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Prozess in BonnEuskirchener handelt im Darknet mit Drogen – Idee aus dem Fernsehen

Lesezeit 3 Minuten
Das Eingangsportal des Landgerichts Bonn.

Ein Euskirchener muss sich vor dem Landgericht in Bonn wegen Rauschgifthandels verantworten.

Wegen Rauschgifthandels in mehr als 4400 Fällen muss sich ein Euskirchener Drogendealer in Bonn verantworten. Er soll 250.000 Euro verdient haben.

Der Mann wirkt wie ein seriöser Geschäftsmann, der sich zu einem Verkaufsgespräch verabredet hat: Akten unter einem Arm, im anderen eine gefaltete Jacke, das Hemd locker über der Hose, der Bart korrekt geschnitten, die Haare fein nach hinten gekämmt. Eine elegante Erscheinung, wenn nicht die Handschellen wären, die ihm der Justiz-Mitarbeiter abnimmt und ihn zu seinem Platz führt.

Das ist die Anklagebank im Saal W 1.13 des Bonner Landgerichts, in dem sich der 43-jährige Euskirchener wegen Drogenhandels in mehr als 4400 Fällen verantworten muss. Die Deals hat er im Darknet abgewickelt, jener Seite des Internets, auf der sich dunkle Gestalten tummeln.

Eine Lehrstunde für die Zuhörer

Das Geständnis des Angeklagten wird für die Zuhörer zu einer Lehrstunde, wie man illegale Geschäfte abwickelt. Im Jahr 2014 oder 2015 habe er eine Fernsehsendung über Rauschgifthandel im Darknet gesehen, den Film über Google nachrecherchiert („Das war relativ einfach“). Da sei er auf die Idee gekommen, selbst einzusteigen. Anfangs habe er probeweise eine kleine Bestellung von 100 Gramm Amphetamin abgeschickt, die prompt geliefert wurde. „Dann wuchs das Geschäft wie jedes Geschäft, nur dass dieses illegal war“, sagt er lakonisch: „Das wurde ein Selbstläufer und ließ sich im Prinzip vom Schreibtisch aus erledigen.“

Der Euskirchener baute sich nachweisbar ab Oktober 2017 ein Netz von Lieferanten auf, bei denen er je Auftrag ein bis maximal zwei Kilo Amphetamin zum Einkaufspreis von 70 Cent bis 1,30 Euro pro Gramm orderte, die er dann für fünf bis sechs Euro pro Gramm weiterveräußerte.

Verpackungsstraße installiert

In den ersten Jahren machte er die Ware in seinem Keller versandfertig, 2020 mietete er eine Garage in seiner Heimatstadt und installierte dort eine Verpackungsstraße mit Feinwaagen, Portionier- und Vakuumiergeräten, tütete die bestellten 4 bis 40 Gramm Amphetamin in Briefumschläge, verschickte sie weltweit. Die Briefe sahen aus wie eine normale Rechnung, in die die Rauschgiftpaste dünn eingestrichen wurde, damit sie bei einer Kontrolle nicht auffiel.

Als Absender nannte er real existierende Firmenadressen, die Post warf er in einen Briefkasten in seiner Nachbarschaft ein. Er selbst holte seine Ware an Packstationen ab. Lieferant und Kunde rechneten in Bitcoin ab, die der Angeklagte in der realen Welt auf 20 bis 30 Bankkonten überwies – immer in Kleinbeträgen, damit es nicht auffiel. Manchmal stockte der Zahlungsverkehr, weil irgendwo auf der Welt die Polizei einen Abnehmer erwischt hatte: „Dann hat man schnell 10.000 Euro verloren.“

Im „Kollegenkreis“ einen guten Leumund

Ansonsten gab es wohl kaum Probleme: Der Euskirchener behauptet, er habe keine Beschwerden über seine Lieferungen bekommen, weil er im „Kollegenkreis“ einen guten Leumund hatte. Offenbar gibt es im Darknet Bewertungen der Stoffqualität, ganz so wie Restaurantgäste auf Plattformen die Küche ihres Lokals loben oder tadeln.

Fünf Jahre, bis September 2022, lief der illegale Handel, in denen der Angeklagte nach Ermittlungen der Polizei 55 Kilo Drogen umgesetzt und damit rund 252.000 Euro verdient haben soll. Diese Summe will der Staatsanwalt jetzt einziehen. Der Prozess wird fortgesetzt.