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Schaurige StadtführungenGeister und Zombies trieben in Monschau ihr Unwesen

Lesezeit 5 Minuten
Eine Geisterfigur mit Totenkopf und dunklem Umhang erschreckt Besucher auf der Straße.

An Stationen wie bei den Tuchmacherinnen am Monschauer Gefängnis lernten die Gäste das Gruseln

Gruselige Gestalten waren am Wochenende in Monschau unterwegs, wo schon am Wochenende vor Halloween gefeiert wird.

Auch wenn es sich noch nicht bis zu den Bäumen und Sträuchern herumgesprochen zu haben scheint, die noch immer dicht belaubt sind, so zeigt es der Kalender doch deutlich: Es ist Herbst. Und damit steht das Haupt-Geisterfest vor der Tür: Halloween, das offiziell am Dienstag gefeiert wird.

Doch vielerorts wirft es schon seine gruseligen Schatten voraus. Wie in Monschau, wo obligatorisch am Wochenende vorher die schaurigen Stadtführungen auf dem Programm stehen. Zum 25. Mal trieben Geister, Zombies, Gespenster und andere Gruselgestalten ihr fröhliches Unwesen in den Straßen und Gassen. Sie lockten damit am Samstag und Sonntag wieder Tausende Besucher in das nächtliche Monschau.

Eine Frau mit Maske verteilt kleine Gläser mit einer roten Flüssigkeit.

Mit einem Gläschen Blut stimmen sich die Besucher auf den Gang durch die Gruselgasse ein.

„Karneval im Dunkeln“, so nennt Helga Janker-Offermann, das dienstälteste Gespenst in Monschau, gerne das Halloween-Spektakel. Seit 22 Jahren ist sie mit dabei und kennt die Veranstaltung aus dem Effeff. „Nach Corona sind einige Geister in Rente gegangen, dafür sind einige neue wieder dazugekommen“, berichtete sie. Doch die meisten seien geblieben. Es könnten aber auch noch mehr sein. „Auch Geister kennen Personalmangel“, sagte sie.

Veranstaltet wurde das Event von Monev, einer örtlichen Veranstaltungsagentur, in Kooperation mit der Monschau-Touristik. Nachdem im vergangenen Jahr die Karten online gebucht werden konnten, wurden in diesem Jahr wieder die Ticketbuden auf dem Marktplatz reaktiviert.

Zu sehen sind zwei Personen mit Masken und zwei Frauen, die als Pestkranke geschminkt sind.

Als Pestkranke war eine Gruppe auf den Straßen und Gassen von Monschau unterwegs

Bereits nachmittags hatten sich die rund 60 Geisterdarsteller, die alle ehrenamtlich unterwegs waren, mit Maske und Kostüm in Gespenster und Zombies verwandelt. Damit war die Zahl gegenüber dem vergangenen Jahr wieder gestiegen.

Fünf Stadtführer leiteten die Besuchergruppen durch Monschau

Fünf Stadtführer leiteten die Besuchergruppen durch die dunkeln Straßen der historischen Tuchmacherstadt und versammelten sie immer wieder an vorbereiteten Stationen, um ihnen Gruselgeschichten zu erzählen. Mit dabei war auch eine Hospitantin, die im nächsten Jahr eine Gruppe übernehmen soll und der von einer erfahrenen Kollegin beigebracht wurde, auf was es beim Gruseln ankommt.

Ein Hotspot seit vier Jahren ist die schmale Gasse, die neben dem Feuerwehrgerätehaus von der Stadtstraße zur Kirchstraße führt. Hier treibt der Familienclan rund um Mladen und Rita Stos und Daniela Florian sein Unwesen. In jedem Jahr lässt die muntere Gruppe sich wieder etwas Neues einfallen, um die Besucher aus der Fassung zu bringen. Bereits im März laufen die ersten Überlegungen, was als Thema genommen werden könnte. „In diesem Jahr haben wir uns für Horrorfilme entschieden“, so Florian. Zuerst habe das sehr einfach geklungen, doch dann sei klar geworden, dass es sehr aufwendig werden würde, die ganzen Filmmonster darzustellen.

Horroreffekte der besonderen Art für die Besucher

Wie schon in den Vorjahren gelang das Vorhaben. Spitze Schreckensschreie schallten immer wieder durch die Gasse, wenn wieder ein Überraschungsmoment funktioniert hatte. So hatte sich Mladen Stos hinter einem Verbau versteckt und griff kettenrasselnd nach den Besuchern.

Horroreffekte der besonderen Art erzielte Nadine Scherberich, die als Babadook verkleidet war. „Am besten funktioniert es, wenn Hannibal Lecter sie von vorne ablenkt, dann komme ich von hinten“, beschrieb sie die immer wieder erfolgreiche Taktik, den Besuchern einen kräftigen Schrecken in die Glieder fahren zu lassen.

Die kostümierte Gruppe, zwei Erwachsene und drei Kinder, hockt am Boden.

Als Gruseligel mit Wolf hatten sich Anwohner verkleidet

Nach der Kreischorgie aus der Schreckensgasse ging es friedlicher zu. Die geisterhaften Tuchmacherinnen luden zum Urintest ein. „Früher kauften die Tuchmacherinnen das Urin zum Färben“, erzählte Viktoria aus Monschau. Die schlauen Monschauer aber hätten das Urin mit Wasser gestreckt, um die Verkäufe zu steigern. Deswegen hätten davon Geschmacksproben genommen werden müssen.

Auch bei den Geistern herrscht Fachkräftemangel

Gespielt wurden die Tuchmacherinnen von Viktorias Freunden aus Süddeutschland. „Auch bei den Geistern herrscht Fachkräftemangel“, bedauerte sie. „Wir kommen aus Esslingen“, berichtete Jule, die mit Annika und Hilfsgeist Andi angereist war. Sie sei Halloween-Fan und habe in Monschau schon immer einmal mitmachen wollen, sagte sie. „Und wieder einmal die Eifel sehen“, ergänzte Andi.

Blutbeschmiert und mit Axt in der Hand, ging die neunjährige Juna aus Viersen mit ihrer Schwester Tarja auf Kinderjagd in der Menschenmenge. Ein wenig staunte sie schon, welche Reaktionen sie damit hervorrufen konnte. So drückte sich ein Mädchen, das sie entschlossen verfolgt hatte, nur noch hilfesuchend an seine Mutter. „Ich habe mich dann bei ihr entschuldigt und gesagt, das sei alles nur Spiel“, gab sie zu.

Große Spinne setzte sich auf die Köpfe der Passanten

Auch die Monschauer hatten sich wieder einiges einfallen lassen, um bei dem Geistertreiben mitzumachen. So hatten die Anwohner des Stehlings sich als Gruseligel mit Wolf verkleidet und sorgten mit plötzlichem Auftauchen für Schreckmomente.

Einfach, aber effektiv war die Methode von Maurice Lambrickx, der aus einem Fenster in der ersten Etage eines Hauses in der Eschbachstraße eine überdimensionale Spinne an einer Angel auf die Köpfe der Passanten setzte. Am Aukloster wurden dann noch neue Crewmitglieder für die Schiffe der Captains Barbossa und Sparrow aus dem Publikum gezogen und an die Laternen gefesselt.

„Ich bin damit großgeworden“, sagte Stefanie Ilgenstein, die mit ihren Nichten vor dem Roten Haus stand und sich von den dortigen Schreckensgestalten unterhalten ließ. Mittlerweile wohne sie in Eicherscheid, doch sie komme immer wieder gerne, wenn etwas los sei.

Besonders beeindruckt aber waren die Kinder. „Gut, aber gruselig“, sagte die neunjährige Elisa. Sie sei ein Halloween-Fan. „Wir haben uns schon gegruselt, aber hatten nicht so viel Angst, sondern fanden es eher lustig“, sagte Elena, die mit ihrer Freundin Alicia unterwegs war. Die beiden 13-jährigen Monschauerinnen hatten aber auch einen Heimvorteil. Und wer weiß, vielleicht ziehen sie sich im nächsten Jahr ein blutgetränktes Bettlaken über und wechseln damit die Seite von den Opfern zu den Tätern.