Kreis Euskirchen/Antweiler – Luise Lanzerath ist sauer. Wenn die Seniorin einen Arzttermin in der Kreisstadt hat, muss sie um 7 Uhr morgens an der Bushaltestelle „Antweiler Mitte“ stehen. „Ich muss zuerst zum Bahnhof nach Mechernich, um nach Euskirchen zu kommen“, sagt sie. Schon in Satzvey vom Bus in die Bahn wechseln – das könne sie nicht. „Für Leute wie mich ist das keine Lösung. Ich bin nicht mehr gut zu Fuß.“ Und der Bahnhof in Satzvey ist nicht barrierefrei.
Mit ihrem Problem ist Lanzerath nicht alleine. Viele Außenorte im Kreis sind nur schlecht an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Im Regelfall steuert der Linienverkehr die Dörfer im Stundentakt an, damit zumindest die Kernorte erreicht werden können. In manchen aber kommt der Bus nur alle zwei Stunden – und nicht wenige müssen auf die Linienbusse ganz verzichten. Für sie gibt es Angebote wie Anrufsammeltaxis und den Taxibus. Allerdings zahlen Fahrgäste zusätzlich zum Fahrpreis 1,20 Euro für den Taxibus. Auf den Preis für das Monatsticket kämen bei einem Abo 19,60 Euro drauf. Schwerbehinderte müssen den Zuschlag allerdings nicht zahlen, wenn sie eine Wertmarke besitzen.
Taxibus als Alternative
Der Taxibus gilt als wesentlicher Bestandteil des Euskirchener Systems, wissen Mareike Keil und Susanne Kratzke, beim Kreis zuständig für den ÖPNV. „Vor allem im Süden haben wir viele Linien, die nur vom Taxibus angefahren werden. Dort wird er auch stark genutzt“, erläutert Keil. 2019 hätten 17 300 Fahrgäste den Taxibus in Anspruch genommen. Statistisch seien es 1,8 Personen pro Fahrt. Und die Taxibus-Linien sollen auch noch ausgebaut werden. „Wir wollen in Bad Münstereifel und Dahlem virtuelle Haltestellen einführen“, sagt Keil. Virtuelle Haltestellen können überall im Stadtgebiet sein, ein Busschild ist für sie nicht erforderlich.
Bad Münstereifel, Dahlem und Blankenheim gelten als die Sorgenkinder der Verkehrsplanerinnen. Die Nachfrage nach dem Taxibus ist dort eher verhalten. Es gibt aber auch vier Orte im Kreis, die gar nicht an den ÖPNV angeschlossen sind. Deren Einwohnerzahl liegt unter der Marke von 16. „Eine Anbindung an den ÖPNV ist nur für Dörfer verpflichtend, deren Einwohnerzahl über 50 liegt“, sagt Susanne Kratzke. Im Kreis Euskirchen sei der „ÖPNV-Mindestbedienungsstandard“ grundsätzlich aber „übererfüllt“.
Ehrenamt ist keine Lösung
Die Stadt Heimbach im Nachbarkreis Düren hatte bis vor der Pandemie eine andere Lösung als den Taxibus. Dort kümmerte sich ein Bürgerbusverein um die Bürger, die nicht mobil sind. Ein Modell für den Kreis Euskirchen sind diese Bürgerbusse aber laut Kratzke nicht. „Wir sehen die Notwendigkeit im Moment nicht.“ Weil es sich bei den Ehrenamtlern oft selbst um Senioren handele, sei es ohnehin schwierig, einen solchen Dienst dauerhaft aufrechtzuerhalten. Auch Mitfahrbänke seien keine Lösung für den Kreis – zumindest nicht flächendeckend. „Mitfahrbänke sind leider ein unzuverlässiges Angebot. Vielleicht kommt einer vorbei, vielleicht aber auch nicht.“
Demnächst aber will der Kreis den ÖPNV auf andere Art ausbauen: mit dem Eifel-E-Bike. Ab dem 7. Juli können überall im Kreis elektrische Fahrräder ausgeliehen werden. Für Menschen wie Luise Lanzerath aber, die nicht gut zu Fuß sind, ist auch das keine Lösung. Ihnen bleibt nur der Taxibus.