Die aktuelle Ausstellung im Fotografie-Forum Monschau zeigt Entwicklungen der Modefotografie von 1856 bis in die Gegenwart.
AusstellungDas Fotografie-Forum in Monschau zeigt Modefotos, die nicht schillern
Das Sujet der Modefotografie ist fast so alt wie die Fotografie selbst, denn bereits im Jahre 1856 wurde ein Buch mit 288 Fotografien von Virginia Oldoini veröffentlicht. Die junge, toskanische Adlige am Hof von Napoleon III. war für ihre Schönheit und ihr extravagantes Auftreten berühmt. Die Fotos, die sie in ihrer offiziellen Hofgarderobe zeigen, machten sie zur meistfotografierten Frau des 19. Jahrhunderts – und zum ersten Fotomodell.
Dass Modefotografie aber nicht immer zwangsläufig auch besonders „schillernd“ sein muss, das will die aktuelle Ausstellung des Fotografie-Forums in Monschau zeigen. Noch bis zum 15. September werden dort 160 Aufnahmen präsentiert, die weit vom Glanz eines Titelbilds für eine Modezeitschrift wie die „Vogue“ entfernt sind.
Zurück zu Virginia Oldoini: Manche der Aufnahmen waren für damalige Verhältnisse recht gewagt, denn mit dem Hoffotografen Pierre-Louis Pierson arbeitete sie an Bildern, die vornehmlich ihre nackten Beine oder Füße darstellten. „Ein weiteres Merkmal der ersten Modefotografien dieser frühen Jahrzehnte waren inszenierte Aufnahmen in Fotostudios mit expressiver Lichtregie“, erklärt Ausstellungsmacherin Nina Mika-Helfmeier.
Die Geschichte der Modefotografie wird in Monschau im Bild gezeigt
Erst zwischen 1900 und 1930 sei die Modefotografie zunehmend bekannter geworden. „Die Modelle wurden, drapiert in fließenden Gewändern, in Studios mit Amphoren oder Repliken römischer Büsten abgelichtet“, so die Kuratorin aus der Nordeifel: „In den 1930er-Jahren machte dann Martin Munkácsi die Schnappschuss-Ästhetik der Straßenfotografie auch in der Modefotografie salonfähig.“ Im Vordergrund der Aufnahmen habe die Vitalität und Expressivität der Modelle gestanden. „Erst auf den zweiten Blick nahm man das Bild als Modefotografie wahr.“
Fotografen wie Hermann Landshoff brachten dann die neuste Haute Couture mit Beginn der 1950er-Jahre auf die Straße, hinein ins öffentliche Leben. Statt in theatralischen Posen hielt Landshoff die Models auf dem Fahrrad, im Luftsprung oder unter Wasser fest. Durch den bewussten Einsatz von Bewegungsunschärfe und außergewöhnlichen Perspektiven wirken die Aufnahmen ungezwungen und spontan.
„Die Aufnahmen Hermann Landshoffs waren für die damalige Zeit bahnbrechend“, erläutert Mika-Helfmeier: „Sie versprühen eine ungeahnte Leichtigkeit und zeigen ein neuartiges Lebensgefühl. Spannend ist nicht zuletzt, dass hier auch ein neues und authentischeres Frauenbild propagiert wird.“
Modefotos zeigen gesellschaftliche Veränderungen
In den 1940er- und 50er-Jahren schickten die Fotografen und Fotografinnen ihre Modelle auf die Straßen, in die Parkanlagen und an öffentliche Orte vor historischen Monumenten. Die Aufnahmen aus dieser Zeit verströmen Lebensfreude, Eleganz und vor allem Dynamik.
Die Modefotografie der letzten 30 Jahre hingegen beschäftigt sich zunehmend mit gesellschaftspolitisch orientierten Themen. „Sie wird bunter, schillernder und hat zudem wachsenden Einfluss auf die Konventionen der Gesellschaft“, sagt Mika-Helfmeier. Die Ausstellung im Fotografie-Forum zeigt mit eindrucksvollen Bildern, wie stark die Modefotografie von der Geschichte und gesellschaftlichen Veränderungen beeinflusst ist.
Die Ausstellung „Sie muss nicht immer schillernd sein. Modefotografie“ ist noch bis zum 15. September im Fotografie-Forum in Monschau, Austraße 9, zu sehen. Der Eintritt ist frei.