AboAbonnieren

AmtseinführungVom Dienst beim Militär kehrt Pfarrerin Petra Reitz heim in die Eifel

Lesezeit 5 Minuten
Die Pfarrerin ist vorgetreten, während ihre Amtskollegen und Vertreter der beiden evangelischen Kirchengemeinden im Hintergrund applaudieren.

In ihr Amt in den Gemeinden Roggendorf/Blankenheim und Trinitatis Schleidener Tal wurde Pfarrerin Petra Reitz (vorne) eingeführt.

Fünf Pfarrer haben 2024 ihren Dienst in den evangelischen Gemeinden im Südkreis Euskirchen beendet. Nicht alle Stellen sind nachbesetzt. Unterstützung kommt mit Pfarrerin Petra Reitz.

Es ist eine kleine Erleichterung für die personell arg geschröpften evangelischen Gemeinden. Zum Jahreswechsel ist Pfarrerin Petra Reitz in die Eifel gekommen, um den Kreis der hauptamtlichen Mitarbeiter zu verstärken. Nun wurde sie von Superintendentin Verena Jantzen im Rahmen des Gottesdienst „1717“ in der evangelischen Kirche in Hellenthal in ihre neue Aufgabe eingeführt.

Fünf Pfarrer haben in den vergangenen zwölf Monaten ihren Dienst in der Gemeinde Blankenheim/Roggendorf und der Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal aufgegeben. Während Christoph Cäsar und Michael Stöhr von ihren Pfarrstellen in Blankenheim und Mechernich in den Ruhestand wechselten, waren es in Schleiden und Gemünd Heike Hirt und Erik Schumacher sowie Superintendent Hans-Peter Bruckhoff, die entweder die Altersgrenze erreicht oder andere Stellen angenommen haben. Ersatz kam bislang lediglich in Person von Thorsten Schmitt, der vorher in Niederaußem tätig war und die vakante Pfarrstelle in Blankenheim besetzte.

Petra Reitz war in Köln als leitende Militärdekanin tätig

Für Pfarrerin Reitz ist dagegen keine eigene Stelle vorgesehen. Sie wird für die nächsten zweieinhalb Jahre die Kollegen in den beiden Gemeinden im Südkreis unterstützen. „Das nennt sich stellenungebundener Auftrag in der Region Eifel“, sagt sie.

Seit dem Jahreswechsel ist sie im Dienst in der Region. Zuvor war sie in Köln als leitende Militärdekanin tätig – als eine von vier in Deutschland. „Diese Dienststellen sind zeitlich befristet“, informiert sie. Ende 2024 sei ihr Vertrag ausgelaufen. Im Grunde hätte sie ihn zwar verlängern können, berichtet sie. Doch da es auch bis zu ihrer Pensionierung nur noch zweieinhalb Jahre hin ist, wollte sie diese Zeit wieder in einer Gemeinde verbringen.

Am Städtischen Gymnasium in Schleiden hat sie ihr Abitur gemacht

Vorbild für die Entscheidung sei der ehemalige bayerische Landesbischof Johannes Friedrich gewesen, der die letzten Monate seines Berufslebens als Dorfpfarrer in Bertholdsdorf im Landkreis Ansbach verbracht habe. „Das wollte ich auch“, sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion.

„Eifel riecht nach Weihrauch und Erde“, sagt Reitz. Sie weiß, wovon sie spricht. Und dass ihre vermutlich letzte berufliche Station die Eifel geworden ist, ist wahrlich kein Zufall. Am Städtischen Gymnasium in Schleiden hat die in Witten geborene Reitz ihr Abitur gemacht. „Ich komme nach Hause, so empfinde ich es“, sagt sie.

In der Greifvogelstation Hellenthal wurde die Liebe zur Natur begründet

Sechsmal sei sie als Kind umgezogen, da ihr Vater als Techniker bei der Firma Mannesmann immer wieder an neuen Einsatzorten tätig war. Schon als kleines Kind sei sie mit ihm in der Greifvogelstation Hellenthal gewesen, was eine tiefe Liebe zur Natur begründete. „Ich bin dann auch Jägerin und Anglerin geworden“, sagt sie.

In Olef hat sie mittlerweile ihr Elternhaus bezogen. „Ich kenne hier noch viele Menschen“, berichtet sie. Da verwundert es nicht, dass sie auch in den Gottesdiensten, die sie in den vergangenen Wochen besucht hat, viele bekannte Gesichter wiedergesehen hat. „Die waren mir noch bekannt, weil ich als Schülerin die Kindergottesdienste mit vorbereitet habe“, sagt Reitz.

Eifel riecht nach Weihrauch und Erde.
Petra Reitz, Pfarrerin

Auch die Arbeit in der Gemeinde kennt Reitz. Bevor sie 14 Jahre in der Militärseelsorge tätig war, sei sie 17 Jahre in einer Gemeinde bei Grevenbroich gewesen. „Das war eine schöne Zeit“, erinnert sie sich.

Dass sie zur Militärseelsorge gekommen sei, sei auch eine der Folgen des Luftangriffs auf zwei Tanklaster im afghanischen Kundus im September 2009 gewesen. In der Folge sei der sogenannte Lebenskundliche Unterricht als berufsethische Qualifizierungsmaßnahme bei der Bundeswehr verpflichtend geworden, eine Aufgabe, die auch von den Militärseelsorgern wahrgenommen wird.

Mit Pater Anselm Grün ein Buch über Marienfeste veröffentlicht

In der nächsten Zeit wird Reitz in erster Linie ihre Pfarrkollegen bei den Gottesdiensten unterstützen. Doch könne sie sich durchaus auch vorstellen, im spirituellen Bereich tätig zu werden. Denn Spiritualität ist ihr wichtig. Viele Jahre sei sie von Pater Anselm Grün begleitet worden. Mit ihm habe sie auch ein Buch über Marienfeste veröffentlicht.

„Ich habe, vielleicht ungewöhnlich für eine evangelische Pfarrerin, sogar eine Ausbildung zur Exerzitienbegleiterin gemacht“, berichtet sie. Genauso habe sie sich mit der Zen-Meditation beschäftigt und sei mit dem Pallottinerpater Johannes Kopp in Japan gewesen – einem, wie sie es formuliert, Nestor der Zen-Meditation im christlichen Umfeld.


„1717-Gottesdienste“ in der Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal

Schon der Name ist ungewöhnlich, die Anfangszeit auch. „1717“ heißen die Gottesdienste, die in unregelmäßigen Abständen in der Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal gefeiert werden. Sie beginnen um 17.17 Uhr. Damit wird deutlich, dass mit Überraschungen zu rechnen ist. Wie in dem Gottesdienst in Hellenthal, der unter dem Motto stand: „Was ich noch sagen wollte …“. Dort wurde die gewohnte Liturgie davon unterbrochen, dass Kleingruppen gebildet wurden, um über Predigt und Gottesdienst nachzudenken.

An den Tischen unterhalten sich die einzelnen Arbeitsgruppen.

Ungewöhnliches gehört zu den 1717-Gottesdiensten: Hier unterhalten sich die Besucher in Arbeitsgruppen über das, was sie von einem Gottesdienst erwarten.

Was fehlt, was ist wichtig, und was macht einen guten Gottesdienst aus? Das waren Fragen, die von den rund 40 Besuchern erörtert wurden. Sie hatten theologisch-fachliche Unterstützung, denn neben Superintendentin Verena Jantzen waren auch die vier evangelischen Pfarrer aus dem Südkreis und mit Thomas Schlütter ihr katholischer Kollege aus Schleiden gekommen, um der Einführung von Pfarrerin Petra Reitz beizuwohnen.

Das Thema habe einen tieferen Sinn, sagte Pfarrer Christoph Ude. „Wir wollen damit dafür werben, dass sich neue Leute für das Amt der Prädikanten und Lektoren bewerben“, sagte er. Denn die würden dringend gesucht, um die hauptamtlichen Pfarrer bei den Gottesdiensten zu unterstützen.