Zwischenlösung nach FlutSchleidener Gynäkologinnen behandeln im Kloster Steinfeld
Kall-Steinfeld/Schleiden – Gibt es bessere Namenspatroninnen als die Heilige Walburga und die Heilige Lioba, zwei Äbtissinnen aus dem achten Jahrhundert, die auch Wunderheilungen vollbracht haben sollen, für die Untersuchungszimmer einer Frauenarztpraxis?
Auch wenn es sich bei der Unterbringung der Praxis von Brigitte Theilig und Ingrid Breitegger im ehemaligen Kloster der Benediktinerinnen in Steinfeld nur um eine Zwischenlösung handelt, könnten die Zeichen kaum besser stehen. Am Montag, 11. Oktober, werden die Ärztinnen, nachdem ihr Arbeitsplatz von der Flut am 14. Juli vernichtet worden ist, wieder Patienten behandeln.
Flut zerstört Gynäkologie-Praxis in Schleiden: „Alles kaputt“
„Ich freue mich darauf, wieder arbeiten zu können“, sagt Theilig in den neuen Räumen. Doch dann stockt sie – denn Arbeit hatte sie in den vergangenen Monaten mehr als genug. „Es ist gut, wieder den Kontakt zu den Patienten haben zu können“, korrigiert sie sich. Denn seit der Flutnacht waren die beiden Frauen mit Aufräumarbeiten, Schadensbeseitigung und der Organisation des Wiederaufbaus beschäftigt.
Sprechstunden
Am Montag, 11. Oktober, öffnet die Frauenarztpraxis von Brigitte Theilig und Ingrid Breitegger. Die Sprechstunden sind Montag bis Freitag 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr, montags und dienstags von 13.30 Uhr bis 17.30 Uhr sowie donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Termine können unter der alten Rufnummer der Praxis in Schleiden 02445/5077 vereinbart werden. (sev)
„Euphorisch“ sei sie am Morgen der 15. Juli nach Schleiden aufgebrochen, um nach ihrer im Souterrain der AOK-Geschäftsstelle gelegenen Praxis zu sehen. Doch sie sei gar nicht durchgekommen, weil das Wasser noch zu hoch gestanden hat. Erst am Nachmittag sei es ihr gelungen, in die Poensgenstraße zu kommen, wo sie das Desaster habe sehen können. „Die Fenster waren zerbrochen, so dass man schon sehen konnte, dass alles kaputt ist“, berichtet sie.
Wasser steht 2,36 Meter in Arztpraxis
Hineingehen sei immer noch unmöglich gewesen, da das Wasser noch nicht abgeflossen war. 2,36 Meter habe das Wasser in den Räumen gestanden, ergänzt Breitegger – und einen Totalschaden an Geräten, Einrichtung, schlicht an allem verursacht. „Glücklicherweise hatte ich eine frische Datensicherung der Patientenkartei bei mir zu Hause. Aber alles, was aus Papier war, war kaputt“, so Theilig.
Einen kurzen Augenblick haben sie überlegt, ob sie überhaupt weitermachen wollen, gesteht Theilig. Doch zum einen habe man die Patienten nicht im Stich lassen wollen. Zum anderen sei Breitegger erst im Januar mit in die Praxis eingestiegen. Eine große Unterstützung seien die vielen Helfer gewesen, die sich bei den Arbeiten in den Räumen engagiert hätten.
Sieben gynäkologische Praxen im Kreis Euskirchen nach Flut arbeitsunfähig
Doch die Patientenversorgung sei schwierig gewesen. „Im Kreis Euskirchen waren sieben gynäkologische Praxen nicht mehr arbeitsfähig“, so Theilig. Die meisten davon seien in Euskirchen gewesen, die unter anderem durch die fehlende Versorgung mit Strom und Telefon große Probleme hatten. Durch die Unterstützung der Kollegen bis nach Simmerath oder Imgenbroich sei die Versorgung aber gesichert gewesen.
Während die in Gemünd vom Hochwasser betroffene Frauenarztpraxis mittlerweile Unterschlupf im Schleidener Krankenhaus gefunden habe, sei die Lage ihrer Praxis lange ungeklärt gewesen, berichtet Breitegger: „Wir haben gehofft, mit Eigenleistung die Praxis schnell wieder in Gang zu bekommen. Doch das dauert immer länger.“ Im Schleidener Tal seien keine Räume zu finden gewesen, auch Anfragen bei der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Landrat brachten keine Lösung .
Geschäftsführer vom Kloster Steinfeld bietet Gynäkologinnen Räume an
Pater Lambertus Schildt, Geschäftsführer des Klosters Steinfeld, habe dann Räume im Benediktinerinnenkloster als Ausweichquartier angeboten. „Die Wege sind weiter und wir müssen uns mit den Besuchern des Gästehauses arrangieren“, beschreibt Theilig die Einschränkungen. Bis März steht das Kloster den Ärztinnen zur Verfügung. „Wir haben ein riesiges Entgegenkommen erlebt“, so Theilig.
Vier Wochen Zeit hatten die beiden, um für neue Ausstattung zu sorgen. „Wir brauchen ja spezielle Geräte, aber die können wir nur bestellen, wenn wir auch Räume haben“, so Theilig. Nun stehen zum Test zwei neue Ultraschallgeräte in einem Behandlungsraum.
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„Die Firmen haben uns sehr unterstützt, aufgrund der langen Lieferfristen haben wir einen Sterilisator als Leihgerät bekommen, damit die Praxis wieder in Gang kommen kann“, berichtet sie.