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„IDF Süd“Reul nimmt zweites Standbein für NRW-Feuerwehrausbildung in Betrieb

Lesezeit 5 Minuten

In einem aus Container errichteten Wohnhaus kann die Rettung von Menschen aus einem brennenden Haus geübt werden.

Kreuzau-Stockheim – Das dreistöckige Haus ist verraucht, das Treppenhaus kein Fluchtweg, sondern eine Todesfalle. Vor dem knallroten Gebäude steht ein aufgeregter junger Mann. Vom Balkon im dritten Stock ruft eine Frau um Hilfe. Hinter dem geöffneten Fenster im ersten Stock ist eine weitere Person zu sehen, die in ihrer Wohnung gefangen ist.

Doch die Einsatzkräfte der Feuerwehr sind schnell vor Ort. Mit der Drehleiter wird die Frau auf dem Balkon aus der Gefahrenzone gerettet. Mit Atemschutzgeräten ausgerüstete Feuerwehrleute dringen zu der anderen Person vor, ziehen ihr eine Fluchthaube über und führen sie aus dem Haus.

Hauptsitz in Münster

Noch einmal ist alles gut gegangen. Das war abzusehen, denn in diesem Fall war es nur eine Übung. Das rote Gebäude besteht aus Containern und wurde perfekt auf die Trainingserfordernisse der Feuerwehr zugeschnitten. Es befindet sich auf dem Übungsgelände des neuen Standortes des Instituts der Feuerwehr (IdF) in Kreuzau-Stockheim. Am Montagnachmittag wurde die Dependance der renommierten Einrichtung offiziell eröffnet.

Bereits in der nächsten Woche startet mit 24 Teilnehmern die Gruppenführerausbildung am neuen Standort. Sukzessive soll die Kapazität ausgebaut werden bis ab Januar 2023 hier 72 Feuerwehrleute zeitgleich ausgebildet werden. Und das ist dringend notwendig, wie Landesinnenminister Herbert Reul bei der Eröffnung sagte. „In den nächsten Jahren geht rund ein Viertel der aktiven haupt- und ehrenamtlichen Führungskräfte in den Ruhestand“, erläuterte er. Die müssten ersetzt werden.

Das Institut der Feuerwehr in Münster

Im Juni 1931 wurde die Provinzial-Feuerwehrschule an der Hafenstraße in Münster in Betrieb genommen. Ursprünglich war sie ausschließlich für die Führungskräfte der Freiwilligen Feuerwehr gedacht.

1960 wurde sie zur Landesfeuerwehrschule umgestaltet. Seit 1998 besteht sie als Institut der Feuerwehr (IDF) weiter.

Mit rund 200 Mitarbeitern ist sie die bundesweit größte Ausbildungseinrichtung für die Feuerwehr. Rund 100 Fahrzeuge stehen pro Jahr mehr als 15 000 Teilnehmern bei rund 650 Lehrgängen und Seminaren zur Verfügung. 300 Teilnehmer können gleichzeitig geschult werden.

In zehn Kilometer Entfernung befindet sich das Übungsgelände. Dort wurde 2006 die damals größte und modernste Übungshalle errichtet. Hier werden die praktischen Teile der Ausbildung absolviert. (sev)

Eine Aufgabe, die seit vielen Jahren am Hauptsitz des IdF in Münster erledigt wird. 300 Teilnehmer können dort und auf dem zehn Kilometer entfernten Übungsgelände in Telgte gleichzeitig ausgebildet werden. Doch der Bedarf ist deutlich größer. Deshalb wurde seit Frühjahr 2019 nach einem zweiten Standort gesucht. Die Wahl fiel auf den Kreis Düren.

Erster neuer Standort seit 90 Jahren

„Ohne die Feuerwehren wäre das gesellschaftliche Leben nicht möglich“, konstatierte Reul. In Stockheim habe die Umsetzung des Betriebskonzeptes überzeugt und den Ausschlag für die positive Entscheidung gegeben.

„Es gibt in Deutschland wenig Projekte, die so uneingeschränkt positiv gesehen werden“, sagte Landrat Wolfgang Spelthahn. Es habe keine kritischen Stimmen zu dem Vorhaben gegeben. Der Zuschlag stelle auch eine Wertschätzung für das Ehrenamt dar. Es sei ein Signal, wenn das IdF Ausbildungsmöglichkeiten im Süden des Landes biete. Für die Feuerwehren in der Umgebung seien so die Wege kürzer.

Zum ersten Mal erhalte das IdF nach 90 Jahren nun einen zweiten Standort, sagte dessen Direktor Berthold Penkert. Die Entwicklungen in Feuerwehrtechnik und -taktik machten das notwendig. Er sei stolz auf das, was hier durch die Kooperation mit dem Kreis Düren möglich gemacht worden sei.

Übergangslösung soll dauerhaft wenn möglich werden

Innerhalb von acht Monaten wurde auf dem Gelände des Feuerschutztechnischen Zentrums in Stockheim ein Gebäude in Holzrahmentechnik errichtet, in dem die Seminare und Lehrgänge stattfinden sollen. Nur wenige Minuten entfernt konnte dazu auf dem Gelände des ehemaligen Obi-Baumarkts im Gewerbegebiet ein Übungsgelände eingerichtet werden, auf dem die Einsätze auch praktisch trainiert werden können. 16 Millionen Euro investierte das Land in den neuen Standort, an dem in den nächsten fünf Jahren 61.000 Teilnehmertage stattfinden sollen.

„Wir hoffen, dass es gelingt, aus der Übergangslösung auch einen dauerhaften Standort zu machen“, sagte der Landrat des Kreises Düren, Wolfgang Spelthahn, bei der Eröffnung. Diese Hoffnung sei beiderseits, wie Dr. Hauke Speth vom IdF betonte. „Die Absicht ist, eine stetige Zusammenarbeit daraus zu machen. Allerdings haben die politischen Gremien dies erst einmal auf fünf Jahre begrenzt.“

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Mit vier Dozenten und zwei Verwaltungsmitarbeitern startet das „IdF Süd“ in den Betrieb. Schon bald sollen es dann 21 Mitarbeiter sein, die hier tätig sind, so Speth. Auch sollen die Übungsmöglichkeiten stetig ausgebaut werden, noch seien nicht alle Übungsobjekte installiert.

Sowohl die leergeräumte Baumarkthalle als auch der Parkplatz als Außengelände böten viele Möglichkeiten, so dass auch mehrere Gruppen gleichzeitig trainieren könnten, erläuterte Speth. „Der Baumarkt war ideal für uns.“ Es gebe viel Platz, um verschiedene Szenarien zu proben. Auch wenn das Gelände in Telgte dreimal so groß sei, werde die Qualität in der Ausstattung die gleiche sein.

Auch für die Kreisfeuerwehr

Auch die Freiwilligen Feuerwehren der Umgebung sollen in den Genuss kommen, die Einrichtungen des Übungsgeländes zu nutzen, kündigte Speth an. Das sei allerdings bisher noch nicht konkretisiert worden, teilte der Kreisbrandmeister des Kreises Euskirchen, Peter Jonas, auf Anfrage dieser Redaktion mit. „Bisher gibt es noch keine konkreten Absprachen darüber. Aber da es eine Landeseinrichtung ist, gehe ich davon aus, dass es genau wie in Telgte den Feuerwehren möglich ist, hier zu üben“, sagte er.