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Kurpark als KinosaalHeimbach präsentierte mit dem Jugendfilmfestival neues Angebot

Lesezeit 4 Minuten
Sozialarbeiter Dirk Boltersdorf und Drehbuchautorin Susanne Finken stehen nebeneinander hinter den Zuschauern.

Die Vorführung im Rahmen des Jugendfilmfestivals im Heimbacher Kurpark verfolgten auch Sozialarbeiter Dirk Boltersdorf und Drehbuchautorin Susanne Finken.

Die Open-Air-Filme waren Bestandteile des Programms für Kinder und Jugendliche in Heimbach. Dazu gehören auch Konzerte und Workshops.

Es ist schon ein gewohntes Bild, dass der Heimbacher Kurpark in einen Kinosaal umfunktioniert wird. Doch in diesem Jahr waren es nicht die Filmschauplätze NRW, die bereits zweimal Station im Mondschatten der Burg Hengebach gemacht hatten, um in einer Sommernacht Filmliebhaber anzulocken. Mit dem Jugendfilmfestival präsentierte die Stadt ein neues Konzept, das, wenn möglich, auch in den nächsten Jahren weitergeführt werden soll.

Ausgedacht hat sich das Angebot, das im Rahmen des Heimbacher Sommerprogramms stattfindet, Dirk Boltersdorf. Er ist seit vergangenem Jahr für die Jugendarbeit in der Stadt verantwortlich. „Der Einstieg war eine Umfrage unter Jugendlichen in der Stadt“, berichtete er von den Anfängen. Dabei sei herausgekommen, dass die Jugendlichen sich in Heimbach wohl und sicher fühlen, dass allerdings viel zu wenig los sei. Besonders die Altersgruppe ab zwölf Jahren sei zuvor übersehen worden, so Boltersdorf.

Dirk Boltersdorf organisierte 27 Jahre lang Veranstaltungen in Düren

Er sei angetreten, das zu ändern. Der Sozialarbeiter kennt sich mit Events aus. 27 Jahre organisierte er in Düren in der Kulturfabrik „Endart“ Veranstaltungen, führte rund 70 Mitarbeiter und war in der Drogenprävention tätig. Und nun? „Jetzt mache ich Basisarbeit, das macht mir Spaß“, sagte er lächelnd. Die Stadt lasse ihm freie Hand. „Mein Antrieb ist, Veranstaltungen anzubieten, die sich tragen.“

Blick in einen Transporter, in dem das Equipment für die Vorführung liegt.

Der Transporter für das Equipment wurde gleich als Projektorkabine benutzt.

Nicht nur bei der Mitarbeit beim Stadtfest kann er von seinen Erfahrungen zehren. Einer der beiden Filme, die im Rahmen des Jugendfilmfestivals gezeigt wurden, hat einen direkten Bezug zu seiner vorigen Tätigkeit. „Die After-Show-Party zum Kinostart des Films ‚Zu weit weg‘ im April 2020 sollte damals in der Endart stattfinden“, so Boltersdorf.

Junge aus dem Braunkohlengebiet muss sein Dorf verlassen

Doch zwei Tage vorher seien die Kinos wegen der Corona-Pandemie geschlossen worden, sodass der Film kaum gesehen worden sei. „Dabei ist der auf mehreren Festivals ausgezeichnet worden“, betonte der Sozialarbeiter. Deshalb habe er die Idee gehabt, den Film noch einmal der Öffentlichkeit vorzustellen. Rund 50 Zuschauer kamen zu dem Open-Air-Kino am Freitag. Am Samstag, als die „Ocean Film Tour“ gezeigt wurde, waren es 100.

Auch die Drehbuchautorin Susanne Finken war am Freitag gekommen. Gespannt verfolgte sie den Film, zu dem sie damals mit ihrem Drehbuch den Anstoß geliefert hatte. Der Verlust der Heimat sei das zentrale Thema, erläutert sie. Ein Junge aus dem Braunkohlengebiet muss sein Dorf verlassen, das abgebaggert werden soll, und zieht nach Düren. Hier lernt er einen syrischen Jungen kennen, der vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat fliehen musste. Nach einigen Schwierigkeiten werden die beiden über das gemeinsame Hobby Fußball Freunde. „Als Kölnerin kenne ich die Braunkohlenabbaugebiete. Dort ist eine interessante Atmosphäre“, sagte sie.

Wir proben im Jugendraum auf geliehenen Instrumenten.
Dirk Boltersdorf

2018 sei der Film gedreht worden und nach der Tour durch die verschiedenen Festivals 2019 habe der Film 2020 in die Kinos kommen sollen. „Es gab bereits viele Buchungen von Fußballclubs und Jugendgruppen, doch die konnten durch den Lockdown alle nicht stattfinden“, berichtete sie.

Es sei interessant, den Film nach einigen Jahren Pause noch einmal zu sehen. „Mit der Distanz sehe ich ihn neu“, so Finken. Es sei ein schönes Projekt gewesen. Die Regisseurin Sarah Winkenstette habe ein gutes Händchen bei der Führung der jugendlichen Schauspieler gehabt.

In Heimbach gibt es einmal ein der Woche ein Nerf-Event

Bereits am nächsten Wochenende wird im Kurpark die Jugendband spielen, die Boltersdorf ins Leben gerufen hat. „Wir proben im Jugendraum auf geliehenen Instrumenten“, so der Sozialarbeiter. Er hofft, dass mit Einnahmen aus den Veranstaltungen irgendwann eigenes Equipment beschafft werden kann. Ob Kinder oder Jugendliche, eine ganze Reihe von Events wie ein Wakeboard-Camp oder eine Sternenwanderung stehen und standen auf dem Terminplan für das Heimbacher Ferienprogramm.

Doch auch in der Schulzeit wird einiges angeboten. Unter anderem wird in der Heimbacher Turnhalle einmal in der Woche ein Nerf-Event veranstaltet. „Ich kannte die vorher auch nicht. Das sind Spielzeugpistolen, die mit Schaumstoffpfeilen schießen“, erläuterte er. Da es in Heimbach eine ganze Community von Jugendlichen gebe, die damit spielten, habe er sie eingeladen, gemeinsam einen Parcours zu bauen und dann gegeneinander anzutreten. „Ich mache dann den Schiedsrichter“, so Boltersdorf lachend.

Ein anderes Projekt, mit dem Boltersdorf direkt an seine Klientel herangeht, war der Graffiti-Workshop, der an einer Mauer der Krischer GmbH in Hasenfeld stattfand. Dort hatte der unbeholfene Versuch eines Sprayers, seinen Namen zu schreiben, für Aufregung gesorgt. Unter der Leitung von Danyel Kocar vom Aachener Graffiti-Laden „Gleis 8“ wurde die Mauer professionell gestaltet und gleichzeitig verschiedene Spraytechniken gelehrt. Der nächste derartige Workshop sei bereits in Vorbereitung, versprach Boltersdorf. Weitere Informationen gibt es unter www.team-juh.de