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Jugendhilfeprojekt„Systemsprenger“ stellen Kunst in Euskirchen aus

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer, eine Frau und zwei Jugendliche knien vor einer Wand mit Gemälden.

Über das gelungene Projekt freuten sich Andreas de Aveiro (l.) und Hannibal Schumacher (r.) mit Svenja Ludemann.

In Euskirchen haben Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren über fünf Monate an einem außergewöhnlichen Kunstprojekt teilgenommen.

Nach fünfmonatiger Projektphase stellt nun die JC Hard Galerie in Kooperation mit der Jugendhilfe „Stabil GmbH“ die Kunstarbeiten von acht Jugendlichen aus der Jugendhilfe aus.

Die 14- bis 16-Jährigen kommen alle aus dem Bereich der sogenannten „Systemsprenger“, weshalb Geschäftsführer Andreas de Aveiro besonders stolz ist, dass das Projekt so erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Jugendliche werden von Institution zu Institution gereicht

Systemsprenger werden in der Jugendhilfe diejenigen genannt, die so starke Verhaltensauffälligkeiten zeigen, dass Hilfsmaßnahmen bei ihnen nicht anschlagen, Pflegefamilien und Jugendheime sie nicht mehr aufnehmen. Sie werden von Institution zu Institution weitergereicht und sind letztlich auf sich allein gestellt, weil kein Träger die Verantwortung übernehmen möchte. Drogenkonsum und Schulabbrüche sind in diesem Bereich an der Tagesordnung.

Die Stabil GmbH als ambulanter Jugendhilfedienst mit Standorten in ganz Deutschland betreut diese Jugendlichen im Alltag und versucht, mit ihnen Wege zu erarbeiten, um einen geregelten Tagesablauf zu erreichen.

Kunstprojekt mit Euskirchener Tattoostudio ins Leben gerufen

Das Kunstprojekt hat de Aveiro gemeinsam mit seinem Kollegen Hannibal Schumacher, der ein Tattoostudio in Euskirchen betreibt, ins Leben gerufen. In den Räumen der seit März geöffneten Kunstgalerie „JC Hard“ in der Alten Tuchfabrik bekamen die Jugendlichen einmal in der Woche die Gelegenheit, mit Pinsel und Farbe zu experimentieren, sich auszudrücken.

De Aveiro erklärt: „Wir haben den Kids völlig freie Hand gelassen und nur dort Hilfestellung geleistet, wo sie nicht weiter wussten.“ Betreut wurde das Ganze von Sozialpädagogen, Therapeuten und Fachkräften im Bereich Kunst. Kunst als Ausdruck der Psyche, so de Aveiro, sei enorm hilfreich und in der Traumabewältigung ein erprobtes Mittel.

Euskirchener Kunstprojekt zeigte positiven Einfluss auf Jugendliche

Mit diesem Pilotprojekt wollten er und Schumacher herausfinden, ob sich die positiven Aspekte auch auf die von ihnen betreuten Jugendlichen übertragen lassen. Sie haben beobachtet, dass innerhalb der vergangenen fünf Monate die Verhaltensauffälligkeiten der Jugendlichen stark zurückgegangen seien. Einige gingen sogar wieder regelmäßig zur Schule und befänden sich auf dem besten Weg in eine Berufsausbildung.

Teamleiterin Svenja Ludemann hat sich federführend um die Organisation und Teilnahme der Jugendlichen gekümmert und ist stolz auf die Leistung ihrer Schützlinge. Sie freut sich schon auf das nächste Projekt, das noch in diesem Jahr starten wird.

Zwar sind nicht alle Jugendlichen zur Eröffnung der Ausstellung erschienen. Doch das wunderte de Aveiro nicht: „Für manche war der Druck der Öffentlichkeit zu hoch.“ Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse sei enorm wichtig, damit die Jugendlichen wieder Vertrauen zur Welt aufbauen. Die Bilder sind noch in der JC Hard Galerie zu sehen, im neuen Jahr werden sie in Brühl und in Köln ausgestellt.