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Keine Heizung, kein KloNot einiger Flutopfer in Kall laut Umfrage noch immer groß

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Mit der Situation der Flutopfer in der Gemeinde Kall befasst sich der von der Verwaltung verteilte Fragebogen.

Kall – Keine Heizung, kein Strom, fehlende Kochmöglichkeiten und Toiletten, kein warmes Wasser: Wie groß die Not vieler Kaller auch knapp drei Monate nach der Flutkatastrophe ist, zeigt die Auswertung der Fragebögen für die Flutgeschädigten, die Bürgermeister Hermann-Josef Esser am Dienstagabend im Gemeinderat präsentierte, der im Schevener Dorfgemeinschaftssaal tagte. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Emmanuel Kunz sprach von „erschreckenden Zahlen“. Durch die vielen Rückläufe ergebe sich aber zumindest ein gutes Bild der aktuellen Situation. Die Gemeinde will die Betroffenen jetzt unter anderem mit der Bereitstellung von Tiny Houses und zwei Carsharing-Fahrzeugen unterstützen.

Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hatte die Verwaltung damit beauftragt zu ermitteln, wie viele Haushalte infolge der Flutkatastrophe derzeit in Ausweichwohnungen untergebracht sind, wie viele Personen betroffen sind und wie hoch die Zahl der schulpflichtigen Kinder ist. Außerdem wollten die Grünen wissen, wie hoch die Zahl der voraussichtlich längerfristig nicht bewohnbaren Wohnungen ist. Bei der Umfrage wurden der Verwaltung 356 Fragebögen zurückgeschickt. Darin wird die aktuelle Situation von 802 Betroffenen beschrieben. Darunter sind 127 schulpflichtige Kinder und Jugendliche sowie 90 Pflegebedürftige. Die Größe der Haushalte liegt zwischen einer Person und Familien mit sechs Personen und mehr.

In 310 Fragebögen wurde zugestimmt, dass die Gemeinde den Betroffenen Hilfsangebote oder Informationen zuschicken darf. 227 Flutgeschädigte wohnen mit ihren Familien in ihren Häusern oder Wohnungen, 127 (insgesamt 247 Personen), sind noch woanders untergebracht. Von den 127 Haushalten wollen 98 zurück in ihr Heim, sobald das wieder möglich ist. 23 möchten aber nicht mehr in ihr früheres Zuhause und sind stattdessen auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Acht Haushalte machten bei der Frage keine Angabe. „Dass die Menschen nicht zurück möchten, ist sehr bedauerlich“, sagte Esser. Zum Glück sei die Zahl derer, die nicht zurück wollten, relativ gering. „Wir werden im Rahmen der Aktion ,Deutschland Hilft’ versuchen, zehn bis zwölf Tiny Houses nach Kall zu bekommen“, sagte Esser. Dafür werden Grundstücke mit Stromanschluss gesucht.

In 77 Häusern keine Heizung

„Mehr als 20 Haushalte wollen nicht zurück in ihre Wohnungen. Das ist eine sehr traurige Zahl“, erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Emmanuel Kunz. Hinzu komme, dass 37 Haushalte noch nicht sagen könnten, ob sie bis Ende April weiter eine Wohnmöglichkeit haben. „Keiner sollte wegen der Flut seine Heimat verlassen müssen“, forderte Kunz . Der Ansatz mit den Tiny Houses sei gut. Das werde sicherlich helfen. Verschärft wird die Problematik dadurch, dass es in 29 Fällen statische Bedenken bei den Wohnobjekten gibt. „In Kall sind mir zurzeit zwei Objekte bekannt, die abgerissen werden müssen“, führte Esser in dem Zusammenhang aus. In sieben Wohnobjekten gibt es nach Angaben der Befragten noch immer keinen Strom. „Das liegt nicht an den Anbietern, sondern an den Anlagen und Verkabelungen in den Häusern“, erläuterte der Bürgermeister.

Keine Heizung gibt es in 77 Häusern und Wohnungen – 40 Betroffene können auch nicht sagen, wann das wieder der Fall sein wird. „Diese Situation kennen wir auch im Rathaus. Wir haben Ersatzteile bestellt und wissen nicht, wann sie ankommen“, sagte Esser und wies darauf hin, dass es auch sehr schwierig sei, Handwerker zu bekommen. „Dass immer noch so viele Menschen ohne Heizung sind, macht mir Sorgen. Der Herbst kommt und es wird kälter“, mahnte Kunz: „Wir brauchen schnelle Hilfe.“ Deshalb solle sich die Gemeinde auch um Unterstützung von Firmen von außerhalb der Region bemühen.

Die ersten Häuser stehen in Kall schon zum Verkauf. Die Bewohner wollen nach der Flut nicht mehr zurück.

Dass viele Mieter nicht wüssten, wie es weitergeht, liegt laut Esser zum Teil auch an den Vermietern: „Einige machen sehr viel, andere lassen sich kaum sehen.“ 28 Haushalte haben immer noch kein warmes Wasser. In neun Objekten gibt es nach Angaben der Betroffenen nicht einmal eine funktionierende Toilettenanlage. „Wie die Menschen das lösen, weiß ich auch nicht“, sagte der Bürgermeister. „Wenn man Wasser und einen Kanalanschluss hat, dann hat man doch auch eine Toilette“, konnte Petra Mey-Wirz (CDU) die Angaben nicht nachvollziehen. „Es gibt Fälle, in denen die Räume oder der Kanalanschluss zerstört wurden“, informierte Esser. 14-mal gaben Betroffene an, dass sie keine Kochmöglichkeit haben.

Hinter jeder Statistik stecken Einzelschicksale

Auch die fehlende Mobilität ist für einige Flutopfer ein Problem. 41 Haushalte gaben an, dass sie kein Auto und keine ausreichende ÖPNV-Verbindung haben. „Diesen Menschen wollen wir zwei Carsharing-Fahrzeuge zur Verfügung stellen“, sagte der Bürgermeister. Die sind aber noch nicht da.

Bert Spilles (CDU) erinnerte daran, dass sich hinter jeder Statistik Einzelschicksale verbergen: „Ich habe heute noch mit jemandem gesprochen, dem der Generalunternehmer gerade die versprochene Sanierung abgesagt hatte.“ Betroffen seien auch Menschen, die in Einrichtungen mit betreutem Wohnen untergebracht seien. Die Unternehmen aus Kall seien sehr bemüht, den Betroffenen zu helfen: „Aber es ist ja kein Material zu bekommen.“

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„Die Ergebnisse sind die Arbeitsgrundlage, die der Rat in den nächsten Monaten immer wieder heranziehen muss“, meinte Dr. Guido Huppertz (Grüne). Man müsse den Menschen mit Geld aus dem Spendentopf der Gemeinde unterstützen. Dr. Manfred Wolter (FDP) sprach von einer „Aufgabe für die nächsten Monate“: „Solidarität ist jetzt gefordert.“