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Kreis EuskirchenMobile Führerscheinstelle hilft beim Austausch von 130.000 „Lappen“

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In Aktion: Leonie Jansen, Auszubildende zur Verwaltungsfachangestellten bei der Kreisverwaltung, nahm an der Gesamtschule Eifel Anträge entgegen.

Blankenheim/Kreis Euskirchen – Fünf Minuten Bearbeitungszeit, aber bis zu vier Monate Wartezeit: Das sind die aktuellen Fristen für den, der seinen alten Führerschein – den grauen oder rosafarbenen „Lappen“ – bis 2033 gegen den EU-Kartenführerschein umtauschen muss. Für die Führerscheinstelle bei der Kreisverwaltung in Euskirchen geht es um rund 130.000 Antragsverfahren.

Dienststelle kommt zu den Bürgern

Da macht Not erfinderisch: Jetzt kommt die Dienststelle zu den Bürgern, um das unvermeidbare Prozedere bekanntzumachen. In der Praxis den Job kennenlernen – so kann man das beschreiben, was auf Alexander Wirtz, Jonathan Fratzen und Leonie Jansen vor der Gesamtschule Eifel in Blankenheim am vergangenen Samstag drei Stunden lang zukam. Unter fachkundiger Anleitung von Renee Blumenthal, Leiter der Führerscheinstelle des Kreises Euskirchen, und Susanne Aleksander, Leiterin des Straßenverkehrsamtes, hatten sich die drei Auszubildenden einen Laptop, Ablagekörbe, Kleber und Formulare mitgebracht.

Hintergrund der Aktion an drei Stehtischen: Bis 2033 müssen alle vor dem 19. Januar 2013 ausgestellten Führerscheine gegen den EU-weit einheitlichen Kartenführerschein ausgetauscht werden. Der ist unter anderem mit biometrischem Passbild ausgestattet, soll fälschungssicher sein und wird von der Bundesdruckerei ausgestellt.

Das ist, man kann es nicht anders beschreiben, die bewusste Schaffung eines Nadelöhrs mit den entsprechenden Folgen für die Führerscheinstellen vor Ort, auch bei der Kreisverwaltung in Euskirchen.

Mitarbeiter an der „Grenze des Machbaren“

Renee Blumenthal nickt. „Es geht um rund 130.000 Stück, derzeit bearbeiten wir Anträge auf Umtausch von Anfang Dezember. Das Umtauschverfahren hat unsere Dienststelle an die Grenzen des Machbaren gebracht.“

Termine und Unterlagen

An diesen Stellen steht die mobile Führerscheinstelle des Kreises Euskirchen an den kommenden Samstagen jeweils von 10 bis 13 Uhr:21. Mai: Schleiden, Am Markt28. Mai: Hellenthal, Rathaus4. Juni: Schmidtheim, Rathaus11. Juni: Kall, Rewe-Markt18.Juni: Nettersheim, Rewe-Markt

Diese Unterlagen müssen für den Antrag auf Führerscheintausch mitgebracht werden:- Kopie des Ausweises (Vorder- und Rückseite)- Kopie des bisherigen Führerscheins (Vorder- und Rückseite)- Biometrisches Lichtbild im Original (35 mal 45 mm)- Bei Antrag auf Klasse T: Nachweis über land- oder forstwirtschaftliche Betätigung (sli)

Dazu kommt: Derzeit kann man Anträge auf Umtausch nur postalisch stellen. Dabei mangele es nicht am Arbeitswillen seines Teams, das Unterstützung von den sieben Azubis in der Kreisverwaltung erhält. Sie sind deshalb auch mit der mobilen Führerscheinumtauschstelle vor Ort. Das Unvermeidbare für viele Führerscheinbesitzer muss einfach bekannter gemacht werden. Auf seiner Homepage erläutert die Kreisverwaltung das Prozedere.

„Die Bearbeitungszeit bei uns in der Behörde dauert rund fünf Minuten – aber dann dauert es eben Monate, bis die neuen Führerscheine von der Bundesdruckerei zurück sind“, erläutert Blumenthal das Dilemma. Um das absehbare Arbeitsaufkommen bundesweit wenigstens etwas zu entzerren, hat der Gesetzgeber verschiedene Fristen gesetzt, die aber jetzt schon mit Blick auf die schiere Masse der umzutauschenden Ausweisdokumente verlängert worden sind.

Verschiedene Kriterien

Da gibt es „Jahrgangsregeln“ und „Ausstellungsjahrregeln“. Im ersten Fall sind alle Fahrlizenzen gemeint, die bis 1998 ausgestellt wurden, im zweiten die, die zwischen 1998 und 2013 erstellt worden sind. Führerscheine, die bis zum 31. Dezember 1998 ausgegeben wurden, können aber nur gegen einen befristeten neuen Führerschein getauscht werden. Demnach wäre ein weiterer Umtausch mittelfristig nötig. Den Anfang machten in diesen Fällen die Geburtsjahrgänge 1953 bis 1958. Sie waren aufgerufen, ihre alten Dokumente bis zum 19. Januar dieses Jahres abzugeben. Die Frist wurde aber bis zum 19. Juli verlängert.

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Das größte zeitliche Fenster haben die, die vor 1953 geboren sind. Sie dürfen sich noch bis 2033 Zeit lassen. Dann wird wohl auf die Behörden eine Art spezielle Seniorenwelle zurollen. Beim Ausstellungsjahr als Kriterium hat wiederum das größte Zeitfenster, wer zwischen 2012 und dem 18. Januar 2013 seinen Führerschein erhalten hat.

„Ein bürokratisches Monstrum“

Auch der 63-jährige Michael aus Blankenheim, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will, ist entschlossen, seinen zerknickten Lappen von 1980 umzutauschen. Er hat alle geforderten Unterlagen pflichtgemäß dabei (siehe „Die Termine“). Am Stehtisch bei Leonie Jansen kommt er aber ins Grübeln: „Für mich ist das ein einziges bürokratisches Monstrum.“ Der junge Erwachsene auf dem „Lappenbild“ hat optisch mit demjenigen, der vor Leonie Jansen steht, nichts mehr zu tun. Was natürlich den Sinn der Umtauschaktion erklären könnte.

Nach drei Stunden am mobilen Führerscheinumtauschstand zieht Renee Blumenthal Bilanz: 25 haben den Antrag gestellt – 25 von rund 130.000.