Kirmes am WochenendeGiescheid feiert 350. Geburtstag des kleinen Gotteshauses
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Giescheid rüstet sich für die Kirmes am Samstag, 24. August, und Sonntag, 25. August.
In diesem Jahr feiern die Bewohner das 350-jährige Bestehen des kleinen Gotteshauses, das die wohl höchstgelegene Kirche in der Eifel ist.
Und der Stolz auf die Kapelle eint die wenigen in Giescheid wohnenden Familien.
Hellenthal-Giescheid – Ein Dorf putzt sich für das Kirchenfest heraus: Wer in diesen Tagen nach Giescheid fährt, jenem kleinen Ort in der Eifel, der sich durch eine alte Kapelle und eine neue Wohnhaus-Burg auszeichnet, der stellt fest, dass die Bevölkerung alles dransetzt, das Dorf auf Vordermann zu bringen. Überall wird gefegt und Unkraut beseitigt, Rasen gemäht und verblühte Blumen entfernt.
Giescheid, der kleine Ort mit seinen 95 Einwohnern, rüstet sich für die Kirmes am Samstag, 24. August, und Sonntag, 25. August. Am Samstag hat der Patron der kleinen Kapelle seinen Namenstag: St. Bartholomäus. Und in diesem Jahr wird das kleine Gotteshaus, das die wohl höchstgelegene Kirche in der Eifel ist, 350 Jahre alt, wie Karl Reger von der Dorfgemeinschaft berichtet.
Die kleine Kirmes
Die kleine Giescheider Kirmes (Dorffest) beginnt am kommenden Samstag, 24. August, mit einem festlichen Gottesdienst um 19 Uhr an der Kapelle, bevor der Kirmesknochen unter musikalischer Begleitung einheimischer Musikanten ausgegraben wird. Mit Livemusik der Coverband „Funfair“ wird der Abend weiter bestritten.
Das Fest geht am Sonntag um 10.30 Uhr weiter. Das Eifelblasorchester Rescheid und der Musikverein Reifferscheid spielen im Tagesverlauf auf.
Natürlich muss kein Besucher Angst haben, dass er Hunger und Durst leiden müsste: Grill und Pfanne bieten leckere Speisen, dazu kommen Kaffee und selbstgebackene Kuchen. (bz)
Nur wenige Familien wohnen in Giescheid. Und sie eint ein Gefühl. „Wir Giescheider sind stolz auf unsere Kapelle“, sagt Maria Reger, die Tochter von Karl Reger, dem Schriftführer der Dorfgemeinschaft. Sie hat sich in der Kapelle bei Gottesdiensten als Messdienerin betätigt und miterlebt, wie das kleine Gotteshaus, das von einem Friedhof umgeben ist, in den vergangenen Monaten für das anstehende Fest herausgeputzt wurde. „Die Tür wurde neu gestrichen“, berichtet sie.
Dass sich an der Kapelle viel getan hat, stellt auch Dr. Reinhard Lubbe fest. Der Mediziner aus Porta Westfalica kommt alle paar Jahre in die Eifel, hat jüngst den als Perseidenschwarm bekannten Meteoritenregen am Nachthimmel des Lichtreservats Eifel beobachtet und eine ganz besondere Beziehung zur St.-Bartholomäus-Kapelle in Giescheid.
„In dieser Kapelle habe ich mich vor 35 Jahren verlobt“, sagt Lubbe. Seitdem besucht er immer wieder den Ort, an den er offenbar sehr schöne Erinnerungen hat, wie er zeigt, als er sich das Innere der Kapelle anschaut.
Der Innenraum ist eher schlicht. Unter dem Turm findet sich ein kleiner Raum, von dem aus die drei Glocken mit Hilfe von langen Seilen geläutet werden können.
Der Kirchenraum fasst nur wenige Besucher, die in vier Bankreihen sitzen können. Wer nach oben schaut, sieht eine bemalte Kassettendecke, die der Kirchenmaler Hans Alfred Zepter angefertigt hat. Namhafte Künstler haben mit ihren Kirchenfenstern zur Verschönerung der Kapelle beigetragen, heißt es in einer Mitteilung der Dorfgemeinschaft, deren Vorsitzende Gabi Lux ist.
Ziemlich genau 350 Jahre ist es her, dass es die Giescheider und ein Teil der benachbarten Kamberger, die damals zur Herrschaft der Wildenburg gerechnet wurden, leid waren, ihre Toten bei Wind und Wetter, bei Eis und Schnee zur Pfarrkirche Reifferscheid bringen zu müssen. Reifferscheid liegt gut fünf Kilometer Luftlinie entfernt und der Weg dorthin ist nicht gerade eben.
Kapelle wurde zunächst kritisiert
Sie bauten daher ein eher bescheidenes Gotteshaus und pflanzten daneben eine Linde. Die ist hat heute einen Stammumfang von 6,70 Metern, schreibt Karl Reger, Schriftführer der Giescheider. Immer wieder, so die Recherchen des Giescheiders, gab es Kritik an der Kapelle, die gar nicht das prächtige Gotteshaus war, das man sich in manchen Epochen vorstellte. In einem Visitationsprotokoll von 1833 wurde die Kapelle beispielsweise als „tief in der Erde liegend, einer Höhle ähnlich“ beschrieben.
Die Giescheider aber haben über all die Jahrhunderte ihrem Kirchlein die Treue gehalten. Heute ist die St.-Bartholomäus-Kapelle ein wahres Kleinod. Das Gelände ist von einem schmucken Holzzaun umgeben, die Friedhofsfläche und der Rasen rund um das Gotteshaus sind gepflegt.
Die „Kässäck“, so der Spitzname der Giescheider, freuen sich auf die zwei Tage und haben am Dorfeingang sogar einen Begrüßungsstein aufgestellt, auf dem ein „Kässack“ deutlich macht, was es mit dieser Bezeichnung auf sich hat. Mit dem Käsesack wurde Weißkäse haltbar gemacht.
Der Schichtkäse wurde in ein Tuch gefüllt, so dass die Molke abtropfen konnte. „Früher hing im Schatten an den Häusern eben der Käsesack. Und wir Giescheider sind durchaus stolz darauf, dass wir in den Nachbardörfern so genannt wurden und noch werden“, so Reger. (bz)