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Lebenstraum erfülltStotzheimerin zeigt altes Kunsthandwerk in eigenem Laden

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt Kerstin Wexel, wie sie ein Deko-Element aus Glas in die Ausstellung stellt.

Die Stotzheimerin Kerstin Wexel hat ein Kunsthandwerk-Laden eröffnet. Dort wird unter anderem auf traditionelle Art Glas graviert.

In Stotzheim gibt es nun einen Freiraum. So hat Kerstin Wexel ihren Kunsthandwerksladen genannt. Er ist ein Traum für jeden Deko-Liebhaber.

Kerstin Wexel ist nervös. Sie ist aber auch vorbereitet. Vorbereitet auf die Eröffnung ihres Kunsthandwerksladen in Stotzheim. „Freiraum:Art“ hat sie ihn genannt. Am Samstag öffnet sich um 10 Uhr erstmals die Tür zu der frisch umgebauten Lagerhalle an der Straße Im Mühlenfeld mit der Hausnummer 8.

Hinter der Tür befindet sich der wahr gewordene Traum der 39-jährigen Glasgraveurin. Ein Traum aus Holz, Deko und ganz viel Glas. Sechs Monate hat die Stotzheimerin, die 2013 ihr Ausbildung an der Glasfachschule in Rheinbach abgeschlossen hat, intensiv an der Umsetzung ihrer Idee gearbeitet.

Im Trend: individuell gravierte Weihnachtskugeln aus Stotzheim

Die Idee selbst ist nur wenig älter. Sie sei in einer Art Findungsphase entstanden, von Lebenskrise will die 39-Jährige nicht sprechen. „Die beiden Kinder gehen nun auf die weiterführende Schule und man fragt sich, wie es für einen persönlich weitergeht. Und die Antwort auf die Frage habe ich mir mit meinem persönlichen Freiraum gegeben“, berichtet Wexel.

Das Bild zeigt ein sogenanntes Familienlicht und andere Dekoartikel.

Individuell graviertes Glas ist das Steckenpferd von Kerstin Wexel.

Entstanden ist auf 70 Quadratmetern ein Traum für Deko-Liebhaber mit viel Liebe zum Detail. So hat Wexel beispielsweise ein großes, altes Holztor aus Roitzheim aufgearbeitet. „Ich wollte dem Raum ein bisschen Wärme verleihen“, erläutert sie. In einer anderen Ecke endet eine Wendeltreppe im Nichts. Doch gerade das macht den Reiz aus.

Die Treppe stammt aus Kall. Eine Schlosserei habe dort geschlossen, die Treppe sei auf Ebay angeboten worden. „Mein Mann hat sofort zugeschlagen. Das Industriedesign findet sich in der modernen Halle ja wieder“, so die 39-Jährige.

Das Bild zeigt zahlreiche Deko-Elemente, die auf einem Tisch drapiert sind.

Wer Deko sucht, findet sie in Stotzheim. Dort hat Kerstin Wexel ihren Laden für Glasveredelung geöffnet.

Ein echter Blickfang ist ein Teil einer Holzwendeltreppe, das von der Decke hängt. Daran hat die Stotzheimerin nun Lampen drapiert. Während sie die Dekoration und Gestaltung des Raums übernommen hat, hat ihr Mann Tobias die gekauften Online-Kostbarkeiten im Freiraum angebracht und so seine Frau tatkräftig unterstützt.

Stotzheim: Herzstück des Freiraums ist die offene Werkstatt

Das Herzstück ihres neuen Ladens ist die offene Werkstatt, mit samt dem Werkzeug, das an den Besuch beim Zahnarzt erinnert, aber eben zu einer Glasveredlerin gehört. Dort kann Wexel sämtliche Größen von Glas ganz persönlich, ganz individuell gravieren. „Ein Großteil meiner Arbeiten sind Auftragsarbeiten“, erklärt sie: „Ich möchte zeigen, dass das Handwerk zwar alt ist, aber man es auf moderne Art in die heutige Zeit retten kann.“

So sei vor wenigen Wochen eine Frau aus Düsseldorf mit sündhaft teuren Gläsern zu ihr gekommen, damit diese graviert werden. „Ich hatte Angst, etwas falsch zu machen. So wertvoll waren die Dinger“, sagt Wexel schmunzelnd. Was in dieser Jahreszeit Trend liege, seien beispielsweise individuell gravierte Weihnachtskugeln.

Die Glasveredlerin Kerstin Wexel sitzt an einem Spezialwerkzeug und graviert eine Glasvase.

Die Stotzheimerin Kerstin Wexel will das alte Kunsthandwerk der Glasgravur in die Moderne heben.

Oder das Familienglas. Ein Glasgefäß, das individuell graviert wird und mit einer Kerze versehen werden kann. Wenn dann etwas Besonderes ansteht, zünde man ein Kerzchen an – so etwas funktioniere auf der ganzen Welt, so etwas funktioniere auch in der Eifel.

Zwar hat Wexel mit ihrem Freiraum:Art ihren persönlichen Traum verwirklicht, dennoch ist das Projekt irgendwie ein Familiending. „Mein Vater ist gelernter Elektriker. Er hat mir bei der Verkabelung geholfen, mein Mann hatte das Kleinanzeigenportal für die Dekoration im Blick“, sagt Wexel, die sich dennoch mit ihrem Kunsthandwerksladen ein wenig abnabelt: Nach der Ausbildung stieg die Stotzheimer in den Familienbetrieb MKM ein. „Das K ist jetzt halt aus dem Betrieb ausgestiegen und hat sich gegenüber selbstständig gemacht“, so die Handwerkerin.