Nach der Corona-PauseIn Monschau gab's Grusel pur - aber von der netten Art
Monschau – Das war erst einmal zu viel für die junge Frau. „Ich will da nicht durch“, rief sie, halb im Spaß, halb im Ernst, als zum Einstieg in die Stadtführung durch das nächtliche Monschau die Mottengasse auf die Besucher wartete.
Zombies, Untote und Gruselgestalten aus dem Hohen Venn wankten durch den schmalen Durchlass, während die Szenerie von dem grauen Dunst eingehüllt wurde, den der neunjährige Taro fleißig mit der Nebelmaschine erzeugte.
Halloween, das bedeutete in diesem Jahr wieder Geisterzeit in Monschau. Nachdem das Event in den vergangenen zwei Jahren wegen der Pandemie abgesagt worden war, hatten die Ehrenamtler, die mit der Monschau Touristik die Veranstaltung organisierten, wenigstens eine Light-Version des beliebten Spektakels realisiert.
Fünf Stadtführer lotsten die Besucher zu den Szenerien
Nicht nur das Programm auf dem Marktplatz und die Party im Kolpinghaus entfielen, auch waren es in diesem Jahr einige Gruppen weniger. Denn auch die Reihen der Akteure waren nicht von neuen Corona-Infektionen verschont geblieben. Dafür war für tagsüber im Aukloster ein Kinderprogramm vorbereitet worden.
„Es war schwierig, alle wieder zusammenzubringen“, sagte Peter Dick, einer der fünf Stadtführer, die die Besucher durchs schaurig-schöne Monschau leiteten. Einige seien neu dazugekommen, andere hätten aufgehört, doch im Kern sei es die alte Truppe. „Wir wussten, wenn wir es jetzt nicht machen, dann wäre es nie wieder gegangen“, so Dick, der seit 15 Jahren mit dabei ist.
Rund 40 Ehrenamtler waren unterwegs, um als Akteure die gruseligen Szenen zum Leben zu erwecken und die Menschen zu erschrecken. Doch: immer nett, immer freundlich. „Unser Motto ist, Karneval im Dunkeln’, unsere Geister wollen Spaß machen und familienorientiert sein“, sagte die Leiterin der Monschau Touristik, Barbara Frohnhoff.
Mit der Veranstaltung werde auch das Engagement der Ehrenamtlichen unterstützt. „Die sind das Highlight von Halloween“, so Frohnhoff. Das sei ein Angebot, das es sonst nicht gebe.
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In diesem Jahr seien die Führungen im Vorverkauf buchbar gewesen. „Wir wollten damit die langen Schlangen vor den Ticketschaltern abschaffen und außerdem verhindern, dass Familien mit Kindern bis zehn Uhr abends auf ihre Führung warten müssen“, erläuterte Dick. Fast ausverkauft seien die Führungen an den beiden Tagen, an denen Monschau in der Hand der Untoten und Geister ist, teilte Frohnhoff mit. Etwa 700 Tickets seien im Vorverkauf gebucht worden.
Im Viertelstundenrhythmus starteten die Führungen. Für Melanie Kaulen eine neue Erfahrung. Sie war erst einen Tag vorher für eine erkrankte Führerin eingesprungen. Doch nervös sei sie nicht, sagte Kaulen, die mit geheimnisvoller Stimme die Szenerien erläuterte, etwa die in der Mottengasse.
Im Einsatz waren nicht nur die elf Akteure um Daniela Florian, die die Mottengasse in ein Gruselkabinett verwandelt hatten. Vor Haus Troistorff, das als Standesamt genutzt wird, geisterten drei Frauen in weißen Hochzeitskleidern über die Straße. Sie seien seit Jahrhunderten auf der Suche nach ihren Verlobten, die auf der Treppe zum Standesamt das Weite gesucht hätten, so die Legende, die die Stadtführer verbreiteten.
Komplett verschleiert schwebte Alana Küsel-Geisenhainer zwischen den Touristen umher. Und wer desinteressiert wirkte, bekam von ihr einen kurzen, spitzen Schrei ins Ohr. „Das ist der Schreckmoment“, sagte sie lächelnd. Ob das Spaß mache? „Jaaa!“, antwortete sie langgezogen und begeistert: „Für diesen Moment machen wir es!“
Für die Kleinen gab's extra eine Kinderhölle
Den Kindern war ein exklusiver Gruselmoment zugedacht. Aus einem kleinen Kellerraum drang Gekreisch und Gekicher, denn hier war die Kinderhölle mit Kinderteufeln und Schreckensmomenten, die die Kinder ohne ihre Eltern bestehen mussten. Was sie denn dort drin erwarte? „Da sind meine Zwillinge drin, mehr weiß ich auch nicht“, sagte die als Vampirdame geschminkte Mutter.
Für die Besucher war es ein lohnender Ausflug. „Ich bin mit meinem Sohn eine Stunde hierhergefahren“, sagte eine Frau aus Grevenbroich. Vor drei Jahren seien sie schon einmal hier gewesen. Das habe ihnen so gut gefallen, dass sie sich wieder auf den Weg gemacht hätten.