Simone Schridde und die Schwimmschule Wellenbrecher sammeln Badekleidung für Kinder und Erwachsene für ein Herzensprojekt in Namibia.
Badekleidung gesuchtEuskirchener Wellenbrecher wollen Kindern in Namibia Schwimmen beibringen
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Die Schwimmschule Wellenbrecher sucht aussortierte Bademode, um sie mit nach Namibia zu nehmen und dort Kindern das Schwimmen beibringen zu können.
Copyright: Thomas Steinicke
Simone Schridde hat Sondergepäck beantragt. Mindestens mit vier Koffern a 23 Kilo will die Leiterin der Euskirchener Schwimmschule Wellenbrecher am 6. März in Richtung Namibia aufbrechen. Im Gepäck wird sie zahlreiche Badeanzüge, Schwimmhosen, Schwimmgürtel und Schwimmbretter haben. Eben das, was so benötigt wird, wenn man ins Schwimmbad geht – oder eben Schwimmen lehren möchte.
Letztgenanntes möchte Schridde in Namibia – genauer gesagt in den Townships von Swakopmund – machen. „Wir möchten Lehrern und Kindern das Schwimmen beibringen“, sagt Schridde im Gespräch mit dieser Zeitung.
Und das soll nicht nur eine einmalige Sache sein. Es soll ein Hilfe-zur-Selbsthilfe-Projekt werden. Man wolle zunächst den Lehrkräften der Tangeni Shilongo Schule das Schwimmen beibringen. Die sollen ihr Wissen an die Schüler weitergeben. Selbst Schwimmen und die Grundlagen davon weitergeben – das ist aber etwas völlig anderes. Deshalb haben sich Simone Schridde und ihre Tochter Sina vorgenommen, die Lehrkräfte im Unterricht noch zu unterstützen. Zwei Wochen wollen die beiden „Wellenbrecherinnen“ in Swakopmund bleiben – und später noch mindestens einmal wiederkommen.
Für Simone Schridde ist Namibia zu einem Herzensprojekt geworden
„Das Ganze ist längst zu einem unglaublichen Herzensprojekt geworden“, sagt Simone Schridde. Den Ursprung habe es im Urlaub im November. Vier Wochen war die Schwimmlehrerin in Namibia. Es sei ein „unheimlich krasses Erlebnis“ gewesen. An einem Abend habe sie dann nach einem Projekt gesucht, das sie unterstützen könne. Bei der Recherche im Internet entdeckte sie schließlich die Tangeni Shilongo Schule.
Wie kann man vermeintlich am besten und schnellsten helfen? Mit einer Geldspende. Das wollte auch Schridde machen – direkt aus dem Urlaub heraus. Über die Internetseite der Schule war die Bankverbindung schnell gefunden. Doch Schridde stutzte. Ein Konto einer Schule in Namibia bei einer Bank aus Köln? „Dann habe ich einfach eine Nachricht über Social-Media verfasst und recht schnell Antwort erhalten“, erinnert sich die Wahl-Kölnerin – noch nicht ahnend, dass der Gründer der Schule ebenfalls ein Kölner ist: Volkan Sazli.
50.000 Menschen ohne Strom und fließend Wasser
Der holte Schridde mit ihrem Freund im Hotel ab und nahm sie mit ins Township, mit in seine Schule. „Wir sind sofort den ganzen Tag vor Ort geblieben“, so Schridde. Und der Besuch in den Townships hinterließ – genau wie der Urlaub selbst – viele bleibende Eindrücke: „Dort leben 50.000 Menschen ohne fließendes Wasser, ohne Strom. Das kann man sich nicht vorstellen. Und wir in Deutschland haben vermeintliche Probleme“, sagt Schridde.
Als die Schwimmlehrerin wieder in Deutschland war, ließen sie die Eindrücke aus dem afrikanischen Land nicht los. Sie wollte längst nicht mehr nur Geld spenden – Schridde wollte vor Ort helfen. Den Menschen, die gefühlt nichts haben. Wollte Volkan Sazli und dessen Team helfen.
Aus dem ehemaligen Seecontainer, der zu Klassenzimmern umgebaut worden war, ist in den vergangenen Jahren eine richtige Schule geworden. Auch ein Kindergarten ist entstanden. Für den Kölner, der 2014 im Rahmen eines entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes in einem Schulprojekt für die Kinder eines Townships in der Stadt Swakopmund gearbeitet hatte, ist die Schule in Namibia längst zu einem Herzensprojekt geworden, wie für Schridde ihre Schwimmschule.
Nur in privater Schule am Rand der Townships gibt es Chance auf Bildung
Laut der Schwimmlehrerin ist die private Schule für die Schüler die einzige Möglichkeit zur Bildung. 250 Schüler besuchen die Tangeni Shilongo Schule. Doch bei allem, was in Swakopmund bereits entstanden ist, eine Schwimmschule gibt es dort noch nicht. Aber es gibt jemanden, der eben nicht nur Geld spenden will, sondern aktiv helfen – nämlich Simone Schridde.

Township von Swakopmund in Namibia. Dort will die Schwimmschule Wellenbrecher bald Kindern das Schwimmen beibringen.
Copyright: Simone Schridde
Die fragte nach eigenen Angaben erst in Hotels nach, ob man dort den Pool nutzen könne. Doch es hagelte Absagen. Bei einem Fitnessstudio wurde die Euskirchenerin schließlich fündig und lief offene Türen ein. Und da das Fitnessstudio auch noch ein Schwimmbecken hat, war man sich schnell einig.
Während die Infrastruktur also schon mal stimmt, wird Badekleidung benötigt – vom Badeanzug für Mädchen über Badehosen für die Klassenkameraden bis hin zu Schwimmkleidung für die Lehrkräfte der Schule, die künftig Schwimmunterricht geben sollen. Um möglichst viel Bademode zu bekommen, will Schridde schon bald einen Spendenaufruf auf der Social-Media-Seite der Wellenbrecher, beispielsweise bei Instagram, posten. Gesammelt werden soll die Kleidung dann in den Schwimmbädern im Kreisgebiet, in denen die Wellenbrecher ihre Kurse anbieten.
Das Projekt der Wellenbrecher in dem südafrikanischen Land hat auch einen ernsten und dringlichen Hintergrund. Wie Schridde nach eigenen Angaben vor Ort von Rettungsschwimmern erfuhr, sterben im Atlantik in der Bucht von Swakopmund jährlich etwa 30 Menschen – auch, weil sie nicht schwimmen können.
Der Fluss Swakop sei eine Gefahr für Nichtschwimmer – wenn er denn Wasser führe. Die Wellenbrecher wollen im März auch die Rettungsschwimmer mit ins Boot holen und auch sie zu Schwimmlehrern fortbilden. „Jedes Kind soll die Chance haben, schwimmen zu lernen. Egal, wo es aufwächst“, sagt Simone Schridde, die künftig zweimal im Jahr nach Namibia fliegen möchte, um das Projekt weiter zu begleiten.
Wellenbrecher und Eifel-Therme bauen Kooperation aus
Ab Mitte April bündeln die Eifel-Therme Zikkurat in Firmenich und die Schwimmschule Wellenbrecher ihre Kräfte. Mit dieser Kooperation entsteht ein Zentrum für Schwimmkurse, das moderne Infrastruktur und langjährige Expertise miteinander verknüpft. Die Schwimmschule Wellenbrecher bietet künftig ihre Kurse in der Eifel-Therme an.
Die Kooperation verspricht einen reibungslosen Übergang: Die bekannten Mitarbeiter, die bisher die Schwimmkurse in der Zikkurat geleitet haben, bleiben weiterhin vor Ort. So bleibt für alle Teilnehmer eine vertraute Lernumgebung erhalten. Zusätzlich erhalten bestehende Kunden ein Vorbuchungsrecht, damit sie nahtlos ihre Kursplätze sichern können. Gleichzeitig wird das Kursangebot erweitert – von Baby- und Kleinkindschwimmen über Wassergewöhnung bis hin zu Techniktraining für Erwachsene.