Goldene HochzeitEuskirchener Ehepaar lernte sich über Anzeige kennen
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Euskirchen – Gelangweilt blätterte Wilfried Krupp durch die Zeitschrift, die seine Mutter auf dem Tisch hatte liegen lassen. Er überflog die Überschriften, bis ihn plötzlich etwas in den Bann zog: eine Kontaktanzeige. Deren Verfasserin sollte schon bald eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen.
„Ich war 20 Jahre alt und hatte bereits eine kleine Tochter. Nur der richtige Partner fehlte noch“, erinnert sich Gabriele Krupp (geborene Rychlik): „Schreiben lag mir zwar schon damals nicht, aber glücklicherweise hatte ich Erfolg.“ Denn der vier Jahre ältere Wilfried Krupp verfasste einen Brief an die damals noch Unbekannte. Viele sollten noch folgen.
Deutsches Rotes Kreuz brachte sie in die BRD
Neun Monate nach ihrem ersten Treffen läuteten die Hochzeitsglocken. Am Samstag nun stießen beide mit Freunden und Nachbarn auf 50 glückliche Ehejahre an. Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hatte damals seine Finger im Spiel, wie die gebürtige Leipzigerin Gabriele Krupp berichtet: „Meiner Mutter war es kurz vor der Grenzschließung gelungen, von der DDR in die Bundesrepublik nach Euskirchen zu fliehen.“Gabriele jedoch blieb bei ihrem Vater in der Heimat zurück. „Erst durch das Familienzusammenführungsprojekt des DRK konnte ich ihr bald darauf in den Westen folgen.“
Rücksicht, Respekt und Verständnis sind für Wilfried und Gabriele Krupp die Eckpfeiler einer glücklichen Ehe. „Dabei darf man aber auch nicht vergessen, hin und wieder gemeinsam auf den Putz zu hauen“, scherzt die Jubilarin. „Nicht nur Ehepartner, sondern auch Kumpel, mit dem man Pferde stehlen kann“ – mit diesen Worten beschreiben die Eheleute sich gegenseitig.
„Wir müssen uns nur kurz in die Augen schauen und wissen sofort, was der andere denkt. Das ist manchmal schon ein wenig gruselig“, sagt Wilfried Krupp mit einem Lachen. (arn)
Nach der Hochzeit zog auch der gebürtige Lommersumer Wilfried Krupp in die Kreisstadt, wo die Eheleute auch heute leben und wo sie viele gemeinsame Hobbys entdeckten. „Seit über 30 Jahren gehen wir Kegeln, waren früher im Ringerverein und meine Frau turnte“ , zählt der gelernte Elektroschlosser auf.
Mit dem Campingwagen in Südfrankreich
Das Turnen liege zwar mittlerweile auf Eis, doch Familienhund Teddy sorge für lange Spaziergänge und viel Bewegung. Ihre größte Leidenschaft jedoch ist das Campen an der südfranzösischen Atlantikküste. „Dort steht seit ewiger Zeit unser Campingwagen und wir nutzen jede Gelegenheit, den weißen Sandstrand zu genießen“, schwärmt Wilfried Krupp.
„Allein seit der Rente haben wir fast ein halbes Jahr dort verbracht. Die anderen Camper sind zu einer zweiten Familie für uns geworden, und wir haben schon so einiges zusammen erlebt.“ Schade sei, dass aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr allzu viele Reisen möglich seien.