GeldanlageTage des Sparbuchs sind im Kreis Euskirchen gezählt
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Kreis Euskirchen – „Vernünftig gelebt, beharrlich gespart, das ist gute Eifeler Art“: So oder so ähnlich muss sie gelautet haben, die Aufschrift auf dem Sparbuch der Kreissparkasse vor 50 Jahren. Ein Sparbuch, das war etwas Solides, Handfestes, auf dem man jedes Jahr neu die Zinsen eintragen lassen und sehen konnte, wie weit das kleine Geldhäufchen, das man besaß, sich vermehrt hatte.
Doch die Tage des guten alten Sparbuchs scheinen gezählt: Zinsen von 0,01 Prozent – dabei zahlen derzeit die Banken sogar drauf – sind eher abschreckend, und in Zeiten von Online-Banking mutet ein Büchlein, in dem der Kassierer jeden Eintrag mit seiner Unterschrift signiert, eher archaisch an.
Klassisches Sparbuch hat ausgedient
Erstaunt nahm jedoch eine Kundin, die jüngst in der Euskirchener Volksbank ihr Sparbuch aktualisieren ließ, zur Kenntnis, dass sie kein neues Buch bekommen werde, wenn das alte voll sei. Stattdessen wurde ihr eine Loseblattsammlung offeriert. Sie könne künftig auch mit Karte sparen, hieß es.
Das klassische Sparbuch aber, das werde es nicht mehr geben.Wie Anfragen bei den örtlichen Banken ergaben, scheint dem papiernen Sparbuch offenbar keine rosige Zukunft beschert zu sein. Die Nachfrage werde kontinuierlich geringer, wurde unisono verkündet.
Gleichzeitig gibt es aber noch viele vorwiegend ältere Kunden, die sich nicht so gerne von dem Sicherheit verheißenden Büchlein trennen möchten. Der Einstieg zum Ausstieg ist jedoch eingeläutet. Besonders konsequent sind da die Volksbanken.
Noch viele Tausend im Umlauf
„Wir haben knapp 12.000 Sparbücher, die noch kursieren “, sagt Hans-Jürgen Lembicz, Vorstand der Volksbank Euskirchen. Ein Drittel der Sparkonten werde noch auf diese Weise geführt. Doch neue Bücher würden aktuell nicht mehr ausgegeben, denn die Kosten dafür seien immens.
Auch Roland von Wersch von der VR-Bank Nordeifel in Schleiden sagt: „Wir würden am liebsten die herkömmlichen Sparbücher abschaffen. An den Schaltern wird das den Kunden schon seit geraumer Zeit mitgeteilt.“ Stattdessen gebe es ein Loseblattsparbuch, das eine Folge von abgehefteten Konto-Auszügen enthalte und die gleichen Vorteile habe. Das Verfahren sei im Gegensatz zum klassischen Sparbuch auch onlinefähig.
Postbank ist schon 2018 ausgestiegen
Bereits im vergangenen Jahr hat sich die Postbank vomSparbuch aus Papier verabschiedet. Seit 2018 werden nur noch kartengebundene Sparkonten eröffnet. „Mit der SparCard können unsere Kunden die Funktionen eines Sparkontos nutzen und zugleich von der Einfachheit und Bequemlichkeit der Digitalisierung profitieren“, erläuterte Postbank-Pressesprecher Hartmut Schlegel. Damit könne man beispielsweise Geld am Automaten einzahlen und abheben.
Dieser Service habe bewirkt, dass die Nachfrage nach Sparbüchern aus Papier in der Vergangenheit immer weiter zurückgegangen sei.
Vorhandene Sparbücher aus Papier könnten die Kundinnen und Kunden allerdings weiter wie bisher nutzen. „Wir treffen Vorsorge, dass die dafür benötigte Infrastruktur, wie zum Beispiel Spezialdrucker, verfügbar bleibt“, sagte Pressesprecher Schlegel. Auf Wunsch tausche man Sparbücher aus Papier gegen eine SparCard aus.
Gegründet worden sei der deutsche Postsparkassendienst übrigens bereits im Jahr 1939. (pe)
Bei der VR-Bank sind mittlerweile nur noch 3432 klassische Sparbücher im Umlauf. Das ist relativ wenig angesichts der Zahl, die Rita Witt für die Kreissparkasse Euskirchen nennt: 76.580 Sparbücher der Kreissparkasse befinden sich im Umlauf. Noch zwei Drittel davon haben die klassische Buchform der Vergangenheit – trotz Internet.
Kein Wunder, denn Sparbücher wurden den Menschen schon von Kindesbeinen an nähergebracht. Daran erinnert sich auch Volksbank Chef Hans-Jürgen Lembicz (56) noch gut: „Ich war früher Messdiener im Kloster in Füssenich. Am Jahresende musste man sein Sparbüchlein abgeben, die Nonnen taten dann immer einen Geldbetrag darauf.“
Das Sparbuch als wertige Stütze für die Zukunft der Kleinen: Diese Funktion mögen viele ältere Menschen noch nicht missen, wenn sie ihren Enkeln oder Urenkeln Gutes tun wollen.
Die Zahl der Menschen, die Online-Banking betreiben, ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Wer ein klassisches Sparbuch besitzt und dies wie früher nutzt, scheint jedoch von den Online-Vorzügen nicht sonderlich überzeugt.
„Wir haben 15 Geschäftsstellen im Kreis“, erläutert Kreissparkassen-Pressesprecherin Rita Witt. Überall könne man auf traditionelle Weise Geld auf sein Sparbuch einzahlen oder abheben. Das ist gar nicht so selbstverständlich, wie es scheint: Denn jeder Vorgang auf dem Sparbuch wird mit einem Nadeldrucker protokolliert und vom Kassierer unterschrieben.
Zinseintrag zum Jahreswechsel
Und nach wie vor gibt es Menschen, die sich zum Jahreswechsel ihre Zinsen auf dem Buch eintragen lassen. In früheren Zeiten gab es sogar deshalb regelmäßig lange Schlangen vor den Banken.
Roland von Wersch: „Die Nadeldrucker, die wir ,Rappelsdrucker’ nennen, sind verhältnismäßig teuer im Verhältnis zu anderen Druckern. Sie sind sehr reparaturanfällig und eher als auslaufende Modelle zu betrachten.“ Natürlich gebe es dafür vom Händler einen technischen Dienst, aber die Reparaturen seien aufwendig. Und außerdem gebe es gar nicht mehr so viele Geräte am Markt.
Immer noch Milliarden D-Mark im Umlauf
Ende vergangenen Jahres waren laut Bundesbank noch 12,55 Milliarden D-Mark in Münzen und Scheinen im Umlauf. Umgetauscht werden kann die alte Währung „unbegrenzt und unbefristet“, wie die Bundesbank garantiert, und zwar in allen Zweiganstalten der Deutschen Bundesbank.
Die Modehandelsfirma C&A wirbt derzeit damit, dass man bundesweit in all ihren Filialen, also auch in ihrem Euskirchener Kaufhaus, mit D-Mark einkaufen kann. Nicht zum ersten Mal: C&A konnte zwischen 2003 und 2016 fast 52 Millionen Umsatz in D-Mark machen, so ein Firmensprecher.
Getauscht wird im Kurs 1 Euro zu 1,96 D-Mark. Die technische Umsetzung sei kein Problem, so der C&A-Sprecher: „Die Computerkassen lassen sich so einstellen, dass der Wechselkurs automatisch umgerechnet wird.“ Das Rückgeld wird jedoch ganz zeitgemäß in Euro an den Kunden gezahlt. (hn)
Rita Witt erinnert sich, dass sie 1979 im Unternehmen angefangen und damals sogar noch Lochkarten kennengelernt hatte. Die elektronische Datenverarbeitung steckte damals in den Kinderschuhen, und PC heutiger Art kannte man noch nicht. Damals sei es möglich gewesen, mit dem Euskirchener Sparbuch auch in Hamburg Geld abzuheben. Einziger Nachteil: Die Transaktionen konnten durchaus eine Woche dauern.
Sparkasse hat es noch im Programm
„Wir bieten heute das gebundene Sparbuch nach wie vor an, denn wir haben viele ältere Kunden, die gerne so etwas in der Hand haben. Und wir versuchen, es auch weiter zur Verfügung zu stellen, so lange das technisch möglich ist“, sagt Witt. Noch gebe es keinen „D-Day“, also einen Stichtag für den Ausstieg bei der Kreissparkasse. Aber die Entwicklung sei nicht aufzuhalten.
Gleichzeitig wirbt sie fürs Online-Banking: „Ich bin kein Digital Native, sondern nenne mich Digital Grandma“, scherzt Rita Witt. Die von Stiftung Warentest geprüften Apps der Kreissparkasse seien einfach zu bedienen und komfortabel. Witt: „Das ziehe ich jedem Sparbuch vor.“