss für das aus Spendenmitteln für die Ukraine finanzierte Integrationsprojekt „Willkommen! Starke Netzwerke für Geflüchtete aus der Ukraine“. „Wir wollten aber nicht so tun, als hätten wir diese Art der Integrationshilfe erfunden“, sagt Brandhoff.

Stattdessen habe das DRK mit den Strukturen vor Ort zusammenarbeiten wollen, sie unterstützen, fördern und erweitern. Denn jede Kommune sei bezüglich der Integrationshilfe auf einem anderen Stand. In Weilerswist etwa gebe es eine sehr gut funktionierende, ehrenamtliche Hilfe. In Kall dagegen eine professionelle hauptamtliche Integrationsarbeit und in Hellenthal müssten die Strukturen erst noch geschaffen werden.

Wir greifen also überall dort ein, wo es Sinn macht.
Boris Brandhoff, Teamleiter Migration/Integration beim DRK

„Wir greifen also überall dort ein, wo es Sinn macht“, sagt Brandhoff. Wie diese Arbeit konkret aussieht, erklären die beiden Mitwirkenden Karoline July und Angelika Heinrich. Heinrich ist für den Bereich der Beratungsangebote zuständig. Sie selbst hat ukrainische Wurzeln, versteht Ukrainisch und Russisch. Ein großer Vorteil in der wöchentlichen Sprechstunde, die sie anbietet, sagt sie. Die sei seit Kriegsbeginn bis heute überfüllt mit Menschen, die ganz unterschiedliche Probleme hätten.

Oft sei es das Verständnis von behördlichen Briefen oder das Ausfüllen von Formularen, das Probleme bereite – Anträge auf Sicherstellung des Lebensunterhaltes oder auf Kindergeld. Aber es gehe auch darum, welches die richtige Schulform für ein Kind sei, welche medizinische Hilfe wo gefunden werden könne, oder darum, Kinder im Kindergarten anzumelden. „Es sind ganz alltägliche Sachen, die den Menschen in einem neuen Land Probleme bereiten“, so Heinrichs.

Geschützte Orte und Begegnungsräume schaffen

Dort, wo sie selbst nicht weiterhelfen kann, verweist sie an Partnerorganisationen. Um die Geflüchteten in allen Belangen zu unterstützen, brauche man eben ein großes Netzwerk. Das findet auch Karoline July. Sie kümmert sich um Sprachangebote, unterstützt und schafft Orte der Begegnung. So wie das neue Begegnungscafé im Hellenthaler Hof oder den Zumba-Kurs für Geflüchtete in Kall. 14 Frauen nehmen aktuell an diesem teil – weitere sind angemeldet.

„Das Tanzstudio platzt gerade aus allen Nähten“, sagt July. Die ukrainischen Frauen schätzten den geschützten Ort, an dem sie sich mit anderen Ukrainerinnen austauschen und Probleme besprechen könnten, die sie vor der Familie zurückhielten.