Heimatministerin Ina Scharrenbach brachte einen 13-Millionen-Euro- Förderbescheid nach Hellenthal. Zu Kritik sagte sie: „Das kläre ich.“
FlutkatastropheHellenthaler erklärten Ministerin, was beim Wiederaufbau nicht gut läuft
Ina Scharrenbach ist in der Eifel ein gern gesehener Gast. Nicht nur, weil die CDU-Landesministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Öfteren Ministeriumspost dabei hat, die den Kommunen Geld für den Wiederaufbau nach der Flut zusichert.
Durch ihre Präsenz in den Wochen nach der Flut, die sich oft unter dem Radar der Presse vollzogen hat, hat sie sich Sympathien in der Region erworben. Am Donnerstag war sie nun zu Gast im Hellenthaler Rathaus, um den Förderbescheid in Höhe von 13,2 Millionen Euro für den kommunalen Wiederaufbau zu übergeben.
Sie sprach auch über die Dinge, die bei der Bewältigung der Folgen der Flut vom Sommer 2021 noch im Argen liegen. Dabei waren neben Bürgermeister Rudolf Westerburg die Fraktionsvorsitzenden der Ratsparteien und einige Verwaltungsmitarbeiter.
Der größte Posten in dem Paket wird für die Wiederherstellung der Brücken im Gemeindegebiet gebraucht: rund 6,2 Millionen Euro. Etwa 2,2 Millionen Euro gehen in die Sanierung der Wirtschaftswege und Straßen. Auch ein Gerätehaus der Feuerwehr und das Dorfgemeinschaftshaus in Manscheid seien in dem Bescheid bedacht, so die Ministerin. „Das zeigt, was der Starkregen angerichtet hat“, sagte sie. Viele Unternehmen und Bürger seien betroffen. Doch der Zusammenhalt der Bürger beim Wiederaufbau sei groß.
Ministerin Scharrenbach lobt den Zusammenhalt nach der Flut
Aus der Gemeinde Hellenthal seien 163 Anträge von Privatpersonen auf Wiederaufbauhilfe gestellt worden, teilte sie mit. 143 davon seien bereits bewilligt worden – mit einem Gesamtvolumen von 4,8 Millionen Euro. Auch weitere Anträge seien gestellt worden, so zum Beispiel von der Jugendhilfe Corsten in Reifferscheid über rund 1,6 Millionen Euro oder vom Wasserverband Oleftal über rund 500 000 Euro.
Was Westerburg, der auch Vorsitzender des Wasserverbands ist, sogleich die Möglichkeit gab, ein konkretes Problem anzusprechen. Denn die Förderrichtlinien hätten sich dergestalt verändert, dass der Wasserverband für seinen Fluthilfeantrag nun auch Gutachten vorlegen müsse. „Das macht keinen Sinn, die Schäden, die der Wasserverband beseitigt hat, mussten sofort repariert werden und konnten nicht erst begutachtet werden“, so Westerburg.
Mit sieben Teams sei in den Tagen nach der Flut rund um die Uhr gearbeitet worden, um gebrochene Leitungen zu reparieren und die Wasserversorgung wiederherzustellen. Darüber im Nachhinein Gutachten zu erarbeiten, erfordere jede Menge Gehirnschmalz. Scharrenbach versprach: „Das kläre ich.“
Hellenthaler Bürgermeister Rudolf Westerburg bemängelt Bürokratie
Interessiert hörte sie den Ausführungen von Manja Reiners und Jonathan Klein zu, die in der Gemeindeverwaltung die Beseitigung der Hochwasserschäden bearbeiten. Nach Vorgaben der Bezirksregierung solle die Weite des Durchflusses der Brücken vergrößert werden, führte Klein aus. Unsicher sei aber noch, was verlangt werde, wenn die neuen Hochwasserrichtlinien für das hundertjährliche Hochwasser (HQ 100) herausgegeben würden.
Dann solle bei Brücken von dieser Hochwasserlinie aus gerechnet noch 50 Zentimeter Luft bis zur Brückenunterkante bleiben. Das würde extreme Brückenweiten ergeben, so Klein. „Wenn das so kommt, kriegen alle Probleme, das wären gewaltige Kosten“, fügte Westerburg hinzu.
Interessiert zeigte sich Scharrenbach auch für die Maßnahmen am Netto-Markt in Blumenthal, den sie bei einem ihrer Besuche besichtigt hatte. „Der Netto ist auf dem Fundament der ehemaligen Spedition Berners errichtet worden, wofür die Keller des Vorgängergebäudes verfüllt wurden“, so Westerburg.
Westerburg: Einige Flutgeschädigte haben Probleme mit Versicherungen
Diese seien in der Flutnacht leergespült worden. Lange sei überlegt worden, ob diese Keller mit Beton aufgefüllt werden müssten, um die Statik des Supermarktes zu sichern. „Letztendlich ist nichts gemacht worden“, berichtete der Bürgermeister. Das Gebäude sei als standsicher abgenommen worden. „Die Leute wollen wissen, wie es weitergeht“, beschrieb Westerburg die Stimmung in der Gemeinde. Es gebe keine Beschwerden, wenn etwas zu lange dauere, aber die Bürger wollten wissen, was geschehen solle. Probleme hätten einige Flutgeschädigten mit ihren Versicherungen.
Hans Mießeler, der mit seiner Frau in der Fluthilfe aktiv ist und Betroffene unterstützt, berichtete ebenfalls von einigen Fällen auch in anderen Kommunen, in denen Probleme aufgetaucht seien. Ein von ihm erbetenes Gespräch im Ministerium sagte Scharrenbach spontan zu, empfahl jedoch direkt einen Vor-Ort-Termin. „Ich sage den Leuten immer, dass viele Dinge nicht vom Schreibtisch aus zu entscheiden sind“, betonte sie.