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Hilfe nach der FlutDas Baustofflager in Erftstadt wird Ende November geschlossen

Lesezeit 3 Minuten
In einer Lagerhalle liegen Säcke und andere Baustoffe auf Paletten.

Verschiedene Baumaterialien sind in dem Lager in Erftstadt vorhanden.

Das Baustoffspendenlager in Erftstadt, das auch von Flutopfern aus dem Kreis Euskirchen besucht wird, wird geschlossen. Die Helfer sind enttäuscht.

Zweimal wurde der Betrieb verlängert, doch jetzt soll das Baustoffspendenlager in Erftstadt-Lechenich, das auch von Flutopfern aus dem Kreis Euskirchen besucht wird, zum 1. Dezember endgültig geschlossen werden.

Der Arbeiter-Samariterbund (ASB) als Betreiber betont, dass die Laufzeit des Lagers bereits zweimal verlängert wurde und der kleine Regionalverband das Projekt nicht weiter stemmen könne. „Die Betroffenen haben aber den Wunsch, dass zumindest noch einmal um ein halbes Jahr verlängert wird“, berichtet Tibor Schady, der das Spendenlager im Auftrag des ASB leitet. Der Bedarf sei nach wie vor sehr groß. Das bestätigt auch Helfer Richard Fremerey aus Kall.

Richard Fremerey steht vor einem alten Schrank.

Engagiert sich seit einem halben Jahr: Richard Fremerey aus Kall.

Das Baustoffspendenlager ist in einem ehemaligen Autohaus in Lechenich untergebracht und sollte ursprünglich nur bis Ende 2022 geöffnet sein. Dort erhalten Flutbetroffene Baumaterial von Bitumen und Bodenbelägen über Farben und Fliesen bis hin zu Werkzeugen und Zement.

Geöffnet ist die Einrichtung montags, mittwochs und freitags von 17 bis 19 Uhr und samstags von 9 bis 11 Uhr. „Es gibt insgesamt 54 ehrenamtliche Helfer, die zu 99 Prozent selbst von der Flut betroffen waren“, erzählt Fremerey, der sich seit rund einem halben Jahr als Helfer engagiert und der nach dem Hochwasser selbst Immobilien in Kall und in Kreuzweingarten wieder in Schuss bringen musste.

Rund 500 Betroffene kommen pro Woche

Im Spendenlager werden nach Angaben des Kallers pro Ausgabetag 15 Ehrenamtler benötigt. „Ich stehe am Haupttor und kann deshalb relativ gut einschätzen, wie viele Betroffene reinfahren und sehe an den Nummernschildern, woher sie kommen“, sagt der Helfer. In den zwei Stunden eines Öffnungstags werde das Lager im Schnitt von etwa 130 Betroffenen angefahren: „Rund 500 Betroffene kommen pro Woche. Die kommen nicht zum Spaß.“ Die Kennzeichen der Autos seien BM, AW, EU und auch SLE.

60 Prozent der Menschen, die das Lager anfahren, sind nach Angaben von Schady aus Nordrhein-Westfalen, der Rest aus Rheinland-Pfalz. Zwischen dem 1. Januar und dem 12. Juli 2023 seien 6772 Haushalte aus NRW und 4582 aus Rheinland-Pfalz unterstützt worden. Benötigt würden Baustoffe aller Art und Malerbedarf. „Der Aufbau geht vielerorts nur schleppend voran.“ Er habe viele Betroffene gefragt: „Nur einer meinte, man könne das Lager im November schließen.“

50 Sattelzüge aus Bayern sind angekündigt

Gelder von der Aktion „Deutschland hilft“ seien auch noch vorhanden. Für Ende September seien 50 Sattelzüge mit Bau- und Brennstoffen aus Bayern angekündigt. „70 Prozent des Materials wird nach Erftstadt gebracht.“

„Wir hatten ursprünglich zugesagt, dass wir das Lager ein Jahr lang betreiben. Dann haben wir bis zum 31. Juli und bis zum 30. November zweimal verlängert“, erklärt ASB-Geschäftsführer Johannes Thormann vom Regionalverband Rhein-Erft/Düren. Man habe jetzt alle Beteiligten frühzeitig darüber informiert, dass die Ausgabe Ende November eingestellt werde. Damit seien Schady und die Ehrenamtler auch einverstanden gewesen.

„Wir kümmern uns um die Finanzierung und stellen unsere Buchhaltung zur Verfügung. Auch die Spenden laufen über unsere Bücher“, erläutert Thormann. Der organisatorische Aufwand sei hoch. Wenn Material zugekauft werden müsse, seien dafür Ausschreibungen nötig: „All das machen wir neben der normalen Arbeit.“ Die Verwaltung habe aber nur sechs Mitarbeiter.

„Wir sind ein kleiner Wohlfahrtsverband und müssen uns um 27 Dienststellen kümmern. Das ist unser Tagesgeschäft, das wir zum Teil momentan vernachlässigen müssen.“ In Euskirchen bietet der ASB auch Beratungen für Flutopfer zu Wiederaufbauhilfen und psychosozialer Unterstützung an.