Nach der Flut in EuskirchenIn Palmersheim findet erste Messe seit einem Jahr statt
Euskirchen-Palmersheim – Unmengen von Wasser verwandelten die Palmersheimer Straße am 14. Juli 2021 in einen veritablen Fluss. Das Handy-Video eines Anwohners zeigt, wie sich ein Sturzbach vom höher gelegenen Friedhof, die Treppe hinab, in die Ortsdurchfahrt ergoss, vorbei an der katholischen Kirche St. Peter und Paul. Auch in die Kirche selbst floss Wasser. Es richtete in dem Bau von 1690 erhebliche Schäden an.
Die Schließung und eine lange Sanierungsphase waren die unumgänglichen Folgen. Am Sonntag, 3. Juli, fast ein Jahr nach der Flutkatastrophe, wird Pfarrer Tobias Hopmann die erste Messe in der renovierten Kirche halten. Der Gottesdienst beginnt um 9 Uhr. Nach dem Schlusssegen laden der Kirchenvorstand und Hopmann, der im vergangenen September seinen Dienst als leitender Pfarrer der katholischen Gemeinden in Euskirchen angetreten hat, die Gläubigen zum Kennenlernen in den Pfarrgarten ein.
Haupt- und Seitenschiff überschwemmt
Küster Peter Krichelmann erinnert sich gut an den Moment, als er einige Tage nach der Flut erstmals wieder die Kirche betrat. „Der Altarraum, der höher liegt, war verschont worden.“ Aber Haupt- und Seitenschiff waren überschwemmt. Er schaffte das Inventar nach draußen, dabei war er weitestgehend auf sich allein gestellt: „Die meisten Palmersheimer hatten in ihren Häusern ja selbst mehr als genug zu tun, und auch von woanders kam keine Hilfe.“
Viel schlimmer als den Hauptkirchenraum hatte es den Heizungskeller und die auf Straßenniveau liegende Sakristei getroffen. Sie stand hoch voll Wasser. Nach der Entkernung befindet sie sich immer noch im Rohbauzustand. Wie das benachbarte Pfarrheim soll sie in einem späteren Bauabschnitt saniert werden. Das sagte auf Anfrage Bernhard Sauer vom Büro Pützfelderhof Architekten in Billig, das die Renovierungsmaßnahme leitet.
Heizungskeller voller Wasser
In der Kirche war das Wasser durch Lüftungsschächte in den Heizungsraum im Keller gelaufen. Die Heizungsanlage war dadurch unbrauchbar und musste ersetzt werden. „Die Palmersheimer Kirche war ja längst nicht die einzige, die Ersatz brauchte. Die Nachfrage war groß, das Angebot klein“, erzählt Sauer, dessen Architekturbüro die Sanierung von rund 20 durch die Flut beschädigten Kirchen betreut. Ein großer deutscher Hersteller, so Sauer, habe eine Zeit lang per Los über die Reihenfolge der Lieferungen entschieden.
In St. Peter und Paul wurde im Kirchenschiff und in der Sakristei der vom Hochwasser betroffene Wandputz abgeschlagen. Anschließend galt es, Wände und Böden zu trocknen und ebenso zu desinfizieren wie die Decken und die Heißluftkanäle des Heizungssystems, um sicherzugehen, dass keine gesundheitsgefährdenden Sporen zurückbleiben.
Figuren von Schimmelpilz befallen
Die Heiligenfiguren und andere Ausstattungsgegenstände, an denen sich in kürzester Zeit Schimmelpilz gebildet hatte, wurden restauratorisch behandelt, die Sitz- und Kniebänke ebenfalls desinfiziert und ausgelagert. Mittlerweile stehen sie wieder an ihrem angestammten Platz. „Für die Arbeit an Decken und Wänden, die nach der Freimessung neu gestrichen worden sind, mussten wir den Innenraum komplett einrüsten lassen“, erzählt Architekt Sauer.
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Wie die gesamte Baubranche bekommen seine Kollegen und er die Folgen des pandemie- und kriegsbedingten Materialmangels zu spüren, die Preisentwicklung und die Auswirkungen der Lieferverzögerungen. Diese Schwierigkeiten trugen dazu bei, dass die Sanierung der Palmersheimer Kirche sich so in die Länge zog. Die Kosten der Baumaßnahmen hat das Architekturbüro noch nicht ermittelt.