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Training für den ErnstfallABC-Einheiten simulierten Chemieunfall in Kall

Lesezeit 5 Minuten
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Rund 90 Teilnehmer waren bei einer Übung der ABC-Einheiten   im Einsatz, bei der ein Chemieunfall simuliert wurde.  

Kreis Euskirchen/Kall – Mit farblosen Flüssigkeiten ist das so eine Sache. Es kann Wasser sein, muss es aber nicht. Wenn’s dazu noch qualmt und stinkt, liegt die Vermutung nahe, dass irgendetwas ganz verkehrt läuft und ein geordneter Rückzug eine ziemlich kluge Entscheidung ist. Dann schlägt zuweilen die Stunde der ABC-Einheiten der Feuerwehren im Kreis Euskirchen. Am Samstagnachmittag kamen sie zu einer Übung bei der Firma Linden Chemie in Kall zusammen, um mit rund 90 Einsatzkräften die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gruppen zu trainieren.

Die Einsatzkräfte sind dezentral organisiert und haben sich auf verschiedene Aufgabenbereiche spezialisiert. „Im ABC-Verband gibt es drei Teilbereiche“, erläuterte Johannes Gebertz, stellvertretender Kreisbrandmeister und Verbandsführer der ABC-Einheit, der den Übungseinsatz leitete. So ist der Bereich Abwehr in den Kommunen Mechernich, Schleiden und Zülpich verortet.

Szenario mit freigesetztem Chlorgas

Der Bereich Dekontamination wird in den Gemeinden Nettersheim und Dahlem vorgehalten, wo auch die vom Katastrophenschutz bereitgestellten Dekontaminationscontainer stehen. Für die notwendigen Messungen sind Einheiten aus Euskirchen und Bad Münstereifel verantwortlich. In Kall wurden alle diese Bereiche benötigt und in das Übungsszenario eingebunden.

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Zahlreiche Messungen wurden vorgenommen. 

Denn Wolfgang Fuchs, Leiter der Feuerwehr in der Stadt Schleiden, hatte sich einiges einfallen lassen, um das Übungsszenario so realistisch wie möglich zu konzipieren – und den Einsatzkräften auch einige Hürden in den Weg zu legen: Im Laderaum eines Lkw, der die Firma Linden mit Chemikalien beliefern sollte, war ein 1000 Liter fassender IBC-Container mit Natriumhypochlorit leckgeschlagen, Flüssigkeit lief aus. Da außerdem Salzsäure in dem Laderaum war, reagierten diese Flüssigkeiten miteinander und setzten giftiges Chlorgas frei.

Mehr Fragen als Antworten von Fahrer und Papieren

Der Fahrer des Lkw war auch in die Übung eingebunden: Beim Versuch, den Laderaum zu öffnen, hatte er Verätzungen erlitten. Zudem sollte er spielen, dass er im Schock nicht sagen könne, was da im Laderaum qualmt. Die Frachtpapiere waren irgendwo im Fahrzeug verkramt, die Aufschriften auf den Kanistern eröffneten mehr Fragen als sie beantworteten. Zwei Mitarbeiter der Firma standen in der Halle im Kunstnebel-Rauch und warteten auf Rettung. So weit, so schlecht – ein durchaus realistisches Szenario.

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Als erster gerettet wurde Bernd Eckstein, der Fahrer des  Lkw  mit dem leckgeschlagenen Behälter.  

Nachdem im Erstangriff von einer Gruppe vom Löschzug Kall die „Verletzten“ aus dem Gefahrenbereich gebracht wurden, wurden sie zu einer improvisierten Dekontaminationsanlage aus Silofolie geführt. Allerdings gingen die Feuerwehrleute mit der Übung nicht so weit, die Darsteller tatsächlich mit dem Feuerwehrschlauch abzuduschen.

Schwierige Arbeit in den Übungsanzügen

Während die Verletzen dem Rettungsdienst zum vorgeblichen Transport ins Krankenhaus übergeben wurden, bauten sich die Einsatzkräfte mit dem in Mechernich stationierten ABC-Container auf. Mehrere Feuerwehrleute stiegen in die grünen Chemikalienschutzanzüge und machten sich auf den Weg, den Lastwagen zu inspizieren.

Linden Chemie

Wert der Übung

Aufmerksam beobachteten der Inhaber von Linden Chemie, Hans Linden, und Geschäftsführer Jürgen Vossen das Geschehen auf ihrem Parkplatz im Kaller Gewerbegebiet neben der L 206. Gern habe er zugestimmt, sein Firmengelände für die Übung zur Verfügung zu stellen, sagte Linden: „Im Ernstfall ist das wichtig, dass die Einsatzkräfte wissen, wie sie sich positionieren müssen.“

Das Unternehmen

Das Unternehmen stellt unter anderem Industrie- und Haushaltsreiniger, Polierpasten und Desinfektionsmittel her und entwickelt diese auch. Aus Hellenthal hat Linden seinen Betrieb in das neue Gewerbegebiet in Kall verlegt, da es am alten Standort Platzprobleme gegeben habe. „Wir haben in Oberhausen eine Lagerhalle gehabt, die aber bei dem Hochwasser überflutet worden ist“, berichtete Linden. Allerdings sei der Umzug nach Kall bereits vor der Flut geplant gewesen. (sev)

Eine schwierige Aufgabe, denn um die teuren Schutzanzüge für reale Einsätze zu schonen, wurden Übungsanzüge verwenden, die ihre besten Tage bereits hinter sich haben. Oft gereinigte und verkratzte Scheiben in den Anzügen, darunter die der Atemschutzmasken und all das kombiniert mit Schwitzwasser, das sich in den luftdichten Anzügen schnell bildete, bereiteten genauso Probleme wie die Handschuhe, die das Hantieren mit Papier oder anderen Gerätschaften nicht gerade einfach machen. „Beim Einsatz haben wir neue Anzüge mit klaren Scheiben, die auch gegen Beschlagen eingesprüht werden“, sagte Peter Schmidt, der als einer der ersten in den grünen Anzug geklettert war. Mühsam und vorsichtig hatte er sich bis in den Lastwagen vorgearbeitet, in dem eine kräftige Nebelmaschine ganze Arbeit leistete. Dort wurde der Kanister mit einem Stopfen versiegelt.

Nach dem Einsatz kommt erst die Dekontamination

Während diese Gruppe den Lastwagen unter die Lupe nahm, bauten die Einheiten aus Marmagen und Schmidtheim den Dekontaminationscontainer auf. „Der hat zwei Abteilungen, in denen Einsatzkräfte dekontaminiert werden können“, erläuterte Pascal Diefenbach, stellvertretender Verbandsführer aus Schmidtheim. In der einen werden die Feuerwehrleute abgeduscht, die in den Schutzanzügen seien. Daneben sei eine Duschmöglichkeit für Einsatzkräfte, die in normaler Einsatzkleidung den Chemikalien ausgesetzt gewesen seien.

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Die Einsatzkräfte wurden dekontaminiert. 

„Die gelten bei uns automatisch als Verletzte“, so Diefenbach. Ihre Kleidung werde eingesammelt und bei Bedarf entsorgt. Stattdessen erhalten sie ein Notset mit Kleidung. „Vor der Dusche ist das rot, hinterher grün“, sagte Diefenbach. Diese Prozedur mussten die Kaller Feuerwehrleute über sich ergehen lassen, die den Erstangriff durchgeführt hatten.

Zufrieden mit dem Verlauf der Übung

Auch die Messeinheiten waren in Einsatz. In den umliegenden Ortschaften kontrollierten sie, ob dort giftige Gase festzustellen seien. Vor Ort werteten sie Proben der verschiedenen Chemikalien aus, um genau zu bestimmen, mit welchen Stoffen sie es zu tun haben. Unterstützt wurden sie dabei von dem Fachberater Fritjof Brüne.

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„Wir sind sehr zufrieden mit der Übung“, sagte Einsatzleiter Gebertz im Anschluss. Es seien kleine Probleme in der Kommunikation aufgetaucht. „Wir versuchen, diese gemeinsamen Übungen alle zwei bis drei Jahre zu machen. In den einzelnen Einheiten wird sowieso regelmäßig geübt“, sagte er.„Es ist mal schön, mit den anderen zusammenzukommen“, freute sich Stefan Träger, Löschzugführer aus Gemünd. Mit Mechernich werde regelmäßig gemeinsam geübt, doch dass alle ABC-Komponenten zusammen seien, sei eine Seltenheit. „Das findet viel zu selten statt“, sagte auch Elmar Esser, Löschzugführer aus Marmagen. Er lobte das gemeinsame Training. Es sei wichtig, gemeinsam zu üben, betonte auch Peter Schmidt: „Wenn morgen der Piepser geht, dann muss das funktionieren.“