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Trilogie geplantEuskirchener verarbeitet seine Kindheit in einem Roman

Lesezeit 3 Minuten
Hanns Udo Schild-Havenstein hat seine beiden Bücher und ein Schild aus Amerika auf einem Weinfass drapiert.

Hanns Udo Schild-Havenstein, der Autor von „Windböen“, präsentiert seine zwei Bücher und ein Schild aus Amerika.

Hanns Udo Schild-Havenstein aus Euskirchen hat den zweiten Band seiner Trilogie vorgelegt, in der er seine Kindheitstraumata verarbeitet.

Obwohl er den Verlust seines Bruders und seines Vaters mit Euskirchen verbindet, zieht es Autor Hanns Udo Schild-Havenstein immer wieder in seine alte Heimatstadt zurück. Seine erste persönliche Krise habe er im Alter zwischen vier und acht Jahren mit der Scheidung seiner Eltern erlebt, erinnert sich Schild-Havenstein.

„Meine Mutter wurde damals vor Gericht schuldig für das Ehe-Aus gesprochen.“ Die damalige Aufarbeitung im Rechtssystem sei für ihn heftig gewesen: „Inklusive Kindesentführung, das wurde aber nicht so genannt. Meine Mutter hat uns Kinder einfach eingepackt und war weg. Mein Vater hat uns heimlich zurückgeholt. Das war belastend.“

Mit acht Jahren den Bruder verloren

Danach kamen die nächsten schweren Schläge: Als er acht Jahre alt war, verstarb sein 15-jähriger Bruder. „Auf einer Fahrradtour ist er in Gemünd tödlich verunglückt.“ Vier Jahre später verstarb sein Vater. Danach zog Schild-Havenstein von Euskirchen zu seiner Mutter nach Leverkusen.

„Das Ganze in Romanform aufzuarbeiten, war auch eine Therapie für mich.“ Im Selbstverlag „Bod – Books on demand“ veröffentlichte er zunächst „Sonnenstrahlen – Mit Vollgas ins Leben und ran an den Traum“. In dem Buch verarbeitet der 60-Jährige die Schicksalsschläge seiner Kindheit und Jugend.

Der Laienschriftsteller schreibt auch über seine Erfahrungen in den USA, wo er den Sommer seines Lebens verbrachte. Diese autobiografischen Bestandteile vermengt der ehemalige Vertriebler mit fiktiven Elementen. Im zweiten Buch der geplanten Trilogie namens „Windböen – Lebe Dein Leben, allen Stürmen und Flauten zum Trotz“ ist der Protagonist 20 Jahre alt und reist nach Pennsylvania.

Autor will das Positive herausstellen

„Es geht dann weiter mit einer Liebesgeschichte.“ Diese ist aber fiktional. Auch ein autobiografischer Verlust eines Freundes werde beschrieben. „Reales und Fiktionales halten sich die Waage – 50/50“, sagt der Hobbyautor. Warum er fiktionale Anteile einfügt? „Um Leute nicht zu verletzen, es soll anonymer sein. Und um stärker das Positive herauszustellen, trotz aller Verluste und Ängste“, erklärt Schild-Havenstein.

Als Jugendlicher wollte ich mir den Traum verwirklichen, die USA zu besuchen.
Hanns Udo Schild-Havenstein

Sein Vater hatte ihm in der Kindheit ständig Karl-May-Bücher vorgelesen, erinnert sich der Autor. „Und mein Patenonkel hatte mir von seiner amerikanischen Kriegsgefangenschaft erzählt. Dort wurden ihm nach seiner nationalsozialistischen Verklärung die Augen geöffnet“, so Schild-Havenstein: „Das ist bei mir hängengeblieben. Als Jugendlicher wollte ich mir den Traum verwirklichen, die USA zu besuchen.“

Der 16-Jährige habe Mutter und Stiefvater überreden können, bei einer Agentur eine achtwöchige Sprachreise zu buchen, um sein Schulenglisch aufzubessern. „Die Reise war in den 80er-Jahren sehr teuer. Mein Stiefvater hat mir einen Ferienjob in einer Fabrik in Wülfrath besorgt. Dort habe ich sechs Wochen von morgens bis abends Fließbänder zusammengebaut, um ein Jahr später reisen zu können.“

Seine Erlebnisse während der abenteuerlichen Reise und der Begegnung mit dem „American way of life“ prägen ihn bis heute. In Amerika hatte er auch zum ersten Mal Kontakt mit Baseball. Der Sport habe ihn enorm fasziniert. Zurück in Deutschland, habe er sich direkt einen Verein in Köln gesucht.

1995 trat er dann dem Zülpich Eagles Baseball und Softball Club bei, um in der Bundesliga spielen zu können. „Für mich ist der amerikanische Traum das Gefühl der Freiheit. Wenn man das Gute aus Deutschland und Amerika zusammenbringt, ist es eigentlich perfekt“, sagt Schild-Havenstein, der mittlerweile in Hamburg lebt, aber immer noch häufig in die Eifel kommt.