Das Engagement der Bürger stellte Sacha Reichelt in den Mittelpunkt der Neujahrsansprache. Den Betrug mit Fluthilfe-Geldern verurteilte er.
„Größte Sauerei des Jahres“Euskirchener Bürgermeister entsetzt über Fluthilfe-Betrug
Mit unvorstellbarer Gewalt bahnten sich die Wassermassen ihren Weg durch die Innenstadt, rissen Pflastersteine aus den Straßen und schoben geparkte Autos vor sich her. Wohnungen, Geschäfte und Gastronomiebetriebe wurden verwüstet, und bis heute sind die Bilder und das mit ihnen verbundene Leid der Betroffenen unvergessen. Obwohl bereits dreieinhalb Jahre seit dieser Nacht vergangen sind, blickte Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt am Samstag in seiner Neujahrsansprache 2025 ein weiteres Mal auf dieses schicksalhafte Ereignis zurück.
Trotz aller Solidarität, die Betroffene von ihren Mitmenschen bei den Räumungsarbeiten und dem anschließenden Wiederaufbau erfahren durften, und der freudigen Nachricht, dass die restlichen Baustellen in der Fußgängerzone im Laufe der nächsten beiden Jahre verschwinden könnten, gab es auch 2024 noch finstere Nachwirkungen. So sei die häufig mit nur geringen bürokratischen Hürden vergebene Fluthilfe mancherorts bitter ausgenutzt worden.
„Gegenseitiges Vertrauen schweißt zusammen und kann uns durch diese Lage bringen“, betonte Sacha Reichelt. „Umso verachtenswerter ist es dann, wenn einzelne Personen beweisen, dass sie für dieses Vertrauen ungeeignet sind und es ausnutzen. Wie zuletzt wohl geschehen, als einige wenige Menschen auch hier bei uns in Euskirchen unberechtigte Anträge auf Fluthilfe gestellt haben, mit Millionenschaden. Für mich die größte Sauerei des Jahres.“
Neujahrsansprache mit Blick auf positive Entwicklungen in Euskirchen
Glücklicherweise konnte der Bürgermeister die im Wohnraum der Alten Tuchfabrik anwesenden Gäste auch an deutlich erfreulichere Ereignisse des vergangenen Jahres erinnern. Neben der gepflegten Städtepartnerschaft zwischen der Kreisstadt und dem französischen Charleville-Mézières, die 2024 durch ein gemeinsames Kunstausstellungsprojekt weiter gefördert wurde, spielten auch umwelttechnische Aspekte eine gewichtige Rolle.
Dies begann im Februar mit der Einführung der „E-Bussis“, der elektrischen Flotte der SVE, und zog sich bis in die zweite Jahreshälfte mit dem SVE-City-Ticket, das den ÖPNV noch attraktiver gestalten sollte. Mit dem „Bina“-Projekt soll der beliebte Erftpark weiter aufgewertet werden, und auch die Bewegung im Freien wurde mit der sechsten Ausgabe von „Sport im Park“ und der Rückkehr des Max-Buddels-Laufes gefördert.
„Eine ganz besondere Entscheidung hatten wir im Hinblick auf das neue City-Forum zu treffen“, so Reichelt. „Aus 20 Beiträgen mussten wir den passendsten Entwurf für das neue City-Forum in der City Süd auswählen und freuen uns nun darauf, die Umsetzung des Gewinner-Entwurfes zu erleben.“ Und dies, während zeitgleich der Standort des alten City-Forums als offene Grünfläche inmitten der Innenstadt erhalten bleiben soll.
Sportanlage im Auel und Waldfreibad sollen 2026 wieder am Start sein
Weitere Bauprojekte wie die Wiedereröffnung der zahlreichen, vom Hochwasserbetroffenen Kitas folgten und ziehen sich auch noch in das gerade begonnene Jahr, während der Einzug der Verwaltung in das neue Rathaus für die Osterferien 2026 geplant sei. „Einen Blick in die Zukunft wollen wir zum Abschluss auch noch wagen. Wir sind zurecht optimistisch, die Sportanlage im Auel und das Waldfreibad im Jahr 2026 in Betrieb nehmen zu können“, kündigte der Bürgermeister zum Ende seiner Ansprache an und schlug dann bereits den Bogen zur zweiten Hälfte des Neujahrsempfangs.
„Unsere Bürgerinnen und Bürger werden es auch in 2025 sein, die mit ihrem Engagement zum Erfolg der Stadt Euskirchen ganz maßgeblich beitragen werden. Ich danke Ihnen stellvertretend für ihre Leistung im vergangenen Jahr, ohne die es in der Stadt nicht so aussähe, wie es aussieht. Dies ist Ihre Leistung“, lobte Reichelt
Wie wichtig der Leistungsbegriff nach wie vor sei, sollte anhand zweier Gäste verdeutlicht werden, die Sacha Reichelt sich im Anschluss für ein Gespräch auf die Bühne holte. Mit Lara Hoffmann und Tim Steins waren dies zwei Sportler, die bereits in der Vergangenheit mit herausragenden Leistungen hervorstachen und heute auch nachrückende Talente mit ihrer Erfahrung bereichern.
Lara Hoffmann: „Den Titel einer Olympionikin werde ich immer tragen“
Im Jahr 2016 erfüllte sich Lara Hoffmann mit ihrer Olympia-Teilnahme in Rio de Janeiro ihren wohl größten sportlichen Lebenstraum. „Man wird nach so einem Ereignis bei Fragen leider häufig auf die Farbe der erhaltenen Medaille reduziert, aber dieser Tag war für mich viel mehr als das“, betonte die 400-Meter-Staffelläuferin. „Den Augenblick kurz vor Rennbeginn, in dem wir unten in den Katakomben des Stadions standen und in dem ich wusste, dass sich alle Vorbereitungen der letzten zehn Jahre genau darauf konzentriert haben, werde ich niemals vergessen.“
Zu wissen, alles für diesen Moment getan zu haben, erfülle sie noch heute mit Stolz, und dieses Gefühl wolle sie als Referendarin am Emil-Fischer-Gymnasium ihren Schülerinnen und Schülern vermitteln. „Den Titel einer Olympionikin werde ich immer tragen. Sich selbst Ziele zu setzen und darauf hinzuarbeiten, ist nicht nur im Sport, sondern auch im Alltag enorm bedeutsam, auch wenn am Ende nicht die Goldmedaille dabei herausspringt.“
Sein Team spornt Coach Tim Steins im Ehrenamt zu Höchstleistungen an
Auch Tim Steins konnte bereits Erfahrungen im sportlichen Rampenlicht und auf der Trainerbank sammeln. 2024 gewann der Footballspieler mit seinen Düsseldorf Rhein Fires die Europameisterschaft, während er bereits die Euskirchen Lions trainierte. Dabei stellte auch er Parallelen zwischen dem sportlichen und privaten Alltag her. „Durch den Leistungssport habe ich damals überhaupt erst gelernt, meine Termine auf die Reihe zu bekommen“, so Steins.
„Ich versuche im Training das weiterzugeben, was ich mir als aktiver Spieler selbst vom Coach wünschen würde. Wenn die Spieler dann auf mich zukommen und sagen, dass es wieder ein geiles Training gewesen sei, dann weiß ich, warum ich dieses Ehrenamt mache.“
Ein Ehrenamt, das Tim Steins gezeigt habe, wie Teamgeist sich auf eine ganze Gesellschaft auswirken könnte. „Man lernt nicht nur sich selbst und seine Stärken besser zu koordinieren, sondern man fängt auch an, sich selbst zu hinterfragen und von anderen zu lernen.“ Schließlich habe jeder Mensch solche Stärken, die er auch im Sinne seiner Mitmenschen einbringen könne, nicht nur im Sport.
Schlussworte, denen Bürgermeister Sacha Reichelt nichts mehr hinzuzufügen hatte, während er seine Gäste mit Ausblick auf ein wünschenswerterweise „leistungsstarkes Jahr 2025“ verabschiedete.