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Stadtfest„Vermutlich modernste Innenstadt in Deutschland“: Euskirchen eröffnet Flaniermeile

Lesezeit 5 Minuten
Mehrere Personen stehen hinter dem Band, das soeben durchschnitten wurde.

Ein langersehnter Schnitt: Mit dem traditionellen Banddurchschneiden wurde die Euskirchener Innenstadt offiziell wiedereröffnet.

Fast vier Jahre nach der Flutkatastrophe wurde die Euskirchener Innenstadt offiziell wiedereröffnet – mit einem Stadtfest und einem riesigen Kuchen.

Auf diesen Schnitt hat die Kreisstadt lange gewartet. Am Samstag griffen die Verantwortlichen zur Schere, um das Band zu durchschneiden und damit die Euskirchener Fußgängerzone offiziell wiederzueröffnen. Aber auch, um eine Zeit voller Baubelästigungen, Rückschläge und Debatten zu beenden.

Knapp vier Jahre, nachdem die Flut große Teile der Innenstadt zerstört hatte, war es endlich soweit. „Euskirchen hat nun vermutlich die modernste Innenstadt in Deutschland“, erklärte die stellvertretende Bürgermeisterin Sandra Eisermann (CDU) mit einem Lächeln bei diesem offiziellen Akt. Sie vertrat dabei das Stadtoberhaupt Sacha Reichelt.

„Oeskerche Kooche“ zeigte Bilder auf fünf Metern Länge

Durch welch eine Berg- und Talfahrt die Bewohner   gegangen sind, zeigte der im Café Kramer entstandene „Oeskerche Kooche“, der auf fünf Metern Länge Bilder der Fußgängerzone aus den vergangenen vier Jahren präsentierte. Wahrlich: Diese zuckersüße Stärkung haben sich die Kreisstädter verdient.

„Wir hier in Euskirchen haben aus dieser Notlage das Beste gemacht und diese Baumaßnahme als Chance genutzt, um unsere Innenstadt aufzuwerten und noch mehr zu einem Ort zum Verweilen zu machen“, betonte Sandra Eisermann.

Auf dem Kuchen befinden sich Abbildungen, die die Innenstadt in den vergangenen Jahren zeigen.

Süße Belohnung: Zum Ende der schwierigen Baumaßnahmen gab es am Samstag den „Oeskerche Kooche“.

Allein 3450 Quadratmeter Pflastersteine wurden verlegt, finanziert über den Wiederaufbauplan des Landes Nordrhein-Westfalen. Insgesamt 16 gepflanzte Bäume, zwei Trinkwasserspender sowie zahlreiche neue Bänke, Mülleimer und Fahrradständer sollen zusätzlich dafür sorgen, dass die Einkaufsmeile wieder was hermacht.

Es war ein weiter Weg. Insbesondere das Erscheinungsbild der ausgewählten Pflastersteine hatte immer wieder für Unmut in der Bevölkerung gesorgt. Wolfgang Honecker, der Technische Beigeordnete der Stadt, erklärte das am Samstag so: „Beim Verlegen werden die Fugen mit einem Bindemittel eingeschlämmt, das einen leichten Film auf den Platten hinterlässt.“

Wir haben uns ganz bewusst für helle Steine entschieden, weil diese im Sommer weniger Wärme speichern und die Innenstadt nicht zusätzlich aufheizen.
Wolfgang Honecker, Technischer Beigeordneter der Stadt Euskirchen

Dieser dünne Film sei zwar nur vorübergehend spürbar, habe während dieser Zeit allerdings eine gewisse Haftwirkung für Ablagerungen wie Staub oder Schmutz, was schnell einen ungepflegten Eindruck hinterlassen könne.

„Das ist ähnlich wie zu Hause in der Küche, wenn neue Fliesen gelegt werden“, führte Honecker aus: „Da bleiben auch zunächst unschöne Spuren auf den Fliesen zurück, aber nach regelmäßiger Reinigung sehen sie wieder aus wie neu. Wir haben uns ganz bewusst für helle Steine entschieden, weil diese im Sommer weniger Wärme speichern und die Innenstadt nicht zusätzlich aufheizen.“

Die Diskussionen um die Pflasterung und einige weitere Baudetails haben es ihr und ihren Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat nicht immer einfach gemacht, gestand Sandra Eisermann.

Tausende Besucher kamen zum Stadtfest in Euskirchen

 „Ja, es war nicht immer leicht als stellvertretende Bürgermeisterin oder Stadtverordnete durch die Stadt zu gehen. Umso mehr freue ich mich nun, hier heute den offiziellen Akt zu vollziehen und die frisch sanierte Innenstadt offiziell wiedereröffnen zu können“, sprach die stellvertretende Bürgermeisterin, bevor sie sich mit anderen ans lang ersehnte Durchschneiden des Bandes machte und die Gäste sich dem „Oeskerche Kooche“ widmeten.

Nicht nur die Neustraße, sondern die gesamte Innenstadt zeigte sich am Wochenende – auch dank des Euskirchener Stadtfestes — wieder deutlich belebter. Am Straßenrand luden zahlreiche Stände mit regionalen Köstlichkeiten und Dekorationen Tausende Besucher zur Shoppingtour ein. Händlerinnen und Händler zeigten sich von der Neugestaltung der Innenstadt ausgesprochen angetan.

Buntes Treiben in Euskirchen: Zahlreiche Menschen stehen an einem Stand des Stadtfestes.

Nach dem langwierigen Wiederaufbau feierten zahlreiche Euskirchener die offizielle Eröffnung ihrer Innenstadt.

„Ich ziehe schon sehr bald hier nach Euskirchen und habe die Entwicklung der vergangenen Monate miterlebt“, berichtete etwa Künstler Ralf Grimm, der nicht nur mit seinen Gemälden, sondern auch mit musikalischen Beiträgen für Stimmung sorgte: „Es war richtig schön zu sehen, wie nach und nach alles wiederhergestellt wurde. Jetzt sieht es besser aus als vorher.“

Während Musikensembles wie der Euskirchener Sängerkreis oder das Blasorchester Brazzanova am Samstag und am Sonntag auf dem Alten Markt Feierstimmung verbreiteten, ermöglichte der französische Markt am Klosterplatz einen kulinarischen Abstecher ins Nachbarland. Aromatische Weine und stark duftender Käse weckten bei vielen Erinnerungen an den Urlaub.

Große Erleichterung nach dem Ende der Baumaßnahme in der Innenstadt

„An diesem Wochenende spielt einfach ganz viel zusammen“, freute sich Stadtfestbesucherin Gabi Thelen: „Die Stadt sieht wieder aus wie aus dem Ei gepellt, die Leute sind gut gelaunt und für ein ordentliches Abendbrot ist auch schon gesorgt. Da macht der Stadtbesuch wieder so richtig Spaß.“ Spiel- und Bastelangebote ließen auch bei den jungen Besuchern keine Langeweile aufkommen.

„Ich hoffe, dass die Gäste des Stadtfestes den Bummel durch unser Heimatstädtchen jetzt ganz besonders genießen und natürlich auch nach Herzenslust dabei einkaufen“, sagte Vize-Bürgermeisterin Sandra Eisermann. Die Erleichterung über das Ende der Bauzeit war ihr auch da noch deutlich anzusehen.


Kreissportbund Euskirchen macht Kinder fit für den Straßenverkehr

Beim Euskirchener Stadtfest war auch der Kreissportbund (KSB) mit von der Partie. Die Aktion „Fit fürs Fahrrad“ bereitete den Nachwuchs auf den Straßenverkehr vor. Der Parcours solle den Kindern Sicherheit und Selbstvertrauen geben, wenn sie auf den Straßen unterwegs sind, erklärte Carina Steinhausen vom Kinder- und Jugendbüro: „Besonders auf den Dörfern beobachte ich immer wieder Kinder, die mit dem Rad zur Schule fahren. Es ist auch für die Eltern ein deutlich besseres Gefühl zu wissen, dass ihre Kinder einige Situationen schon von Übungen wie dieser hier kennen.“

Mit Straßenkreide hatten die Organisatorinnen Straßenkreuzungen, Kreisverkehre und Zebrastreifen auf dem Schulhof der Gesamtschule aufgezeichnet. Zum Beispiel sollten aufgestellte Verkehrsschilder und die Straße überquerende Fußgänger den Alltag im Straßenverkehr simulieren.

Ein Junge fährt auf dem Fahrrad und zielt mit deinem Frisbee auf einen Korb.

Das einhändige Fahren beim Anzeigen eines Richtungswechsels gehörte auch zu den Übungen beim Fahrradparcours.

„Die Straßen sind natürlich nicht immer so leer wie hier, darum haben wir einige zusätzliche Hindernisse aufgestellt“, so Anja Wacker vom Kreissportbund. Wippen, über die die Jungen und Mädchen auf ihren Zweirädern balancieren mussten, oder flache Holzstäbe auf dem Boden stellten Unebenheiten dar. Auch das Abbiegen wurde ausgiebig geprobt: „In einer Kurve müssen die Kinder beim Fahren ein Frisbee in einen Korb werfen, um das einhändige Fahren beim Anzeigen eines Richtungswechsels zu üben.“

Für die siebenjährige Isabell waren diese Hürden kein Problem: „Ich bin schon oft in der Stadt Fahrrad gefahren und weiß, dass man an Stoppschildern anhalten muss.“ Auch andere Verkehrszeichen wie beispielsweise bei der Einfahrt in einen Kreisverkehr waren ihr bekannt.

„Bei Ausflügen lassen wir die Kinder auch häufig auf der Straße fahren, damit sie sich an solche Situationen gewöhnen“, erklärte ihr Vater: „Das gibt nicht nur den Mädels, sondern auch uns Eltern eine große Sicherheit, wenn sie später auch mal allein unterwegs sind.“ Weitere Infos über den Kreissportbund gibt es online.