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FreizeitanlageBootsverleih und Büdchen am Heimbacher Staubecken sind in neuen Händen

Lesezeit 5 Minuten
Franz Pütz steht auf dem Bootssteg, im Vordergrund sind Tretboote zu sehen.

Alles selbst gebaut: Franz Pütz am Bootssteg. Nach rund 35 Jahren hat er den Betrieb am Rurufer verkauft.

Franz Pütz hat die Freizeitanlage am Rurstaubecken bei Heimbach verkauft. Jan van den Akker und Sanne Hesseling betreiben jetzt den Bootsverleih.

33 Jahre hat Franz Pütz am Rur-Staubecken bei Heimbach seinen Tretbootverleih mit Büdchen-Betrieb geführt. Jetzt hat der 74-Jährige die Anlage verkauft und geht in den Ruhestand. „Morgens, bevor wir die Anlage geöffnet haben, am Rurufer in der Sonne sitzen, eine Tasse Kaffee, eine Zigarette, die Natur genießen. Die Stille, die gute Luft…“ Franz Pütz kommt ins Schwärmen. Er hat sich einen der weißen Terrassenstühle geschnappt und auf den strategisch gesehen besten Platz gestellt: Von hier aus hatte er immer den besten Überblick.

Knapp 33 Jahre lang, immer im Sommer zwischen April und Oktober, immer ab 11 Uhr. Die Stunde davor, die war ihm und seiner Lebensgefährtin besonders wichtig. Wer zur „Freizeitanlage mit Tretbootverleih“ am Staubecken will, der muss einige „Anlieger frei“-Schilder am gepflasterten Uferweg passieren, und nach gut einem Kilometer in einer ansteigenden Kurve auf den alten Holzzaun am Straßenrand achten.

Die Anlage in Heimbach ist ein idyllisches Kleinod an der Rur

Durch ein kleines Törchen führen buckelige, alte Steintreppen zur von oben kaum zu sehende Anlage. Unten am Rurufer stehen an einem gut 50 Meter langen, schmalen Streifen Gartenpavillons samt Sommerbestuhlung, auch zur Rur hin sind vor einem Schutzzaun Stühle und Tische aufgestellt. „Willkommen in der Idylle“ begrüßt ein Blechschild am von Franz Pütz vor 25 Jahren gebauten Büdchen mit kleiner Imbisskarte die Ankommenden.

Es ist eine zutreffende Beschreibung für das Angebot unter schattigen Bäumen mit Blick auf die Rur. „Wer hier ist, der soll sich wohlfühlen. Und sagen: Das war schön, ich komme wieder“, so Franz Pütz. 33 Sommer lang passte das. Besuchermassen gibt es nicht, aber genug Freunde einer Kaffeepause am Wasser oder des Tretboot- und Kanufahrens. „Ich musste ja nicht davon leben“, so Pütz.

Jan van den Akker und Sanne Hesseling stehen hinter der Theke des Büdchens.

Jan van den Akker und Sanne Hesseling sind die neuen Eigentümer der Freizeitanlage mit Tretbootverleih.

Franz Pütz steht neben einem Gartenstuhl.

„Von hier hatte ich immer alles im Blick“, sagt Franz Pütz und zeigt seinen Lieblingsplatz.

Der gelernte Industriebuchbinder war Abteilungsleiter beim Monschauer Weiss-Druck. 2005 ging Pütz mit 55 in Rente, da hatte er zwei neue Aufgaben für sich entdeckt: einen Bauernhof bei Monschau, den er 1999 gekauft hatte, und eben den Tretbootverleih, den er 1989 vom Vorbesitzer erworben und ein gutes Jahr später neu eröffnet hatte.

Hierhin war der gebürtige Vlattener, der seit 50 Jahren in Heimbach lebt, in manchen Sommermonaten gepilgert, hatte sich ein Bötchen gemietet. Eine Stunde die Rur hinauf, eine Stunde flussab. Sein erster Eindruck, als ihm das Ganze dann gehörte – da war er schon länger nicht mehr vor Ort gewesen: „Ach, ein Schrotthaufen!“

Jeder kann sich am Rurufer sein Plätzchen suchen

Pütz: „Der Steg war durchgebrochen und gesperrt, die wenigen Sitzbänke kaputt, das gesamte Areal zugewachsen, und ein WC-Häuschen für die Besucher gab es auch nicht.“ Also fing er auf dem vom Wasserverband Eifel-Rur gepachteten Grund und Boden einfach an: „Mit einem Sonnenschirm und einer Idee.“ Als Erstes habe er den noch vorhandenen Wasserspielplatz und den Scooter entfernt – beides sei schlicht zu reparaturanfällig und zu teuer gewesen.

Wenn ich merkte, dass die Gäste nicht so ideal hier hingehören, dann ließ ich im Hintergrund Heimatmusik laufen.
Franz Pütz

So gewann er Platz für die Restaurationsbestuhlung vor dem später gebauten Büdchen, ein Toilettenhäuschen folgte. Er habe es stets so gehalten, dass sich jeder sein Plätzchen suchen konnte, so Pütz: Verzehrzwang war für ihn nie ein Thema. Wanderer konnten ihre Pausenverpflegung auspacken, andere Gäste verzogen sich in eine ruhige Ecke für ein Nickerchen.

Wie die Dame aus Köln, mit der Pütz schon bei ihrem ersten Besuch ins Plaudern kam. Daraus habe sich über zwei Sommer und ein knappes Dutzend Mal ein Ritual entwickelt: „Immer um drei wollte sie das erste Mal geweckt werden mit Kaffee und Kuchen, dann um vier mit Kaffee und einem Glas Wasser. Und um fünf, weil um halb sechs der Zug nach Köln fuhr.“ Leben und leben lassen am Rurufer unter Bäumen.

Junges Paar hat den Betrieb übernommen

Bei anderen Gästen wendete Pütz eine Art Verscheuchungsstrategie an. „Sagen wir mal so: Wenn ich merkte, dass die Gäste nicht so ideal hier hingehören, dann ließ ich im Hintergrund Heimatmusik laufen. Das reichte.“ Er könne ein ganzes Buch mit Anekdoten schreiben aus mehr als drei Jahrzehnten. Ins Wasser gefallen sei seines Wissens in der ganzen Zeit aber keiner.

Einmal wurde außerhalb der Sichtweite ein Ruderboot von einer Gruppe alkoholisierter junger Männer versenkt und musste von der DLRG mühsam geborgen werden. Nun hat Franz Pütz mit seiner Lebensgefährtin beschlossen, es am Rurufer gut sein zu lassen. Die Pflege von Booten, Steganlage, Tischen, Stühlen und Pavillons – es reichte ihm einfach. Schließlich hat er das alles immer selbst gemacht, nur dann wisse er, dass „es richtig ist“.

Also ließ er einen Makler den Verkauf ausschreiben und fand schnell eine Reihe von Interessenten. Entschieden hat er sich für zwei Heimbacher: Jan van den Akker, 22, gelernter Koch, und seine aus den Niederlanden stammende Partnerin Sanne Hesseling. Die 23-Jährige ist gelernte Gastronomieservicekraft. „Die Anlage hat uns sofort gefallen“, so Jan van der Akker.

Er und Sanne beginnen mit dem Saisonbetrieb ihre Selbstständigkeit. Als Erstes haben sie die Öffnungszeiten verändert. Die „Freizeitanlage mit Tretbootverleih“ ist jetzt zwischen dem 1. April und dem 31. Oktober von Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Als Zweites schraubten sie über der Ausgabetheke ihres Büdchens eine Blechtafel an: „Willkommen in der Idylle“.